Nach Unfall: Busse laut Forschern sicheres Verkehrsmittel

Bayern Nach Unfall in Regensburg: Wie sicher ist Busfahren?

Stand: 09.10.2024 11:00 Uhr

Bei dem Busunglück im Regensburger Stadtverkehr wurden 50 Personen teils schwer verletzt. Trotzdem betonen Unfallforscher, dass Busse ein sicheres Verkehrsmittel seien – nur zwei Prozent aller Unfälle mit Personenschaden entfielen auf sie.

Von Frank Jordan, BR24 Redaktion

Der Schock in Regensburg sitzt noch immer tief. Mitten im abendlichen Berufsverkehr, mitten auf der zentralen Nibelungenbrücke, krachten zwei Linienbusse ineinander. Einer war auf den anderen aufgefahren. 50 Personen wurden bei dem Unfall verletzt, 13 von ihnen schwer. Darunter auch der eingeklemmte Fahrer des hinteren Busses, der aus der Fahrerkabine befreit werden musste. Inzwischen schwebt aber keiner der Insassen mehr in Lebensgefahr.

Unfallforscher: Busse gehören zu den sichersten Verkehrsmitteln

Allerdings fragen sich nun viele, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Die Unfallursache ist immer noch unklar. Die Ermittler setzen auf Zeugenbefragungen und die Hilfe eines Sachverständigen. Das Unglück hatte einen Großeinsatz ausgelöst, die Nibelungenbrücke war stundenlang gesperrt.

Was die Gefahr von Bussen insgesamt betrifft, geben Experten Entwarnung: Die Unfallforschung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bekräftigte auf BR-Nachfrage, dass Busse nach dem Flugzeug und der Bahn als das sicherste Verkehrsmittel gelten. Unfälle seien glücklicherweise selten, so die Leiterin der Unfallforschung, Kirstin Zeidler, im Interview mit dem BR, nur etwa zwei Prozent aller Unfälle mit Personenschaden entfielen auf Busse. 2023 gab es nach GDV-Angaben in Städten und Ortschaften 5.233 Busunfälle (Reise- und Linienbusse) mit Verletzten, 16 Menschen kamen dabei ums Leben.

Kollisionen mit "schweren Gegnern" am gefährlichsten

Die Unfallmuster von Linien- und Reisebussen unterschieden sich stark, so die Experten der Versicherer. Bei Unfällen mit Linienbussen würden primär Personen außerhalb des Busses verletzt, also Fußgänger oder Radfahrer an Haltestellen und beim Abbiegen.

ÖPNV-Insassen verletzten sich demnach meist aufgrund von Fahrmanövern, etwa beim Anfahren, Ausweichen oder Bremsen. Am gefährlichsten seien Kollisionen mit "schweren Gegnern", etwa einem Lkw oder – wie in Regensburg – einem anderen Bus.

Laut Hersteller alle Sitzplätze gleich sicher

Wie der Bushersteller MAN auf Anfrage des BR mitteilte, unterliegen alle Fahrzeuge in Deutschland einer allgemeinen europäischen Norm, in der etwa Gangbreiten und Türanordnungen vorgeschrieben sind. Auch der Aufprall- und Überschlagschutz seien darin geregelt. Darüber würden die Fahrzeuge stets weiterentwickelt, etwa durch Abbiegeassistenten. Laut MAN gibt es auch keinen besonders sicheren oder besonders gefährdeten Sitzplatz. Der Bus sei durch seine Konstruktion an allen Plätzen gleich sicher für alle Insassen. Ohnehin gelte in Reisebussen Anschnallpflicht. Und in Stadtbussen dürfe wegen der stehenden Fahrgäste nicht schneller als 60 km/h gefahren werden.

Hauptproblem: nicht gesicherte Insassen

Das Hauptproblem bei Busunfällen mit Personenschaden seien die nicht gesicherten Insassen, erklärt der Leiter der Unfallforschung an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Heiko Johannsen, auf Nachfrage des BR. Kollisionen mit Beteiligung von Linienbussen seien aber sehr selten. Insassen würden häufig in Situationen verletzt, bei denen es zu gar keinem Zusammenstoß käme, zum Beispiel durch scharfes Abbremsen. Die MHH wertet seit 45 Jahren in der niedersächsischen Landeshauptstadt Unfalldaten aus der Region aus und ist damit neben der TU Dresden die einzige akademische Einrichtung, die sich mit Verkehrsunfallforschung beschäftigt.

Nach einer Auswertung des Statistischen Bundesamts trugen 2020 aus Polizeisicht gut 44 Prozent der unfallbeteiligten Busfahrer die Hauptschuld am Unfall. Bei Reisebus- und Schulbusfahrern lag der Anteil deutlich höher (über 53 bzw. 59 Prozent). Linienbusfahrer waren demnach nur zu etwa 42 Prozent Hauptverursacher.

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Quelle: BR24 im BR Fernsehen 08.10.2024 - 16:00 Uhr