Archivbild: Berlin Reinickendorf Wilhelm Hallen an der Kopenhagener Straße, denkmalgeschütztes ehemaliges Industrieareal, neu entstehendes Zentrum der Kreativwirtschaft Kunstfestival Hallen 05 im Rahmen der Berlin Art Week - 07.09.2024. (Quelle: imago images/Ritter)

Berlin 13. Art Week startet in Berlin: Picknick auf dem Parkplatz, Teenager als Puppen und Wasserkunst für den guten Zweck

Stand: 11.09.2024 10:23 Uhr

Fünf Tage lang gibt Berlin bei der Art Week wieder alles für die Kunst - ob auf der Kunstmesse Positions, in Museen, Projekträumen, Galerien oder in privaten Sammlungen. Marie Kaiser gibt Tipps, was Besucherinnen und Besucher nicht verpassen sollten.

Die Berlin Art Week hat ihre ganz eigene Dramaturgie, damit das überwältigende Kunstangebot nicht zur Überforderung wird. Jeder der fünf Festivaltage hält eine Besonderheit bereit: Am Mittwoch eröffnen gleichzeitig viele Ausstellungen in den großen Kunstinstitutionen und Museen der Stadt. Am Donnerstag beginnt die große Berliner Kunstmesse Position im ehemaligen Flughafen Tempelhof. Der Freitag gehört den Galerien. Bei der Gallery Night öffnen um 50 Berliner Galerien gleichzeitig ihre Türen für neue Ausstellungen, Partys und Performances. Und am Wochenende können Privatsammlungen in Berlin entdeckt werden.
 
Diese Kunst-Orte sollten Sie während der Berlin Art Week unbedingt besuchen:

Ausstellung "Keep Walking" in Hamburger Bahnhof. (Quelle: Hamburger Bahnhof/Jacopo La Forgia)
Das Riesenpotential der Rieckhallen

Nach der Rettung vorm Abriss starten die Rieckhallen im Hamburger Bahnhof noch einmal neu. Mit Kunst aus dem Friseursalon, Diskomusik und einem gigantischen Gemälde, auf dem alle herumspazieren dürfen. Von Marie Kaiser mehr

Berlin-Art-Week-Garten am Martin-Gropius-Bau

Der Ausgangspunkt des größten Berliner Kunstspektakels ist auch in diesem Jahr wieder der Berlin-Art-Week-Garten, der diesmal neben dem Martin-Gropius-Bau in Kreuzberg aufgebaut wurde. Ein ehemaliger Parkplatz ist umgestaltet worden - für eine autofreie Zukunft. Aus dem Parkplatz wird ein Picknickfeld. Autos sind zu Bistro-Tischen und Maschinen zu Lampenhaltern umfunktioniert worden.
 
Während der Art Week wird in Talks rund um Themen wie Nachhaltigkeit, Politik und Popkultur diskutiert, unter anderem mit Christoph Amend und Peter Raue. Im Open Air Kino sind Kunstfilme zu sehen. Es gibt aber auch Performances, Tanz Sessions, gemeinsame Mittagessen mit den Köchinnen und Köchen des Thaiparks oder Workshops für Kinder und abends legen wechselnde DJs auf. Im Berlin-Art-Week-Garten tauschen sich alle über ihre besten Art-Week-Erlebnisse aus, um dann weiter zum nächsten Kunstereignis in der Stadt auszuschwärmen.

Ein bewegungsloses Puppenspiel mit Gisèle Vienne

Die französisch-österreichische Choreografin, Künstlerin, Regisseurin und Puppenspielerin Gisèle Vienne bekommt einen besonders großer Auftritt bei der diesjährigen Berlin Art Week. Gisèle Vienne hatte erst ein Philosophie-Studium aufgenommen, aber schon mit 20 Jahren begonnen, an der renommierten Schule für Puppenspiel in Frankreich in Charleville-Mézières Puppenspiel zu studieren. In ihren Puppenspielen spricht sie Tabuthemen der Gesellschaft an wie Gewalt gegen Kinder, Femizide oder Vergewaltigung.
 
In gleich drei Berliner Institutionen sind jetzt Gisèle Viennes Arbeiten zu entdecken. Im Haus am Waldsee zeigt sie in der Ausstellung "This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play" ein Puppenspiel, das ganz ohne Bewegung auskommt - über das Auseinanderbrechen des Bewusstseins. Zu sehen sind lebensgroße und lebensechte Puppen von Teenagern. Im Georg-Kolbe-Museum werden Gisèle Viennes Arbeiten im Dialog mit historischen Werken von Künstlerinnen der europäischen Avantgarde, wie Hannah Höch oder Sophie Taeuber-Arp gesetzt. Und die Sophiensäle zeigen zur Art Week Viennes Film "Jerk". In "Jerk" erzählen in dem Handpuppen eine wahre Serie von Sexualmorden an Jungen und jungen Männern nach.

Kunst ersteigern bei "Fluss Bad Berlin at Bauakademie"

Mit der Ausstellung und Auktion "50 Für Bad Berlin" setzen sich prominente Berliner Künstlerinnen und Künstler für die Stadtentwicklungsinitiative "Fluss Bad Berlin" ein, die ein über 800 Meter langes Schwimmbecken im Spreekanal zwischen Schlossplatz und Bode-Museum einrichten will. In der Bauakademie am Schinkelplatz sind 50 Arbeiten zu sehen, unter anderem von Rosa Barba, Olafur Eliasson, Thomas Demand, Katharina Grosse, Michael Sailstorfer, Karin Sander oder Wolfgang Tillmans. Alle Arbeiten beschäftigen sich mit der elementaren Bedeutung von Wasser für unsere Welt und das menschliche Leben.
 
Alle Werke werden am 12. September meistbietend versteigert durch die Auktionatorin und Expertin für zeitgenössische Kunst Elena Sánchez y Lorbach vom Berliner Auktionshaus Grisebach. Den Erlös will "Fluss Bad Berlin" für die Entwicklung einer App zur Prognose der aktuellen Wasserqualität im Spreekanal einsetzen, mit der sich alle in Berlin jederzeit über die aktuelle Gewässerqualität informieren können.

04.06.2024, Berlin: Das Werk "The Reek - Ökosystem aus hängenden Pflanzen" von Dan Lie wird in der Ausstellung "Preis der Nationalgalerie 2024" im Hamburger Bahnhof. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Auch stinkende Kunst ist preiswürdig

Gleich vier Mal wird der Preis der Nationalgalerie in diesem Jahr vergeben. Das Motto: weniger Wettbewerb, mehr künstlerische Entfaltung. Mit Techno-Beats und freiem Eintritt wird das gesamte Wochenende im Hamburger Bahnhof gefeiert. Von Marie Kaiser.mehr

Private Einblicke ins Sammeln bei "Discovering collections"

Die Art Week bietet in diesem Jahr auch die Gelegenheit, Sammlerinnen und Sammler zu Hause zu besuchen. Bei "Discovering collections" öffnen sie ihre Privatwohnungen und zeigen, wie sie mit Kunstwerken zusammenleben, welches Gemälde über dem Sofa hängt und neben welcher Skulptur sie einschlafen. Für alle, die selbst mit dem Gedanken spielen, Kunst zu sammeln, ist das die perfekte Gelegenheit, die Sammler und Sammlerinnen auszufragen.
 
Nach welchen Kriterien wird ein neues Kunstwerk für die Sammlung ausgesucht. Wie haben sie mit dem Sammeln begonnen? Und welches war vielleicht der größte Kunstfehlkauf ihres Lebens? Private Einblicke ins Sammlerleben gibt unter anderem Patrick Gehlen, der als Schüler bei seinem Vater gejobbt hat und dann vom erstem verdienten Geld eine Fotoarbeit der Künstlerin Isa Genzken gekauft. Wer solche Geschichten aus erster Hand hören möchte, sollte sich für die Reihe "Discovering collections" [berlinartweek.de] anmelden, denn die Plätze sind begrenzt und erfahrungsgemäß schnell ausgebucht.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.09.2024, 19:30 Uhr