Bayern Aiwanger soll Wärmestrategie liefern – das sind die Knackpunkte
Bayern soll laut Klimaschutzgesetz der Staatsregierung bis 2040 klimaneutral sein. Besonders schwierig wird das bei der Heizung. Der bayerische Gemeindetag hatte zuletzt vehement ein Konzept gefordert. Energieminister Aiwanger muss nun liefern.
Der Druck ist zuletzt gestiegen: Unter anderem die Vertretung der kleinen Kommunen, der Bayerische Gemeindetag, mahnt dringend eine Strategie der Staatsregierung an, wie sie die Heizungen in Bayern bis 2040 klimaneutral bekommen will. Denn das bayerische Klimaschutzgesetz sieht das so vor.
Heute nun veröffentlicht das Ministerium von Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (FW) dieses Wärmekonzept. Als Grundlage dafür erschien bereits im Frühjahr eine wissenschaftliche "Energiesystemanalyse" [externer Link]. Die Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) und das Beratungsunternehmen Consentec haben darin aufgeschrieben, wie das Ziel zu schaffen ist – im Auftrag des Wirtschaftsministeriums. Aber Aiwangers bisherige Politik deckt sich nicht mit allen ihren Empfehlungen.
Wie groß ist die Rolle der Wärmepumpe?
Die Wissenschaftler machen klar, dass in allen möglichen Pfaden zu einem klimaneutralen Bayern "der Wärmepumpe eine zentrale Rolle zukommt". Bei Wärmepumpen handle es sich, genauso wie beim Anschluss an ein Fernwärmenetz, um eine etablierte Technologie, mit der sich die Emissionen der bayerischen Heizungen schnell reduzieren ließen. Aiwanger dagegen bezeichnete Wärmepumpen als "Symbol der grünen Ideologie". Man dürfe nicht einseitig auf die Wärmepumpe setzen.
Wieviel Holz wird für Heizung verbrannt?
Schon jetzt läuft die Heizung in 13 Prozent der bayerischen Gebäude mit Holz – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Energieminister Aiwanger will in Bayern noch mehr Holz verheizen und hat dazu einen "Pakt Holzenergie" ins Leben gerufen. Wie sinnvoll das Verbrennen von Holz für den Klimaschutz ist, wird kontrovers diskutiert.
Die wissenschaftliche "Energiesystemanalyse Bayern" geht davon aus, dass der Beitrag von Biomasse für den Energiebedarf von Gebäuden langfristig ungefähr konstant bleibt. In den Jahren bis 2030 wird demnach zunächst etwas mehr Holz verbrannt als bisher, danach sinkt der Anteil jedoch wieder, weil Gebäude zunehmend besser isoliert sein werden.
Wieviel Wasserstoff geht in die Heizung?
Energieminister Aiwanger wirbt offensiv für Wasserstoff-Direktheizungen auch in Privathaushalten. "Das ist DIE Lösung für Bestandsgebäude anstatt Wärmepumpe", hatte er im Landtagswahlkampf verkündet.
Stadtwerke dagegen sehen Wasserstoffheizungen nur als Nischenanwendung. In die Energiesystemanalyse wurde im Auftrag des bayerischen Wirtschaftsministeriums eigens ein "H2-Pfad" aufgenommen, der mit einem maximalen Einsatz von Wasserstoff rechnet. Für diesen Fall ergibt sich bei der Gebäude-Heizung 2040 ein Wasserstoffanteil von etwa vier Prozent. Im wahrscheinlichsten Szenario dagegen kommen nur etwa 0,5 Prozent des Energiebedarfs für Gebäude aus Wasserstoff.
Wie viel Geothermie schafft Bayern?
Das Potenzial für Tiefengeothermie - also Nutzung von Wärme aus dem Erdinnern - ist in Bayern groß. Sie könnte theoretisch 40 Prozent des Wärmedarfs decken. Das bayerische Klimaschutzprogramm definiert als Ziel: zumindest 25 Prozent des Wärmebedarfs durch Geothermie bereitzustellen. Allerdings ist deren Ausbau bisher nur langsam vorangegangen. Die Energiesystemanalyse im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erwartet deshalb für 2040 nur einen Geothermie-Anteil von 11,4 Prozent, und das auch nur bei der Fernwärme.
Wie schnell verschwinden Öl- und Gasheizung?
Die Energiesystemanalyse im Auftrag des bayerischen Wirtschaftsministeriums betont als eine Kernaussage: "Fossil betriebene Heizungen müssen am Ende ihrer Lebenszeit durch klimaneutrale Technologien ersetzt werden. Nur so ist es möglich, die Emissionen des bayerischen Gebäudesektors rechtzeitig zu reduzieren." Freie Wähler und CSU haben jedoch im Streit um das Heizungsgesetz der Bundesregierung dafür gekämpft, dass noch länger neue Fossil-Heizungen eingebaut werden dürfen.
Wie konkret wird die Wärmestrategie?
Ob die Wärmestrategie genaue Zahlen enthält, wie Bayerns Wärmesektor 2040 tatsächlich klimaneutral werden kann, wird sich zeigen. Es ist nach Wasserstoffstrategie, Speicherstrategie und Erneuerbare-Energien-Strategie der vierte Teil des "Energieplan Bayern 2040" [externer Link]. Noch folgen soll eine Strategie zur Versorgungssicherheit. Die bisherigen Strategien enthalten keine umfassend durchgerechneten Zielszenarios. Eine abschließende Zusammenfassung ist jedoch angekündigt.
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Quelle: BR24 22.10.2024 - 06:17 Uhr