Teils braun gefärbte Blätter hängen am 12.08.2024 an einem Kastanienbaum. Der Baum verliert die welken Blätter schon Mitte August im größeren Stil, da er von der Rosskastanien-Miniermotte, auch als Biergartenmotte bekannt, befallen ist (Quelle: dpa / Valentin Gensch).

Berlin Larven zerfressen Blätter: Miniermotten lassen Berliner Kastanien im Hochsommer schon wie im Herbst wirken

Stand: 21.08.2024 07:28 Uhr

Herbstliches Braun statt hochsommerliches Grün: Jeder hat die abgetakelten Blätter von Kastanien schon mal gesehen. Der Grund dafür: Eine Motte, die noch gar nicht so lange in Berlin verbreitet ist. In diesem Jahr aber sind ihre Larven mehrere Wochen zu früh dran.

Braune Blätter auf den Straßen wie im tiefsten Herbst: Die Miniermotte hat an Berliner Kastanien bereits deutliche Spuren hinterlassen. "Fast alle Rosskastanien sind betroffen. Man hat das Gefühl, es ist in diesem Jahr noch schlimmer denn je. Ist es aber nicht", sagte der Stadtnaturexperte Derk Ehlert der Deutschen Presse-Agentur. In diesem Jahr seien die Schädlinge aufgrund der Wärme und Trockenheit in ihrer Entwicklung allerdings etwa zwei bis drei Wochen voraus, erklärt Ehlert.
 
Die Larven der kleinen Schmetterlinge zerfressen die Blätter und setzen den Bäumen zu. "Die Kastanien gehen nicht ein, wenn sie von Miniermotten befallen sind", so Ehlert. Allerdings könne es passieren, dass die Bäume bereits durch andere Einflüsse geschwächt sind und nach einem Mottenbefall sterben. In Mitteleuropa können bis zu drei Generationen pro Jahr auftreten, unter optimalen Bedingungen sogar bis zu fünf.

Eine Kastanienminiermotte sitzt am 05.12.2018 auf einem Blatt (Quelle: dpa / F. Hecker / blickwinkel).

Miniermotten werden nur vier bis fünf Millimeter groß - ihre winzigen Larven können aber großen Schaden anrichten.

Am besten eine Meise haben

Wichtig zur Eindämmung des Befalls ist laut Ehlert das konsequente Einsammeln des Laubs bis zum Frühjahr. Denn die neue Brut sitzt auch in abgeworfenen Blättern und schwärmt nach dem Schlüpfen zum Baum aus. "Je weniger Eier und Larven im Laub sind, desto weniger betroffen ist ein Baum im nächsten Frühjahr", sagte Ehlert. Eine weitere naturnahe Lösung zur Bekämpfung der Motte sind Meisenkästen. Denn Meisen ernähren sich von Miniermotten. Außer ihnen hat die Motte kaum natürliche Fressfeinde. In Einzelfällen seien auch Pheromonfallen hilfreich, so Ehlert. Am besten stellt man sie zwischen Mitte April und Ende September auf.
 
Laut Pflanzenschutzamt wurde die Miniermotte 1997 erstmals im Berlin entdeckt und tritt seit 2002 im gesamten Stadtgebiet auf [berlin.de]. Sie stammt ursprünglich vom Balkan, wurde erstmals 1984 in Mazedonien entdeckt. Ab den 1990er Jahren breitete sie sich schnell in ganz Europa aus. Der Blattfraß der Miniermotte lässt sogenannte Minen in den Blättern entstehen, die zuerst hellgrün werden, dann langsam ins Braune wechseln, sich kräuseln und vorzeitig abfallen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.08.2024, 6:20 Uhr