Albas Sportdirektor Himar Ojeda nimmt auch mal selbst den Basketball in die Hand (imago images/Langer)

Berlin Alba-Sportdirektor Ojeda: "Wir haben Spieler verloren, die wir halten wollten, und andere nicht bekommen"

Stand: 23.08.2024 10:12 Uhr

Alba Berlin will in Deutschland mit zwei Teams oben mitspielen und sich auch in Europa behaupten. Sportdirektor Himar Ojeda ist für die Kaderzusammenstellung bei den Männern und Frauen zuständig - eine besondere Herausforderung.

rbb: Himar Ojeda, im Sommer steht für viele Menschen der Urlaub an. Nicht so allerdings für einen Kaderplaner im Basketball. Wie anstrengend waren die letzten Wochen für Sie?
 
Himar Ojeda: Es war ganz schön anstrengend. Jetzt gerade fühle ich mich wirklich erschöpft. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich älter werde (lacht). Zwei Teams auf hohem Niveau zusammenstellen zu müssen, ist für mich auch noch relativ neu. Und dieses Jahr war es noch einmal anstrengender, weil das Frauen-Team mittlerweile fast vollständig professionalisiert ist.

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Fällt es Ihnen noch schwer, sich mit diesen professionellen Strukturen im Frauenbasketball zurechtzufinden und die nötigen Netzwerke zu knüpfen?
 
Es ist schon eine andere Welt als bei den Männern und hat eben auch andere Netzwerke. In den letzten Jahren musste ich mir das von Null ganz neu erarbeiten.

Sowohl die Männer als auch die Frauen wollen in der kommenden Saison in der Bundesliga um den Titel mitspielen und sich zeitgleich auch im europäischen Geschäft beweisen. Waren die Herausforderungen für beide Teams also ähnlich?
 
Manche ja, manche nein. Wir haben beim Männer- und Frauenteam die selbe Philosophie: Wir wollen Kontinuität und Spielerinnen und Spieler langfristig binden. Dann gibt es aber auch Unterschiede.

Welche sind das?
 
Bei den Männern haben wir zwei Realitäten. Zum Einen die Bundesliga. Da gibt es München, die haben ein höheres Budget. Aber dann kommt eine Gruppe aus Teams, die Jahr für Jahr gut arbeiten, wettbewerbsfähig sind und in der wir finanziell problemlos mithalten können. Eine völlig andere Realität ist die Euroleague. Da gibt es viele Vereine in großen Strukturen mit fast unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten. Da ist es egal, ob sie gewinnen oder verlieren, die haben immer Geld. Für uns ist es sehr schwer, da mitzuhalten, weil es uns ja um die Stabilität und Nachhaltigkeit des Vereins geht. Trotzdem versuchen wir mitzuhalten.

Und bei den Frauen?
 
Frauenbasketball ist, was Gelder und Sponsoren angeht noch sehr hinterher. Und das ist etwas, das wir in den letzten Jahren verändert haben. Wir haben viel Geld in unsere Strukturen, das Personal und die Spielerinnen investiert. Mehr als viele andere Teams. Und das werden wir auch in diesem Jahr wieder tun. Wir brauchen natürlich mehr Geld, weil die Frauen nun auch europäisch spielen, aber wir haben auch die Gehälter wieder angehoben. Wenn man sich die Konkurrenz in Deutschland anguckt, müssten wir das eigentlich nicht unbedingt tun. Aber wir wollen eben vorangehen. Was noch fehlt, sind die größeren Einnahmen aus dem Frauenbasketball. Wir wollen beweisen, dass es trotzdem funktionieren kann.

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Bis auf eine Spielerin sind alle anderen geblieben, die im letzten Jahr Teil der Meistermannschaft waren. Mit Emily Kiser ist auch nur eine neue dazugekommen, die allerdings Eurocup-Erfahrung mitbringt. Wie wettbewerbsfähig kann dieses Team in der ersten Saison im europäischen Wettbewerb sein?
 
Das können wir nur schätzen. Es wird für uns alle eine neue Erfahrung. Bestimmt gibt es Teams, die viel besser als wir sein werden. Aber wir wollen uns mit diesem festen Kern an Spielerinnen, den wir jetzt haben, immer wieder großen Herausforderungen stellen und nach dem Aufstieg und der Meisterschaft nun eben auch gucken, wie wettbewerbsfähig wir im Eurocup sind. Ich glaube, dass wir in unserer Gruppe ziemlich gut sein werden und mit allen mithalten können.

Bei den Männern dürfte das schwieriger werden. Die Euroleague-Saison war im vergangenen Jahr ziemlich enttäuschend. Mit Johannes Thiemann hat Alba nun auch seinen Anführer und eine absolute Säule der letzten Jahre verloren. Und auch der Abgang von Sterling Brown dürfte schmerzen. Kann das Team so international überhaupt erfolgreicher sein?
 
Es ist eine schwierige Situation. Wir können die beiden nicht ersetzen. Aber wir versuchen unser Bestes. Mich stimmt optimistisch, dass nun für viele Spieler und die Gruppe das zweite Jahr nach dem ganz großen Umbruch im vergangenen Sommer anbricht. Wir haben mit Will McDowell-White und Trevion Williams nur zwei neue Spieler dazugeholt. Alle anderen haben ein Jahr gemeinsame Entwicklung und Erfahrung hinter sich. Unsere Stärke ist die Gruppe und ich hoffe, dass uns das auch in der Euroleague helfen wird.

Sie haben den Umbruch im vergangenen Sommer angesprochen. Hat Ihnen die Arbeit vor dieser Saison mehr Spaß gemacht, eben weil Sie nach der Alba-Philosophie handeln konnten und es vor allem darum ging, Spieler zu halten, statt neue zu holen?
 
Ja, auf jeden Fall. Es war trotzdem ein harter Sommer, weil wir viel probiert haben und es ein paar frustrierende Situationen gab, in denen Dinge eben nicht geklappt haben. Wir haben Spieler verloren, die wir halten wollten, und andere nicht bekommen, die wir gerne gehabt hätten. Aber es war trotzdem besser als der Sommer davor.

Ist die Kaderbildung denn nun schon komplett abgeschlossen?
 
Ja, wir sind komplett.

Das bedeutet auch Sie können nun endlich mal Urlaub machen, bevor die Saison startet?
 
(lacht) So ist es. Ich werde mir jetzt ein paar Tage nehmen, so gut es geht offline gehen und versuchen neue Energie für die nächste harte Saison zu tanken.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport. Es wurde vom Englischen ins Deutsche übersetzt und für die Online-Fassung gekürzt und redigiert.

Sendung: rbb24, 22.08.2024, 21:45 Uhr