Bilderstrecke Das SEZ in Bildern
Stand: 09.01.2024 19:15 UhrWer nie drin war, sieht heute nur einen vermodernden, verwinkelten Kasten in bester 80er-Jahre-Architektur: Aber das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee war für viele Ostberliner ein Sehnsuchtsort ihrer Kindheit und Jugend - und ist deshalb mit schönen Erinnerungen an unbeschwerte Stunden verbunden.
Nun soll das Vorzeige-Erlebnisbad der DDR abgerissen werden, hier die leerstehende Schwimmhalle des SEZ.
So sah das Ganze anfangs aus: Ein Bild von den Bauarbeiten im März 1980. Ein schwedisches Architektenteam hatte das Freizeitzentrum geplant, in seiner Größe damals weltweit einzigartig. Die Architektur war bewusst einladend und offen konzipiert, dazu trugen die weitläufigen Glasflächen bei.
Ein Bild vom Richtfest. Das SEZ war für bis zu 22.000 Besucherinnen und Besucher am Tag konzipiert, in den ersten fünf Jahren kamen 16 Millionen Besucher, umgerechnet knapp 8.800 pro Tag - ein durchschlagender Erfolg, auch dank hochsubventionierter Eintrittskarten.
Das SEZ war ein Prestigeprojekt der DDR-Führung. Hier besichtigen der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker (Mitte), Günter Mittag (4.v.li., Sekretär für Wirtschaft im ZK) und Rudi Hellmann (li., Leiter der Abteilung Sport im ZK) die Baustelle beim Richtfest. Am 20. März 1981 wurde das Zentrum fertiggestellt. Honecker drückte bei der Eröffnung selbst den Knopf fürs erste Wellenbad.
Pause an der Rollschuhbahn, im Mai 1988. Das SEZ war insofern einzigartig, als Langeweile dort nur schwer vorstellbar war. Es gab unter anderem eine Schwimmhalle mit mehreren Becken, Tennisplätze, Volleyballfelder, Basketballplätze und Tischtennisplatten, eine Eishalle, Kultur- und Veranstaltungsbereiche, mehrere Restaurants und Cafés. Den Eintritt konnte sich jeder leisten.
Besonders beliebt waren die Schwimmbäder - sowohl drinnen, als auch draußen, samt Wasserrutsche und Wasserfall. Hier an einem Junitag 1988.
Selbst Weihnachten wurde hier im Badeanzug gefeiert, wie hier Mitte Dezember 1990. Für das SEZ waren es die letzten, unbeschwerten Zeiten.
Nach dem Ende der DDR war ungewiss, wie es mit dem riesigen Komplex weitergehen sollte. Nach und nach wurden die Belegschaft entlassen und Einrichtungen geschlossen. Dem Berliner Senat waren die Kosten zu hoch, Subventionen wie zu DDR-Zeiten war er nicht imstande zu zahlen.
Unter dem "Sparen-bis-es-quietscht"-Finanzsenator Sarrazin (SPD) wurde das SEZ schließlich 2003 an den sächsischen Unternehmer Rainer Löhnitz verkauft - für einen symbolischen Euro. Der ließ die Front erstmal grell in rot und violett anstreichen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Eigenen Angaben zufolge hat Löhnitz Millionen investiert. Sein Plan: Schritt für Schritt sollen die einstigen Wellness-Bereiche nach entsprechender Sanierung und Umgestaltung wieder eröffnet werden.
Ab November 2003 konnten Gäste wieder die renovierte Bowlingbahn und die Badminton- und Tischtennishalle nutzen. 2009 wurde ein multifunktioneller Sportbereich eröffnet.
Löhnitz sanierte das SEZ über Jahre in Eigenregie. Er vermietet es auch als Filmlocation und Veranstaltungsort.
Hier zum Beispiel im Rahmen der Berlin Fashion Week am 04.07.2019. Da lag der Eigentümer Löhnitz bereits im Clinch mit dem Berliner Senat. Dieser warf ihm vor, seine vertraglichen Verpflichtungen nicht eingehalten zu haben, was Löhnitz abstreitet.
Hier Dreharbeiten für die Serie "KraNk" im November 2023. Kurz darauf verkündete der Berliner Finanzsenator nach einer Gerichtsentscheidung: Das SEZ gehe zurück ans Land Berlin. Der Senat hält an einem Bebauungsplan von 2018 fest, der hier den Bau einer Schule und Wohnungen vorsieht - und will dafür den Gebäudebestand abreißen.
Nach langem Rechtsstreit treibt der Senat die Planungen für das riesige Gelände also voran. Zuletzt wies der Bundesgerichtshof als höchste Instanz eine Beschwerde von Löhnitz ab. Der will aber noch nicht aufgeben und hat weitere rechtliche Schritte angekündigt. | Weitere Bildergalerien