Das Team von Hertha Zehlendorf bejubelt einen Treffer in Jena (imago images/Christoph Worsch)

Berlin Sensationeller Saisonstart: Aufsteiger Hertha 03 Zehlendorf mischt die Regionalliga auf

Stand: 29.08.2024 20:57 Uhr

Hertha Zehlendorf sorgt derzeit in der Regionalliga Nordost für eine Überraschung nach der anderen. Der Aufsteiger spielt oben mit und will die Welle des Erfolgs nun so lange wie möglich reiten, um am Ende das große Ziel Klassenerhalt zu erreichen.

13 Tore, zehn Punkte und der dritte Tabellenplatz – das ist die sensationelle Bilanz des Aufsteigers Hertha 03 Zehlendorf nach dem fünften Spieltag der Regionalliga Nordost. Besser hätte die Rückkehr des Berliner Traditionsklubs kaum laufen können. "Es geht gar nicht um den Tabellenplatz. Da werden wir am Saisonende eh nicht landen. Aber nach fünf Spieltagen schon zehn Punkte für den Klassenerhalt zu haben, das ist das wichtige. Dass es so früh schon so viele sein würden, daran war vor der Saison nicht zu denken", schwärmt Trainer Robert Schröder.

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Spektakel zum Auftakt

Es ist bereits jetzt ein riesiger Schritt zum großen Ziel. Die Zehlendorfer sind derzeit das Überraschungsteam der Liga. Mit kleinem Budget wollten sie es zu Saisonbeginn irgendwie schaffen, der großen Konkurrenz hin und wieder ein paar Punkte zu stehlen und so am Ende die Klasse halten.
 
Doch dass der Aufsteiger in der Liga stattdessen für Trubel sorgen würde, das zeichnete sich gleich am ersten Spieltag ab: Mit 5:0 fegten sie zum Auftakt den Chemnitzer FC vom Platz. Schröder ließ sich davon nicht blenden. "Ich war da Realist. Es war nicht alles so gut, wie es das Ergebnis darstellt", erzählt er.
 
Und tatsächlich schien die Euphorie nur eine Woche später verflogen. Dort gab es mit einer 2:6-Niederlage in Jena das nächste Spektakel, diesmal jedoch mit bitterem Ausgang. "Das war dann das genaue Gegenteil. Das war längst nicht so schlecht, wie es am Ende auf dem Papier aussah", analysiert der Trainer.

Nicht zu lange drüber nachdenken

Während für viele der sensationelle Auftaktsieg danach als Zufall abgetan wurde, ließen sich die Herthaner nicht beirren. Seit der Niederlage in Jena haben sie keine Regionalliga-Partie mehr verloren, holten zwei Siege und ein Unentschieden. Eine richtige Erklärung für den starken Auftritt seiner Mannschaft hat Schröder nicht.
 
"Ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken, sondern einfach so weiterzumachen. Die Bereitschaft, Leidenschaft und Handlungsschnelligkeit der Jungs sind gerade enorm. Diese Welle müssen wir so lange wie möglich reiten, ohne zu viel darüber nachzudenken, woher sie eigentlich kommt", sagt er.

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Zwei Schlüssel zum Erfolg sind wohl trotzdem auszumachen. Zum einen läuft es gerade offensiv bislang richtig gut für die Zehlendorfer. Bislang trafen sie in jedem Spiel und haben mit Serhat Polat den derzeit zweitbesten Torschützen der Liga im Kader. Der Stürmer ist einer der Schlüsselspieler, die schon in der Aufstiegssaison in der Oberliga zum Erfolg beigetragen hatten. Im Gegensatz zu einigen anderen hatte er den Verein im Sommer jedoch nicht verlassen.
 
Bereits sechs Treffer hat der 23-Jährige nun auf dem Konto. "Dass Serhat torgefährlich ist, ist nichts neues. Was mir mehr imponiert ist, mit welchem Fleiß er sich jetzt auch in der Balleroberung einbringt", lobt der Trainer.

Heimvorteil im fremden Stadion

Die zweite große Stärke der Berliner ist der Heimvorteil. Alle drei Spiele haben sie zuhause bisher gewonnen – und dass, obwohl sie gar nicht wirklich zuhause spielen. Denn dem Ernst-Reuter-Sportfeld in Zehlendorf fehlt noch der umzäunte Gästeblock, um das Sicherheitskonzept des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) zu erfüllen.
 
Bis die Umbaumaßnahmen abgeschlossen sind, trägt Hertha seine Heimspiele beim Ligakonkurrenten Viktoria im Stadion Lichterfelde aus. Und das bislang ohne Punktverlust. "Es ist dort eine schöne Atmosphäre, so dass wir uns heimisch fühlen. Wir haben einen gewissen Stamm an Zuschauern und jetzt auch einen kleinen Fanclub. Das tut gut und es ist schön da zu spielen. Wir freuen uns aber auch, wenn wir irgendwann aufs Ernst-Reuter-Sportfeld zurückkehren können", erklärt Schröder.
 
Wann es so weit sein wird, ließ der Coach noch offen. Vermutlich kann mit einer Rückkehr nach Zehlendorf aber erst im nächsten Jahr gerechnet werden.

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Halbe Miete nach fünf Spieltagen?

Wenn es so weiter geht, werden die Berliner aber auch auf ihrem Ernst-Reuter-Sportfeld noch viele Regionalliga-Partien austragen können. Zehn Punkte sind je nach Saisonverlauf manchmal schon die halbe Miete im Kampf um den Klassenerhalt. In der Spielzeit 2020/21 hätte man damit sogar schon die Liga gehalten.
 
Zu diesen Rechenspielen will sich der Trainer jedoch nicht hinreißen lassen: "Ich habe nie mit festen Punktezahlen geplant. Das ist von zu vielen Faktoren abhängig. Wir tun gut daran, von Woche zu Woche unser Bestes zu geben. Auch, wenn das eine Floskel ist."
 
Dass es wohl nicht ewig so weitergehen wird, das scheint allen klar zu sein. Trotzdem will der Coach die Welle des Erfolgs nun so lange wie möglich reiten. "Ich werde tunlichst vermeiden, den Jungs ihre Freude und Euphorie zu nehmen. Zumindest, solange es sie beflügelt", sagt Schröder.

Sendung: rbb24, 29.08.2024, 21:45 Uhr