3x3-Basketballerin Svenja Brunckhorst posiert mit ihrer Olympia-Goldmedaille am 13.08.2024 in Berlin (Bild: Imago Images/Matthias Koch)

Berlin Einstieg von Basketball-Managerin Svenja Brunckhorst: Die Zukunft von Alba Berlin glänzt Gold

Stand: 17.08.2024 15:27 Uhr

Bei Olympia 2024 in Paris holten die deutschen 3x3-Basketballerinnen in einem Herzschlagfinale Olympia-Gold. Eine der Siegerinnen, Svenja Brunckhorst, hat nun ihre Karriere beendet, um bei Alba Berlin eine neue beginnen.

Näher am Geschehen war keine. Als die spanische 3x3-Basketballerin Alonso de Armino in der letzten Sekunde des Olympia-Finals den entscheidenden Wurf ansetzt, ist Svenja Brunckhorst ihre direkte Gegenspielerin. Hektisch dreht sie sich um, sieht den Ball, der das Netz des Korbs verpasst und schlägt die Hände vor das Gesicht. Ungläubiger Jubel: Historisches Gold für Svenja Brunckhorst und Deutschland! Bei der ersten Teilnahme – was für eine Geschichte auf dem Place de la Concorde in Paris. Ein High-Five mit Dirk Nowitzki und dem spanischen König inklusive. Das Ende einer großartigen Karriere und möglicherweise der Start in eine noch bessere Zukunft für den deutschen Basketball.

Svenja Brunckhorst beim Dribbling (imago images/Goal Sports)
"Den spanischen König haben wir mit einem High-Five abgeklatscht"

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Das Gold in der Socke

Auf die Frage, wo denn die goldene Olympia-Medaille aktuell ihren Platz hat, holt Svenja Brunckhorst eine weiße Sneaker-Socke aus ihrer Bauchtasche. Ein praktikables Versteck für einen unkonventionellen und lockeren Menschen, wie Svenja Brunckhorst einer ist. Auf Dauer soll die Goldmedaille aber dort nicht untergebracht sein. "Wo genau, das weiß ich noch nicht so ganz genau, aber sie wird auf jeden Fall einen Ehrenplatz bekommen und nicht ein Leben lang in der Socke leben", versichert Brunckhorst mit einem Lächeln auf den Lippen auf Nachfrage.
 
Mittlerweile trägt Brunckhorst nach ihrem Olympia-Erfolg nicht mehr das deutsche Basketball-Shirt, sondern ein blaues Poloshirt von Alba Berlin. Schon seit drei Jahren spielt Brunckhorst nicht mehr im Verein. Mit dem Rekordmeister TSV 1880 Wasserburg holte sie die Meisterschaft und wurde Pokalsiegerin. Nach ihrer Vereinskarriere führte sie die deutsche Basketball-Nationalmannschaft als Kapitänin 2023 das erste Mal seit zwölf Jahren wieder zu einer Europameisterschaft. Gleichzeitig spielte sie auch 3x3-Basketball.

Wo genau, das weiß ich noch nicht so ganz genau, aber sie wird auf jeden Fall einen Ehrenplatz bekommen und nicht ein Leben lang in der Socke leben.

Die Karriere nach der Karriere

Vor einem Jahr entschied sich die 32-Jährige zusammen mit Alba Berlin, die Mädchen- und Frauenabteilung des Vereins zu übernehmen. Im vergangenen Jahr lernte sie bereits einige Aufgaben kennen, ab diesem Sommer arbeitet sie in Vollzeit. "Ganz konkret weiß ich es noch nicht, aber wir haben bereits im Vorfeld Themenfelder für mich in Betracht gezogen und ab dem ersten Arbeitstag wird sich das schon fügen", erzählt sie über ihren Start am 1. September.
 
Die Voraussetzungen für ihren Karrierebeginn als Managerin könnten besser kaum sein. Im Jahr 2022 stiegen die Basketballerin von Alba Berlin in die Bundesliga auf. Im vergangenen Jahr holten sie erstmals die deutsche Meisterschaft und qualifizierten sich für den europäischen Wettbewerb. "Wenn man zum deutschen Meister kommt, wurde offensichtlich schon vieles richtig gemacht", scherzt Brunckhorst. Verbesserungsbedarf sieht sie dennoch – vor allem, weil sie sich nicht nur um das Profi-Team kümmert: "Das Schöne am Alba Projekt ist, dass vom Kita-Sport bis zur Grundschulliga hier alles umfasst wird. Das ist wichtig und soll auch weiter gefördert werden."
 
Für den von ihr so geliebten 3x3-Basketball sieht sie bei Alba Berlin vorerst keine Perspektive. Problem: Es gibt noch nicht einmal eine eigene Liga. "Der Bundesstützpunkt in Hannover muss jetzt erstmal den nächsten Schritt machen und wenn da alles besser ist, kann man auch in näherer Zukunft über eine Liga nachdenken", blickt Brunckhorst nach vorn. Ein Nachteil ist ihr Olympia-Sieg dafür sicher nicht: "Das führt dazu, dass ich in Gremien und Umfeldern bin, zu denen ich davor gar keinen Zugang hatte. Das kann helfen, in meiner Position den Frauen-Basketball zu pushen."

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Basketball wird weiterhin gespielt

Brunckhorst hat dabei nicht nur die Erfahrung als Ex-Basketballerin, sondern vor fünf Jahren ein Master-Studium für 'Sportmanagement und internationales Management' abgeschlossen. Für den Basketball in Deutschland sieht sie viel Potenzial, vor allem aufgrund der aktuellen Ausgangslage: "Basketball ist jetzt da, wo wir es gern hätten, endlich auch medial ein wenig präsenter. Die Männer haben es vorgemacht mit der Heim-EM und dem Weltmeistertitel. Jetzt kommen die guten Ergebnisse auch im weiblichen Bereich dazu. Wir haben zwei tolle Events in den nächsten zwei Jahren." Im kommenden Jahr wartet die EM, in zwei Jahren findet die Basketball-Weltmeisterschaft der Frauen in Berlin statt.
 
Völlig aufhören, Basketball zu spielen, will Brunckhorst aber definitiv nicht: "Gestern beim Trainingsauftakt der Mädels konnte ich es mir nicht verkneifen, auch immer mal wieder einen Rebound zu holen. Das hat Spaß gemacht. Ich werde dem Basketball auch aus der aktiven Rolle ein bisschen treu bleiben. In einer anderen Rolle, aber irgendwie wird man mich irgendwo finden." Zu den Olympischen Spielen 2028 wird sie also nicht mehr antreten. Aber das muss sie ja auch nicht, denn eine Olympia-Siegerin wird sie ein Leben lang bleiben.

Sendung: DER TAG, 13.08.2024, 19:15 Uhr