16.09.2024, Berlin: «Stop arming Israel - keine Waffen für Israel» steht auf einem Banner während eines propalästinensischen Protestes. (Quelle: dpa/Annette Riedl)

Berlin Vortrag von Volker Beck: Polizei hält pro-palästinensische Demonstranten von TU Berlin fern

Stand: 16.09.2024 20:00 Uhr

Am Rande eines Vortrags des Grünen-Politikers Volker Beck an der TU Berlin ist es zu einem größeren Polizeieinsatz gekommen. Dutzende zum Teil aggressive Demonstranten wurden davon abgehalten, die Veranstaltung zu stören.

Ein Auftritt des früheren Grünen-Politikers Volker Beck bei einer Veranstaltung zum Thema Antisemitismus ist von einem größeren Polizeieinsatz wegen einer pro-palästinensischen Demonstration begleitet worden. Polizisten und Absperrgitter hielten die rund 170 Demonstranten am Nachmittag von der Veranstaltung in der Uni-Bibliothek der TU Berlin fern.
 
Viele der zum Teil aggressiven Demonstranten trugen sogenannte Palästinensertücher, sie skandierten lautstark: "Palestine will be free" und "Viva, viva Palästina". Auf Transparenten wurde Israel vorgeworfen, für "Völkermord" verantwortlich zu sein, und Deutschland wurde als rassistischer Staat bezeichnet. Die Polizei nahm nach ersten Beobachtungen zwei Personen vorläufig fest.

16.09.2024, Berlin: Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) spricht inmitten von pro-israelischen Demonstranten nach seinem Vortrag. (Quelle: dpa/Annette Riedl)

Volker Beck (Grüne) spricht inmitten von pro-israelischen Demonstranten an der TU Berlin.

Rund 60 Beamte im Einsatz

An einer weiteren Straßenecke der Fasanenstraße standen laut Polizei rund 50 Gegendemonstranten mit Israel- und Regenbogenfahnen, die Musik abspielten. Die Polizei war mit insgesamt rund 60 Beamten im Einsatz. Auch vor dem Eingang der Universitätsbibliothek hatten sich Polizisten und private Wachleute postiert.
 
Beck sagte dem rbb, man wolle ihm den Mund verbieten. Es werde kritisiert, dass er sage, dass am 7. Oktober ein antisemitisches Massaker und ein Terroranschlag stattgefunden habe und Israel das Recht und die Pflicht habe, sich gegen diesen Angriff zu verteidigen. Es werde versucht, andere totzuschreien und letztendlich das Massaker der Hamas und den Angriff auf jüdisches Leben zu verharmlosen und zu normalisieren.
 
Beck kritisierte auch die Leitung der TU, diese habe bislang keine Haltung gezeigt. Er hätte sich gewünscht, dass die Uni-Leitung den Vorwurf des Rassismus gegen seine Person zurückweise. Außerdem müsse klargemacht werden, dass die Universität ein Ort des Austauschs von Argumenten, wissenschaftlicher wie politischer Art, sei und dass der Ruf, jemanden auszuladen und mit ihm nicht zu reden, nicht infrage komme, so Beck.

Archivbild:Joe Chialo (CDU), Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt am 01.08.2024.(Quelle:picture alliance/dpa/S.Gollnow)
Kultursenator Joe Chialo von pro-palästinensischen Demonstranten bedrängt

Der Berliner Kultursenator Joe Chialo wird bei einer Rede von Dutzenden Menschen bedrängt. Sie tragen laut Polizei größtenteils Palästinensertücher. Auch Pyrotechnik wird gezündet und Bühnenequipment in Richtung des CDU-Politikers geworfen.mehr

Veranstaltung nur für angemeldete Teilnehmer

Die Technische Universität betonte, der Schutz der wichtigen Veranstaltung habe "höchste Priorität". Persönliche Angriffe würden von den Organisatoren und der Präsidentin entschieden zurückgewiesen, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Wissenschaftsfreiheit müssten stets verteidigt werden.
 
Bei der ganztägigen Veranstaltung ging es um "Antisemitismus und Antisemitismusprävention im Bildungsbereich". Becks Vortrag war nur einer von vielen, er sprach über "Jüdische Feiertagspraxis und deutsches Feiertagsrecht - Religionsfreiheit und Alltag". Zugang hatten nur namentlich angemeldete Teilnehmer, die am Eingang kontrolliert wurden.
 
Eine Gruppe, die sich als "studentische Kollektiv NotInOurNameTU" bezeichnete, hatte zu der Demonstration aufgerufen und mitgeteilt, in Gaza geschehe ein Völkermord an Palästinensern, Beck unterstütze das militärische Vorgehen Israels und verbreite islamfeindliche Inhalte.
 
Erst am Donnerstagabend war Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) bei einer Veranstaltung von aggressiven Demonstranten mit sogenannten Palästinensertüchern bedrängt und beleidigt worden. Er musste das Gelände unter Polizeischutz verlassen.