Bilderstrecke Vom Grammophon über den Walkman bis ins digitale Zeitalter
Stand: 06.09.2024 06:10 UhrAm 4. Dezember 1924 öffnet die erste "Große Deutsche Funkausstellung" am Messedamm in Berlin-Westend ihre Tore. Damals präsentieren 242 Aussteller die neuesten technischen Innovationen, darunter Röhrenempfänger - das Radio als Medium für die gesamte Bevölkerung ist damals die neueste Sensation.
Eng mit der Geschichte der IFA ist auch seine verwoben: Der Berliner Funkturm wird ab 1924 gebaut und 1926 eingeweiht.
1928 gibt es die erste Live-Fernsehübertragung in Deutschland. Die technische Revolution wird auf der Funkausstellung aber eher nüchtern präsentiert, es ist ein Gimmick für wenige. Bis der Fernseher den Weg in die Wohnzimmer der meisten Deutschen findet, vergehen noch Jahrzehnte.
1930 steht Albert Einstein zur Eröffnung auf der Bühne. Ganz wie es seinem Naturell entspricht, hat der spätere Nobeltreisträger spöttische Worte übrig: "Sollen sich auch alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben, als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst." Er ebnet den Weg zu viel Prominenz auf der IFA.
... der österreichische Musiker Falco findet im selben Jahr den Weg zum Messedamm. Für eine gute Gage heizt er den Zuschauern mit ein paar Songs ein, dann ist der Arbeitstag beendet.
Nina Hagen erscheint mit ihrem damaligen Ehemann, dem britischen Musiker Iroquois, und ihrer Tochter Cosma Shiva.
Und auch der amerikanische Soulsänger Barry White singt im selben Jahr als Stargast bei der Eröffnungsshow.
Nicht zu vergessen Kevin Costner: Der Hauptdarsteller des Films "Waterworld", hält sich 1995 zur Deutschlandpremiere in der Spreemetropole auf und begrüßt seine Fans auf der IFA.
Zwei Jahre später meldet sich die Boygroup "NSYNC" mit einer neuen Single zurück. Und wo? Genau, unterm Funkturm.
Es ist 1997 und Roman Herzog prüft, wie sich digitaler Sound unter voluminösen Kopfhörern anhört. Ob die Single dem damaligen Bundespräsidenten gefällt? Darüber legt sich der Mantel der Geschichte.
Diese beiden finden, modisch sichtlich einige Jahre früher, jedenfalls immer einen Grund zum Tanzen - und moderieren ganz nebenbei diverse Sendungen live von der IFA: Günther Jauch und Thomas Gottschalk.
1989 erobert der "Lambada" nicht nur deutsche Wohnzimmer und Partykeller, sondern auch die IFA-Bühne.
Für lambadistische Ohrwürmer sorgte auch sie: Marianne Rosenberg kommt 1989 mit ihrem damaligen Freund, Uwe Hessenmüller, zur Internationalen Funkausstellung und zeigt mit ihrer Kleiderwahl: "Er gehört zu mir".
Auch aus Sport und Politik pilgern sie zur IFA. 1991 macht Thomas Bach, heute Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, die Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2000 auf der IFA publik. Hat nicht geklappt. Sydney schien offenbar die bessere Wahl zu sein.
Erfolgreicher ist der damalige Vizekanzler und Außenminister Willy Brandt. Am 25. August 1967 heißt es: Ab jetzt bitte in Farbe! Der Sozialdemokrat löst auf der "Internationalen Funkausstellung" mit einem Knopfdruck den offiziellen Start des Farbfernsehens in Deutschland aus. Zumindest offiziell, denn der Techniker ist einen Ticken zu früh dran und so ist der berühmte rote Buzzer schon kurz vorher in Echtfarbe für die Zuschauenden zu sehen.
Fast genauso revolutionär ist dieses Gerät, das 1985 vorgestellt wird: Ein tragbarer CD-Spieler, kombiniert mit Radiorekorder und abnehmbaren Lautsprechern. Batterien ermöglichen den netzunabhängigen Betrieb. Die Ära des Ghettoblasters erlebt ihren Höhepunkt.
Vorher sah das Musikhören eher so aus. Diese Damen präsentieren 1963 ein Gerät der Firma Telefunken, das für stereophonischen Rundfunkempfang sorgt.
Erst ab 1971 findet die Funkausstellung überhaupt wieder in Berlin statt. In den Kriegsjahren gab es eine längere Pause, danach nimmt die Messe einen Umweg über Düsseldorf, Frankfurt am Main und Stuttgart, bevor sie wieder an der Spree ankommt.
Und wie finden wir das? Hitparaden-verdächtig! 1973 moderiert Dieter Thomas Heck die 50. Ausgabe der ZDF-Sendung auf dem Messegelände.
Mit rasender Geschwindigkeit folgen in 70er Jahren technische Weiterentwicklungen und die Messe geht international. Seit 1971 heißt sie "Internationale Funkausstellung", oder kurz IFA.
Nach dem Kassettenrekorder werden der Video- und CD-Rekorder vorgestellt. Und auch der Teletext eröffnet 1977 plötzlich den Fersehzuschauenden den Nachrichtenzugang - ohne strenge Sendezeiten.
Ein Fernsehgerät designed von Luigi Colani: Dieses Stück kann man 1995 auf der Funkausstellung in Berlin bewundern.
Ab den 90er Jahren wird der Gaming-Sparte auch immer mehr Platz in den Messehallen freigeräumt - man erinnere sich an das Tamagotchi. Ist inzwischen übrigens schon wieder Retro-Trend.
Neben dem Spielebereich gewinnt ab den 2000ern die Technisierung des Zuhauses an Bedeutung. Daneben boomen Fernsehgeräte und Blu-Ray-Player.
... seit 2023 im "Styler Shoe Case" nicht nur schick verstauen, sondern gleich auch automatisch reinigen lassen.
Zum 100. Jubiläum der Funkausstellung dürfte vor allem das Thema Künstliche Intelligenz eine große Rolle spielen. Daneben sind Fitness- und Gesundheitsthemen als wichtige Sparten angekündigt.