Berlin Stiftung Humboldt-Forum streicht "Oberindianer" aus Lindenberg-Song
Chöre in Berlin wollen bei Udo Lindenbergs Hit "Sonderzug nach Pankow" aus dem Jahr 1983 das Wort "Oberindianer" weglassen. Es könne aus heutiger Sicht diskriminierend wahrgenommen werden, teilte die Stiftung Humboldt-Forum am Mittwoch zur Begründung mit.
Anlass sind zwei geplante Auftritte im November von acht Chören in dem Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung. Nach einer offenen Diskussion mit den Chören und der künstlerischen Leitung habe sich die Stiftung entschieden, das Wort zu streichen. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.
30 Jahre galt der Palast der Republik als DDR-Prestigeobjekt. Nach dem Abriss 2008 wurde an der Stelle das Berliner Stadtschloss errichtet. Eine Sonderausstellung ab Freitag widmet sich nun der Geschichte des Palastes und der Zeit nach der Wende. Von Andrea Handelsmehr
Stiftung ist sich satirischer Bedeutung bewusst
1983 hatte Lindenberg mit seinem "Sonderzug nach Pankow" an "Oberindianer" Erich Honecker, den damaligen DDR-Staatschef, appelliert, ihn in der DDR auftreten zu lassen. Lindenberg singt in seinem Song unter anderem: "Ich muss da 'was klären, mit eurem Oberindianer. Ich bin ein Jodeltalent und will da spielen mit 'ner Band."
"Auch wenn das Wort in dem Lied "Sonderzug nach Pankow" in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte - und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog - sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt", teilte die Stiftung weiter mit. Das Wort werde von vielen indigenen Menschen und von vielen Besuchern als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen.
Wie ein Sprecher des Museums dem "Tagesspiegel" sagte, sollen die Chöre an der Stelle des Liedes nun lediglich "Ober-I" singen.
Lindenberg war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Für das Format "Vielstimmig 2024" waren die Chöre aufgefordert worden, sich mit dem Humboldt-Forum auseinanderzusetzen. Im Fokus stand dieses Mal dabei die Sonderausstellung "Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart". Die Auftritte sind am 16. und 17. November geplant.