Kügelchen eines homöopathischen Mittels liegen neben einem Fläschchen auf einem Tisch.

Baden-Württemberg Wird Homöopathie-Weiterbildung in BW gestrichen? Beschluss erwartet

Stand: 20.07.2024 04:32 Uhr

Seit zwei Jahren debattieren die Ärzte in Baden-Württemberg darüber, ob es auch künftig eine Weiterbildung im Bereich Homöopathie geben soll. Nun steht die Entscheidung an.

Nach gut zwei Jahren Debatte will die Landesärztekammer entscheiden, ob auch in Baden-Württemberg die Weiterbildung für Homöopathie abgeschafft werden soll. Am Samstag soll die Vertreterversammlung der Kammer über die mögliche Streichung entscheiden.

Sollten die Vertreter für die Abschaffung plädieren, müsste laut Ärztekammer noch das Sozialministerium prüfen, ob alle formalen Vorgaben eingehalten wurden. Eine Verhältnismäßigkeitsprüfung der Kammer hatte ergeben, dass eine Streichung verhältnismäßig und angemessen wäre.

Anamnese, Diagnostik und Therapie wären weiter erlaubt

Im Juli 2022 hatte die Vertreterversammlung schon einmal dafür gestimmt, die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung in Baden-Württemberg zu streichen. Das hätte zur Folge, dass Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg diese nicht mehr neu erwerben könnten.

Medizinerinnen und Mediziner, die die Weiterbildung bereits absolviert haben, wären von der Änderung nicht betroffen. Auch homöopathische Anamnese, Diagnostik und Therapie wären nach Angaben der Ärztekammer weiter erlaubt.

Umstrittene Arznei

Homöopathische Arzneimittel sind umstritten. Sie sollen den Körper dazu bringen, sich selbst zu heilen. Basis sind pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen. Die Wirkstoffe werden meist als Tropfen, Tabletten oder Kügelchen - sogenannte Globuli - verabreicht. Sie sind teils so stark verdünnt, dass sie sich nicht mehr nachweisen lassen. Wissenschaftliche Studien konnten keine unmittelbare Wirksamkeit belegen. Allerdings wird der Homöopathie ein Placebo-Effekt zugeschrieben. Die Helmholtz-Gemeinschaft schreibt, die Homöopathie habe diesen Effekt "perfektioniert". Weil der Homöopath dem Patienten neben der Gabe von Globuli viel Zeit widme, entstünden "womöglich beste Voraussetzungen, um im Patienten den Placebo-Effekt in Gang zu setzen". 

100 Ärzte wollen an Homöopathie-Weiterbildung festhalten

Eine Gruppe von 100 Ärzten fordert in einem offenen Brief vor der Entscheidung die Beibehaltung der Weiterbildung. "Homöopathie sollte weiterhin in der ärztlichen Profession bleiben", schreiben die Mediziner. Nur so könne sichergestellt werden, dass kompetent entschieden werde, ob eine konventionelle Behandlung nötig sei oder ob Homöopathie eine zusätzliche Option sein könne.

Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg laut Statistischem Landesamt mehr als 50.000 berufstätige Ärztinnen und Ärzte. Die Homöopathie-Weiterbildung gibt es nur noch in Baden-Württemberg, Sachsen und Rheinland-Pfalz. 14 von 17 Landesärztekammern haben sie bereits gestrichen. Auch die Bundesärztekammer hatte sich 2022 für die Streichung ausgesprochen.

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