Illustration: Arbeitskollegen sitzen am 24.03.2023 in Berlin in einem Meeting (gestellte Szene) (Quelle: dpa / Christin Klose).

Berlin Erstes Halbjahr 2024: Berliner Wirtschaftsförderung registriert mehr Jobs und Investitionen

Stand: 19.08.2024 14:11 Uhr

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft "Berlin Partner" hat am Montag ein positives Fazit des ersten Halbjahres 2024 gezogen. Wie sie mitteilte, kündigten die von "Berlin Partner" betreuten Unternehmen Investitionen von 650 Millionen Euro in den Standort Berlin an. Das entspreche einem Zuwachs von 54 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 und wäre der höchste Wert seit Ausbruch der Corona-Pandemie - wenn diese Ankündigungen auch tatsächlich in diesem Umfang umgesetzt werden.
 
Der Großteil dieser Investitionen kommt aus dem Verkehrssektor. "Berlin Partner" nannte beispielhaft den digitalen Umbau des Mercedeswerks in Berlin sowie große Bestellungen bei Zugbauern wie Alstom, Siemens-Mobility oder Stadler. Insgesamt entstünden durch diese Investitionen 4.011 neue Arbeitsplätze in der Hauptstadt.

Eine Frau arbeitet am 27.07.2018 an einem Laptop in einem Café in Prenzlauer Berg in der Danziger Straße. (Quelle: dpa-Zentralbild/Gerald Matzka)
Gründerszene erholt sich - vor allem in Berlin

mehr

Giffey: "Gehen davon aus, dass wir wieder deutlich über Bundesschnitt liegen werden"

Man habe 58 neuen Unternehmen dabei geholfen, sich in Berlin anzusiedeln. Das sei ein Plus von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, sagte der Geschäftsführer der landeseigenen Wirtschaftsberatung, Stefan Franzke. "Im gesamten letzten Jahr waren es 75, schon das war sehr ordentlich." Nicht von der Hand zu weisen sei dennoch auch in Berlin die allgemeine Tendenz hin zu kleiner ausfallenden Investitionsprojekten mit geringerem Volumen, hieß es. Im Schnitt arbeiten in den neuen Unternehmen etwa 30 Personen, sagte Franzke.
 
Mit 21 kamen die meisten der neu ansiedelnden Unternehmen aus Deutschland. Jeweils fünf Konzerne kamen aus Großbritannien und der Türkei. Für die britischen Firmen spiele nach wie vor der Brexit eine Rolle bei der Entscheidung, nach Berlin zu kommen. "Weil einem schlicht und ergreifend der Zugang aus London auf den europäischen Binnenmarkt fehlt", sagte Franzke. "Das treibt die Unternehmen nach Berlin."
 
Für das laufende Jahr rechnet der Senat für Berlin trotz der globalen Krisen von einem Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. "Wir gehen davon aus, dass wir wieder deutlich über Bundesschnitt liegen werden und auch besser sein werden als im letzten Jahr", sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Bundesweit wird ein Wachstum für 2024 von 0,3 Prozent erwartet.

Symbolbild: Collage von Programmierer von Software und Trennschleifer von Stahl.(Quelle: picture alliance/ Matej Kastelic/Florian Gaertner)
Diese Berufsfelder sind die Gewinner und Verlierer des Wandels in der Arbeitswelt

Die Arbeitswelt ist im Wandel. Daten aus den Jahren 2018 bis 2023, die rbb|24 ausgewertet hat, zeigen: Die IT-Branche hat zum Beispiel davon profitiert. Andere Berufsfelder stehen erheblich schlechter da. Von E. Angeloudis und G. Gringmuth-Dallmermehr

"Startup Verband": 28 Prozent mehr Neugründungen von Start-ups

Auch bei den Start-ups ist die Entwicklung laut der Branche positiv. Dem "Startup Verband" zufolge stieg die Zahl der Neugründungen im ersten Halbjahr 2024 um 28 Prozent. Berlin bleibe damit Hotspot der Start-up-Szene in Deutschland. Dabei spiele das Thema Fintech eine immer größere Rolle. Das sind Unternehmen, die technologiebasierte Systeme für Finanzen anbieten, bekannte Berliner Fintechs sind beispielsweise N26, Trade Republic und Ratepay. Berlin halte hier mit insgesamt 283 Millionen Euro an Risikokapital einen deutschlandweiten Marktanteil von 88 Prozent. Im vergangenen Jahr blieb die deutsche Hauptstadt neben London der wichtigste Start-up-Standort Europas, 47 Prozent des deutschen Wagniskapitals floss nach Berlin.
 
Die Zukunftsperspektiven für Start-up-Unternehmen nehmen diese allerdings gemischt wahr, wie eine Befragung von 172 deutschen Tech-Start-ups durch den Digitalverband Bitkom aus dem vergangenen Mai zeigt [bitkom.org]. Demnach befürchtet wegen der konjunkturellen Entwicklung eigenen Angaben zufolge rund jedes zehnte Start-up (11 Prozent) eine Insolvenz in den kommenden zwölf Monaten. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) gab an, in den vergangenen zwei Jahren habe sich die Situation allgemein für Start-ups in Deutschland verschlechtert. 2023 lag der Anteil noch bei 30 Prozent. Für das eigene Start-up gaben allerdings nur 7 Prozent eine Verschlechterung der Lage an.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.08.2024, 12 Uhr