Symbolbild: Eine Polizistin steht am Tatort vor einem Absperrband. (Quelle: dpa/Benjamin Westhoff)

Berlin Ermittlungen gegen zwölf Polizisten wegen möglicher Strafvereitelung

Stand: 28.08.2024 13:57 Uhr

Zwölf Polizisten stehen im Verdacht, einen Kollegen, der einen anderen Kollegen bestohlen haben soll, geschützt zu haben. Der mutmaßliche Dieb und sein Opfer sollen in der Vergangenheit bereits gemeinsam kriminell geworden sein.

Die Wohnungen von mehreren Berliner Polizisten sind am Mittwochmorgen von der Kriminalpolizei durchsucht worden, weil sie im Verdacht stehen, einen Kollegen als möglichen Dieb geschützt zu haben. Dies teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam mit. Demnach werden zwölf Beamte verdächtigt, Durchsuchungen hat es an elf Wohnanschriften gegeben.
 
Hintergrund ist den Angaben zufolge ein Fall aus dem Dezember 2021: Damals wurden einem Polizisten in einer Wache in Berlin-Kreuzberg aus seinem Spind Goldmünzen im Wert von 600 Euro gestohlen. Der Leiter der dortigen Dienststelle stellte daraufhin fest, dass der Diebstahl wegen fehlender anderer Spuren nur intern, also von einem anderen Polizisten, begangen worden sein konnte.

Wollte die Beschuldigten einen spielsüchtigen Kollegen schützen?

Die jetzt beschuldigten Polizisten sollen einen bestimmten Kollegen wegen dessen bekannter Spielsucht im Verdacht gehabt haben. Sie hätten dies aber - so der Vorwurf - nicht gemeldet und auch keine Anzeige erstattet, "da sie die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Kollegen vermeiden wollten", hieß es.
 
Der Vorwurf gegen diese zwölf Polizisten lautet nun auf Strafvereitelung im Amt. Die Polizei beschlagnahmte Handys der beschuldigten Kollegen und will Chatverläufe und andere Daten auswerten. Zudem würden dienstrechtliche Maßnahmen geprüft.

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Dieb und Bestohlener sollen bereits zusammen geraubt haben

Der Fall dreht aber mutmaßlich noch weitere Kreise: So wurde die Angelegenheit dem Landeskriminalamt (LKA) durch andere Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Dieb und den Besitzer der Goldmünzen bekannt: Zusammen sollen die beiden im Juli 2023 bei einer vorgetäuschten Polizeikontrolle auf der Autobahn einen Autofahrer gestoppt und von ihm mehr als 57.000 Euro Bargeld aus dem Wagen geraubt haben.
 
Der Autofahrer ging aber zur Polizei und die Sache flog auf. Bei der Auswertung der Handys der beiden Polizisten stieß das LKA nun auf ältere Chatverläufe, in denen offenbar von dem Diebstahl der Goldmünzen 2021 die Rede war. So kam der Verdacht auf, dass damals weitere Polizisten bewusst wegsahen.