Archivbild: Deutsche Kinemathek - Filmmuseum im Filmhaus am Potsdamer Platz. (Quelle: dpa/Kuenne)

Berlin Umzug ins E-Werk: Ständige Ausstellung der Kinemathek am Potsdamer Platz schließt

Stand: 31.10.2024 07:19 Uhr

Dietrich, Lang, Herzog, Eichinger: Die ständige Ausstellung der deutschen Kinemathek zeigt seit 24 Jahren die Geschichte des deutschen Films. Am Donnerstag öffnet sie zum letzten Mal, danach zieht sie ins benachbarte E-Werk um - dort ist kein Platz mehr. Von Mira Schrems

Im Museum für Film und Fernsehen der Kinemathek am Potsdamer Platz in Berlin kann man seit fast 25 Jahren Film- und Fernsehgeschichte nacherleben - allerdings nur noch bis zum 31. Oktober. Dann wird sie über Jahre eingemottet.
 
Zur Sammlung der Kinemathek zählen an die 26.000 Filme, Kostüme und Requisiten. Darunter sind auch Stücke aus dem Nachlass von Filmlegenden wie Marlene Dietrich, Werner Herzog oder Bernd Eichinger. Nun steht allerdings wegen auslaufender Verträge der vorübergehende Umzug in das gut 800 Meter entfernte E-Werk in der Wilhelmstraße in Mitte an. In zehn Jahren soll das - bisher nur geplante - Filmhaus bezogen werden, wahrscheinlich entsteht es auf einem Parkplatz neben dem Gropius-Bau. Das Problem: Weil der Platz im E-Werk fehlt, wird es die ständige Ausstellung bis voraussichtlich 2035 nicht mehr zu sehen geben.

Archivbild: Die Nachbildung des Maschinenmenschen Maria aus dem Film "Metropolis". (Quelle: dpa/Perrey)

Glänzende Zukunft? Man weiß es noch nicht: Der "Maschinenmensch" aus Fritz Langs "Metropolis" ist bisher in der Dauerausstellung zu sehen.

Meilensteine des deutschen Films

Der erste Oscar aller Zeiten, 1929 an den deutschen Schauspieler Emil Jannings als "Bester Hauptdarsteller" verliehen, eine exzentrische Robe mit Straußenfedernbesatz aus dem Nachlass Marlene Dietrichs oder das Originalmodell des Dampfers "Molly Aida" aus Werner Herzogs Film "Fitzcarraldo" - nur drei Beispiele aus der ständigen Ausstellung.
 
Seit der Eröffnung am 26. September 2000 führt sie auf mehreren tausend Quadratmetern von den Anfängen des Stummfilms im Jahr 1895 bis in die Gegenwart. Im E-Werk steht als Ausstellungsfläche nur eine etwa 600 Quadratmeter große Halle zur Verfügung. Das Leitungsteam muss also streng auswählen, was im neuen Zwischenquartier gezeigt wird. Deshalb entschied es sich für die nächsten zehn Jahre gegen eine ständige Ausstellung. Die zentralen Archive der Kinemathek finden auch im E-Werk ihren Platz. Alles andere wird in einem Außenstandort in Marienfelde gelagert.

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Komplizierte Exponate

Mit dem Umzug kommen auch einige Herausforderungen. Einige der Exponate dürften nur schwierig aus dem ehemaligen Sony-Gebäude am Potsdamer Platz zu transportieren sein. So auch der "Maschinenmensch", eine metallene Figur aus dem Film "Metropolis" von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Noch wacht er auf einer Plattform stehend, mit Scheinwerfern beleuchtet, über die Besucher:innen.
 
Um ihn von dieser Plattform herunterzubekommen, müsse ein Rollgerüst aufgestellt werden und der Maschinenmensch dann von der Platte gelöst und eingepackt werden, sagt Peter Mänz, der Leiter der Abteilung Sammlungen und Ausstellungen in der Kinemathek. Ob der Maschinenmensch auch im E-Werk einen Platz finden wird, ist ungewiss. Noch ist nicht klar, welche Objekte es am Ende aus Platzgründen trifft. So fällt der Abschied umso schwerer.

Abschied vom Ausstellungsdesign

Mit der Aufgabe des Standorts am Potsdamer Platz muss auch das genau auf die ständige Ausstellung abgestimmte Ausstellungsdesign des Architekten Hans Dieter Schaal aufgegeben werden. Schaal inszenierte die Exponate und Bilder in einer Mischung aus spektakulären, eindrucksvollen Räumen und nüchternen, ruhigeren Passagen, dieses Wechselspiel schafft eine dynamische und abwechslungsreiche Atmosphäre. "Das schmerzt natürlich, dass wir diesen Standort hier aufgeben müssen. Aber es ist so, wie es ist. Wir verlassen hier diesen Ort. Wir nehmen die Exponate mit und werden uns neu erfinden und auch Dinge neu inszenieren", sagt der Ausstellungsleiter Peter Mänz.

Archivbild: E-Werk, in der Mauerstraße, Berlin Mitte. (Quelle: dpa/Schoening)

Das Berliner E-Werk in der Wilhelmstraße.

Bleibt alles anders

Wenngleich es die ständige Ausstellung am Übergangsstandort E-Werk nicht mehr geben wird - der Ausstellungsleiter Peter Mänz blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft, wie er sagt. Denn in dem geplanten Filmhaus soll die ständige Ausstellung wieder zu sehen sein. "Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass vieles von dem, was wir in der ständigen Ausstellung gesehen haben, im neuen Filmhaus auch wieder präsentiert wird", sagt Mänz.
 
Allerdings zeigt er sich sicher, dass dann ein anderes Konzept hinter der ständigen Ausstellung stehen werde. Er könne sich nicht vorstellen, dass beispielsweise Marlene Dietrich in einem neuen Ausstellungskonzept ein so großer Raum zugedacht werde, wie das bisher der Fall gewesen sei. "Die Filmgeschichte geht ja auch immer weiter und auch in den kommenden zehn Jahren wird viel passieren, wir werden auch weiterhin sammeln", sagt Peter Mänz. Aber man könne auf eine ganz bedeutende Sammlung von Objekten, Filmen, Bewegtbild zurückgreifen, "sodass ich glaube, vieles wird sich auch in der neuen ständigen Ausstellung wiederfinden."

Freier Eintritt vom 24. bis 31. Oktober

Tröstlich für alle Fans des Museums für Film und Fernsehen, wie sie es bisher kannten: So ganz verloren geht nichts. Die Kinemathek hat die ständige Ausstellung in ihrem jetzigen Zustand mit digitaler 3D-Technik dokumentieren lassen, um auch nach ihrer Schließung einen dreidimensionalen Besuch zu ermöglichen. Das soll ab kommendem Jahr auf der Website der Kinemathek möglich sein.
 
Wer jetzt noch Torschlusspanik verspürt: Vom 24. Oktober bis zur Schließung am 31. kann man sich die Ausstellung am Potsdamer Platz bei freiem Eintritt ansehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.10.2024, 16:55 Uhr