Eine Bronzestatue der Justitia steht auf einem Tisch.
Player: audioTrotz Revision nun doch Urteil zur Schuss-Serie

Baden-Württemberg Trotz Revision vor Bundesgerichtshof: Mann nach Schüssen in Esslingen verurteilt

Stand: 04.04.2025 16:03 Uhr

Am Landgericht Stuttgart ist ein weiteres Urteil zur sogenannten Schuss-Serie rund um Stuttgart gesprochen worden. Der Angeklagte war bei einem Schusswechsel in Esslingen dabei.

Nach einer Schießerei in Esslingen vor zwei Jahren hat das Landgericht Stuttgart am Freitag einen 34 Jahre alten Mann verurteilt. Er erhielt fünf Jahre Haft wegen vierfachen versuchten Totschlags. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann im September 2022 an einem Schusswechsel zwischen zwei rivalisierenden Banden im Esslinger Stadtteil Mettingen beteiligt war.

Landgericht Stuttgart verurteilte den Mann zwei Mal

Es ist nicht das erste Mal, dass das Landgericht den Mann in diesem Fall verurteilt hat. Bereits im November 2023 hatte das Landgericht für den heute 34-Jährigen ein Urteil gesprochen. Der zog vor den Bundesgerichtshof und erreichte eine erfolgreiche Revision, bei der sein Urteil aufgehoben wurde. Deshalb musste der Fall in Stuttgart erneut verhandelt werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Mann sitzt aber weiter in Untersuchungshaft.

Komplizen von Schuss-Serie bereits verurteilt

Vier weitere Männer, die an der Schießerei in Esslingen im September 2022 beteiligt gewesen waren, wurden dem Gericht zufolge schon rechtskräftig verurteilt: zu Jugend- und Haftstrafen zwischen drei und knapp acht Jahren. Sie sollen ebenfalls Mitglieder der rivalisierenden Gruppen sein, die im Großraum Stuttgart immer wieder mit Schusswechseln auffallen.

Hintergrund: Schüsse in der Region Stuttgart
Seit mehr als zwei Jahren fallen immer wieder Schüsse in der Region Stuttgart - fast immer vor Shisha-Bars oder Barbershops, vorwiegend nachts. Immer wieder gibt es Verletzte, auch mindestens einen Toten. Die ersten Schüsse fielen Anfang September 2022 in Mettingen (Kreis Esslingen). Es folgten weitere Vorfälle im Frühjahr 2023 in Ostfildern, Plochingen (hier gleich zwei Mal) und Reichenbach (alle Kreis Esslingen) sowie in Eislingen an der Fils (Kreis Göppingen). Mitte März wurde in Stuttgart-Zuffenhausen geschossen. Am 8. April starb ein 18-Jähriger durch Schüsse in Asperg (Kreis Ludwigsburg). Anfang Juni 2023 wurden zehn Menschen durch den Anschlag mit einer Handgranate in Altbach (Kreis Esslingen) verletzt. Im Zuge der Ermittlungen sind seit Ende 2022 inzwischen mehr als 90 Tatverdächtige festgenommen worden (Stand Januar 2025). Ihnen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung, versuchter gemeinschaftlicher Mord oder versuchter Totschlag vorgeworfen. Mehr als 300 Durchsuchungen und Kontrollen wurden im Zusammenhang mit der Schuss-Serie durchgeführt sowie mindestens eine Abschiebung. Die Polizei fand unter anderem Messer, eine Maschinenpistole, Schreckschusswaffen, Mengen an Smartphones unbekannter Herkunft, geringe Mengen Rauschgift und Testosteron - und geladene Schusswaffen in Autos. Bei einer Durchsuchung wurden sogar gefälschte Identitätspapiere sichergestellt. Im Februar 2024 wurde die Prävention im Rahmen der Ermittlungen ausgeweitet. Ein besonderer Schwerpunkt sind laut Landeskriminalamt dabei Brennpunkteinsätze mit intensiven polizeilichen Personen-, Fahrzeug- und Fahndungskontrollmaßnahmen im öffentlichen Raum.

Sendung am Fr., 4.4.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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