Baden-Württemberg VfB hadert mit Pleite gegen abgezocktes Atalanta: "Tut weh - aber kein Vorwurf ans Team"
Der VfB Stuttgart verliert in der Champions League gegen Atalanta Bergamo und erhält dabei eine kleine Lehrstunde. Trainer Sebastian Hoeneß gibt zu: "Das tut weh."
Das Szenario nach dem Schlusspfiff des Champions-League-Spiels zwischen dem VfB Stuttgart und Atalanta Bergamo (0:2) fühlte sich seltsam an. Große Teile der Fans feierten die Schwaben trotz der Niederlage, einige Anhänger hatten die Arena indes bereits nach dem zweiten Gegentor kurz vor Abpfiff eilig verlassen. Das ist in der Schwaben-Metropole nicht die Regel, zumal es die erste Heimniederlage seit über einem Jahr war. Und auch die Spieler suchten offensichtlich noch nach der richtigen Einordnung für die Partie - zumindest könnte man so ihre teilweise ratlosen Minen interpretieren.
Atalanta Bergamo: Hinten sicher, vorne effektiv
Mit Bergamo war der VfB auf seinen bislang stärksten Gegner in der aktuellen Königsklassen-Spielzeit getroffen - trotz der bisherigen Kontrahenten Real Madrid (1:3) und Juventus Turin (1:0). Atalanta, seines Zeichens aktueller Europa-League-Sieger, präsentierte sich in der Stuttgarter Arena überragend organisiert, defensiv sicher, laufstark und stellte die Schwaben mit einer Art Manndeckung übers komplette Feld immer wieder vor große Probleme. Dazu zeigten sich die Italiener vor dem Tor gnadenlos effektiv. Ademola Lookman (51. Minute) und Nicolo Zaniolo (88.) erzielten die Tore für den Tabellendritten der Serie A
Insgesamt ein bemerkenswert reifer Auftritt der Mannschaft von Trainer Gian Piero Gasperini. Ihr war anzumerken, dass sie in den letzten Jahren bereits reichlich Champions-League-Erfahrungen sammeln konnte, so dass am Ende des Spiels in Stuttgart eine kleine Lehrstunde für den VfB stand.
Sebastian Hoeneß: "Erfahrungen, die du auf dem Niveau machst"
"Das tut weh. Wir sind sehr enttäuscht, aber wir werden damit umgehen können", bilanzierte Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß nach der Partie: "Wir haben alles versucht, aber es haben Kleinigkeiten gefehlt. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Respekt an Atalanta, sie sind sehr erfahren und abgezockt, spielen sehr diszipliniert und brauchen nicht viele Chancen."
Das Fazit des Coaches: "Das sind Erfahrungen, die du auf dem Niveau machst gegen solche Topmannschaften. Da kann es solche Spielverläufe geben. Ich bin aber keinesfalls sauer über die Leistung meiner Mannschaft."
Der VfB Stuttgart bleibt in der Offensive harmlos
Auffällig war, dass der VfB gegen Bergamo kaum zu Chancen kam. Ein Kopfball von Anthony Rouault nach einem Eckball (11.), Deniz Undav ans Außennetz (45.), der eingewechselte Champions-League-Debütant Jarzinho Malanga ans Außennetz (82.) und Pascal Stenzel mit einem Fernschuss, der knapp vorbeiging (87.) - mehr war nicht. Wie schon zuletzt beim 0:0 in Leverkusen blieb Stuttgart im Angriff harmlos.
"In der Offensive hat uns der letzte Pass gefehlt", analysierte auch Rechtsverteidiger Josha Vagnoman gegenüber SWR Sport. "Es war gegen diesen Gegner aber auch nicht einfach. Bergamo stand hinten gut und hat alles wegverteidigt. Atalanta hat ja auch nicht viele Chancen gehabt, hat aber zwei Tore erzielt."
Der VfB wirkte gegen Bergamo teilweise überspielt und es scheint auch etwas die Frische zu fehlen. Kein Wunder, angesichts der Dauerbelastung in drei Wettbewerben, Englischer Wochen en masse und zahlreicher Nationalspieler. Zuletzt gab es mit Chris Führich, Jeff Chabot oder Jamie Leweling auch immer wieder Ausfälle. Nun könnte mit Undav ein weiterer hinzukommen.
Sorgen um Deniz Undav
Der Nationalstürmer ging gegen Atalanta in der 55. Minute vom Feld. Zuvor hatte er angezeigt, dass er ausgewechselt werden will. "Der Muskel hat reagiert, da müssen wir abwarten", sagte Trainer Hoeneß. Sportvorstand Fabian Wohlgemuth kündigte weitere Untersuchungen an. Auch er bestätigte: "Es hat in den Muskel reingezogen."
In der Champions League haben die Stuttgarter nach vier Spieltagen nun vier Punkte und liegen auf Rang 27. Eine Platzierung, die nicht für die nächste Runde reichen würde. Dafür hatte der VfB aber auch schon einige Hochkaräter. Das anstehende Programm dürfte den Schwaben deshalb Mut machen: Die kommenden Gegner Roter Stern Belgrad, Young Boys Bern und Slovan Bratislava belegen in der aktuellen Tabelle die letzten drei Plätze.
Fabian Wohlgemuth: Zwischenbilanz "absolut in Ordnung"
Sorgen macht man sich beim VfB jedenfalls noch keine. "Absolut in Ordnung" sei die Zwischenbilanz, sagte Wohlgemuth. Man sei weiterhin "zuversichtlich", die K.o.-Phase erreichen zu können. Und Vagnoman kündigte an: "Wir werden in den nächsten Partien unser Bestes geben, um noch so viele Punkte wie möglich zu sammeln."
Sendung am Do., 7.11.2024 6:00 Uhr, SWR Aktuell am Morgen, SWR Aktuell