Tausende Urlauber liegen in der Halle des Flughafen auf Madeira auf Matten auf dem Boden, weil ihr Flug gestrichen wurde. So auch Familie Micheli aus Bad Urach.

Baden-Württemberg Tausende Urlauber hängen auf Madeira fest - auch eine Familie aus Bad Urach

Stand: 18.08.2024 21:29 Uhr

Seit Tagen werden Flüge am Flughafen auf Madeira gestrichen - zu starke Winde. Für die ist der Flughafen Funchal als einer der gefährlichsten der Welt berüchtigt. Passagiere beklagen fehlende Hilfe.

Auf der portugiesischen Urlaubsinsel Madeira sitzen Tausende Urlauber aus Deutschland fest. Andere wiederum konnten und können dort nicht landen. Als Grund dafür nennen Fluglinien wie beispielsweise Condor die "herausfordernden Wetterverhältnisse mit starken Winden vor Ort". Da die Sicherheit der Fluggäste und der Besatzungscrew "zu jedem Zeitpunkt oberste Priorität" hat, wie eine Pressesprecherin von Condor auf SWR-Anfrage schreibt, sind Starts und Landungen von Fliegern mehrerer Fluggesellschaften storniert worden.

Reisende wie Familie Micheli aus Bad Urach (Kreis Reutlingen) fühlen sich von ihrer Airline - in diesem Fall Condor - im Stich gelassen. Die vierköpfige Familie habe lediglich Matten zum Übernachten auf dem Flughafenboden bekommen. Und nach mehrmaligem Nachfragen am Telefon einen Rückflug nach Stuttgart - allerdings erst in einer Woche. Für die Familie "ein Albtraum", erzählt Bettina Micheli dem SWR. So ein Ende mache auch den schönsten Urlaub kaputt.

Wir sind hier einfach alle uns selbst überlassen und es gibt auf dem Flughafen keine Hilfe. Das Einzige, was es gibt, sind Matten. Das war's. Bettina Micheli, Mutter aus Bad Urach-Wittlingen

Bettina Micheli: "Wir fühlen uns im Stich gelassen"

Fehlende Informationen und Hilfe am Flughafen in Madeira

Für die Annullierung des Fluges hat Familie Micheli vollstes Verständnis: "Das war auf jeden Fall eine richtige Entscheidung. Die Winde waren einfach zu stark und zu gefährlich." Aber dass Condor den Flugreisenden keine Ersatzflüge bereitstelle und es keinen Informationsfluss gebe, verärgert Alexander und Bettina Micheli.

Für manche klinge das wie ein Luxusproblem à la ist doch eine tolle Urlaubsverlängerung, dem sei aber nicht so, sagt Bettina Micheli, Mutter von zwei Kindern, im Gespräch mit dem SWR. "Das Urlaubsfeeling ist dahin", auch wenn die zehn Tage auf der Insel wunderschön gewesen seien. Dass sie jetzt als vierköpfige Familie ungeplant eine Woche länger auf Madeira seien, ziehe einen ganzen Rattenschwanz nach sich - emotional wie finanziell: Verdienstausfall beim Sohn, Zeltlager-Absage der Tochter und Stornierung einer weiteren Reise.

Wer kommt für die Kosten nach Flugausfall auf?

Die Frage, die sich den gestrandeten Reisenden stellt, ist, wer für die Kosten aufkommt - auch für die Übernachtung in einer Ferienwohnung, die jetzt für weitere sieben Nächte nötig sei. Da die Annullierung aufgrund schlechter Wetterbedingungen erfolgte, ist sich Bettina Micheli nicht sicher, ob die Mehrkosten von der Fluggesellschaft übernommen werden. Die Annullierung erfolgte ja aufgrund schlechter Wetterbedingungen.

Condor habe Familie Micheli mündlich am Telefon mitgeteilt, die Kosten würden übernommen werden. Gleichwohl heißt es in Dokumenten, welche die Familie am Flughafen bekommen hat, dass Kosten nicht erstattet werden, wenn ein Flug wetterbedingt ausfällt. "Wir hängen völlig in der Luft", beklagt Bettina Micheli. Eine zusätzliche Woche koste die Familie einen erheblichen Betrag.

Condor: Kosten einreichen ist möglich

Die Fluggesellschaft Condor hat auf SWR-Nachfrage mitgeteilt: "Gäste, deren Rückflug ab Funchal erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden kann, können die entstehenden Kosten im Rahmen der Versorgungsleistung bei Condor einreichen." Man versuche, alle Gäste "schnellstmöglich" nach Deutschland zurückzubringen. Dass es keine früheren Rückflüge aus Madeira gibt, begründet eine Pressesprecherin mit der "aktuell hoch frequentierten Sommerferiensaison".

Familie Micheli aus Bad Urach ruht sich jetzt in der Ferienwohnung erstmal aus vom Schreck am Urlaubsende und von der Nacht auf dem Flughafenboden. Die emotional schwierigste Zeit liege hinter ihnen, so die Mutter. Auf frühere Flüge umzuschwenken sei aufgrund von völlig überhöhten Preisen wie beispielsweise 1.200 Euro pro Person nicht drin. Sie hoffen, dass ihr Flieger nach Stuttgart am Donnerstagabend gehen kann.

Tausende Urlauber hängen am Flughafen Funchal auf Madeira fest, weil ihr Flug gestrichen wurde. Die Winde waren auch am Sonntag zu stark.

Am Donnerstag war Familie Micheli von der Stornierung ihres Flugs von Funchal nach Stuttgart betroffen. Aber auch am Sonntag sah es nicht besser aus. Tausende Urlauber hängen auf Madeira fest.

Wieder viele Flüge gestrichen auf Madeira

Für andere Reisende hat das Chaos erst begonnen. Auch am Sonntag sind wieder zahlreiche Flugverbindungen nach und von Madeira wegen zu starker Winde ausgefallen. Von den frühen Morgenstunden an wurden reihenweise Flüge storniert: sowohl Anreise als auch Abreise. In der Halle des Flughafens Funchal liegen nochmal mehr gestrandete Urlauberinnen und Urlauber auf Matten herum als am Donnerstag, so die Einschätzung von Bettina Micheli. Sie ist froh, dass sie überhaupt so kurzfristig eine Ferienwohnung gefunden haben - auf eigene Faust.

Sendung am So., 18.8.2024 19:45 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

Diese Fluggastrechte gelten

Mehr zum Thema Fliegen