Ein gemaltes Kinderbild zeigt ein weinendes Mädchen, das von einem Mann angefasst wird.

Bayern Zahl der Fälle von Kinderpornografie im Netz so hoch wie nie

Stand: 03.01.2025 07:44 Uhr

Im vergangenen Jahr sind im Freistaat die Fallzahlen von Kinderpornografie im Netz erneut gestiegen. Die Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg spricht von einem Rekordwert: 2024 wurde in mehr als 8.400 Fällen ermittelt.

Von Anja Bischof

Die Fallzahlen von Kinderpornografie im Netz haben sich weiter erhöht. "Die Zahlen sind erneut auf einen absoluten Rekordwert angestiegen", sagte Thomas Goger, der Leitende Oberstaatsanwalt und stellvertretender Chef der Zentralstelle Cybercrime Bayern.

Bis Mitte Dezember 2024 ermittelten die Strafverfolger demnach in 8.444 Fällen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es 8.146 Fälle, ein Jahr davor führte die Spezialstaatsanwaltschaft in Bamberg knapp 6.600 Verfahren gegen bekannte und unbekannte Täter. Die Bandbreite sei groß, sagte Goger. Es gehe von niederschwelligen Fällen, bei denen Kinder und Jugendliche Bilder teilen, bis hin zu schwerwiegenden Fällen mit gravierenden Missbrauchstaten.

Bessere Ermittlungswerkzeuge

Im Jahr 2023 wurde in 3.610 Fällen gegen unbekannte Täter ermittelt. Diese Zahl sank im vergangenen Jahr deutlich, nämlich auf 1.952. Hintergrund ist laut Goger, dass es 2023 viele Verfahren im Zusammenhang mit gehackten Facebook-Accounts gab, über die kinderpornografische Inhalte verbreitet wurden. Dieses Phänomen sei inzwischen deutlich zurückgegangen.

Angestiegen sei dagegen die Zahl der Verfahren gegen bekannte Täter: Waren es im Jahr 2023 noch 4.536, spricht Thomas Goger nun von mindestens 6.492. Der Anstieg sei bemerkenswert und hänge mit zwei Faktoren zusammen, so der Leitende Oberstaatsanwalt: Über neue Ermittlungswerkzeuge hätten die Ermittler einen besseren Zugang zu Tätern und Material. Auch das Meldeverhalten der Anbieter aus der Internetbranche habe sich weiter gebessert.

Opfer überall auf der Welt

Einen Schwerpunkt wollen die Cybercrime-Experten künftig bei der Identifizierung der Opfer setzen. "Unsere primäre Aufgabe als Staatsanwaltschaft ist es natürlich, Täter zu ermitteln und anzuklagen. Aber in unseren Verfahren werden eine Vielzahl von kinderpornografischen Aufnahmen bekannt", sagte Goger und kündigte an, den Workflow so anpassen, dass alles Mögliche gemacht werde, um die Opfer zu identifizieren, auch im internationalen Kontext. "Die Opfer befinden sich ja selten hier in Bayern, sondern auf dem ganzen Planeten", so Goger.

Missbrauch via Livestream

Ein Phänomen gewinne zunehmend an Bedeutung: Die "Bestellung" und Bezahlung von Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch per Livestream. Laut Goger sind davon meist Kinder in anderen Ländern betroffen. "Diese Fälle werden jetzt auch zentral bei uns erfasst, wenn es in Bayern zur Anzeige kommt", erklärt Thomas Goger und betont: "Wir wollen vor allem diejenigen fassen, die in den jeweiligen Ländern dafür verantwortlich sind, dass Kinder live vor der Kamera missbraucht werden."

Mit Informationen von dpa

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Quelle: Regionalnachrichten Franken 03.01.2025 - 07:30 Uhr