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Bilderstrecke Von den Anfängen des RAF-Terrors bis zu Klette, Staub und Garweg

Stand: 05.03.2024 17:32 Uhr
 13.04.1992, Nordrhein-Westfalen, Bonn: Ein Symbold der RAF auf einem Schreiben der Rote Armee Fraktion (RAF). (Quelle: dpa/Tim Brakemeier)

Fünfzackiger Stern und Maschinenpistole: Symbol auf einem Schreiben der Rote Armee Fraktion. Die RAF ist als linksextremistische Terrorvereinigung für zahlreiche brutale Anschläge und Morde verantwortlich, mehr als 30 Menschen starben. Gegründet Anfang der 1970er Jahre unter anderem von Andreas Baader und Ulrike Meinhof, teilt sich die Entwicklung der Gruppe bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1998 in drei Generationen auf. Die kürzlich verhaftetete Daniela Klette und ihre Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg gehörten der dritten und letzten Generation an.

Der Tatort am Tag nach dem Anschlag. Am 24.05.1972 explodierten auf dem Gelände des amerikanischen Hauptquartiers in Heidelberg in zwei Zivilfahrzeugen Bomben.(Quelle: dpa/Roland Witschel)

Nach einigen Banküberfällen und Diebstählen - mutmaßlich zur finanziellen Vorbereitung späterer Taten - veröffentlichte die Gruppe 1971 ihr Papier "Das Konzept Stadtguerilla", anschließend schaukelte sich die Gewaltspirale rasch hoch: Die Taten der Terrorgruppe wurden immer brutaler. Im Mai 1972 startete die RAF ihre sogenannte "Mai-Offensive", bei sechs Bombenanschlägen kamen insgesamt vier Menschen ums Leben, 70 wurden verletzt. Das Bild zeigt einen Tatort auf dem Gelände des amerikanischen Hauptquartiers in Heidelberg, dabei wurden drei US-Soldaten getötet. Unter anderem der Springer-Verlag und ein Bundesermittlungsrichter waren Ziele der weiteren Anschläge.
 
Wichtige Mitglieder der ersten Generation wurden anschließend verhaftet und ab 1975 im Stammheim-Prozess des mehrfachen Mordes und Mordversuchs angeklagt, einige brachten sich später im Gefängnis selbst um.

Die zugedeckten Leichen von Siegfried Buback (hinten) und Wolfgang Göbel. Der höchste Ankläger der Bundesrepublik ist am 7. April 1977 in Karlsruhe durch Schüsse aus einer Maschinenpistole getötet worden. (Quelle: dpa/Heinz Wieseler)

Die zweite Generation der RAF gründete sich Mitte der 70er Jahre, nach Verhaftung der Gründungsmitglieder. Eine ihrer Missionen war es, durch Entführungen die Inhaftierten frei zu pressen. Im Jahr 1977 kam es zu mehreren Morden. Das Bild zeigt die abgedeckten Leichen von Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seinem Fahrer Wolfgang Göbel. Sie wurden am 7. April in ihrem Auto erschossen. Auch der Leiter der Fahrbereitschaft, Georg Wurster, wurde lebensgefährlich verletzt und starb später im Krankenhaus. In Bekennerschreiben an Agenturen und Zeitschriften bekannte sich das "Kommando Ulrike Meinhof der RAF" zu dem Attentat. Es war der Beginn einer Serie von Taten, im gleichen Jahr wurde der Dresdner-Bank-Vorstand Jürgen Ponto und der Präsident des Bundesverbands der Arbeitgeber, Hanns Martin Schleyer, von der RAF ermordet.

30.11.1989, Hessen, Bad Homburg: Polizeibeamte stehen am 30.11.1989 in Bad Homburg (Hessen) am Wrack der Limousine von Alfred Herrhausen. Der damalige Deutsche-Bank-Chef kam bei dem Attentat der RAF ums leben. (Quelle: dpa)

Anfang der 1980er Jahre, während Mitglieder der zweiten Generation noch im Untergrund versuchten, ihrer Verhaftung zu entkommen, bildete sich die dritte Generation der RAF. Über sie ist nur sehr wenig bekannt, viele Taten blieben unaufgeklärt. Auf ihr Konto sollen zehn Morde zwischen 1985 und 1993 gehen. Ermordet wurden unter anderem der Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts, der Diplomat Gerold von Braunmühl und am 30. November der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen. Im Bild ist das Wrack seines Autos zu sehen, welches die Terroristen in Bad Homburg (Hessen) mit einer an einem Fahrrad befestigten Bombe gesprengt hatten.

02.04.1991: Blick auf die Einschusslöcher in dem Fenster, durch das Detlev Carsten Rohwedder erschossen wurde. (Quelle: dpa/Hartmut Reeh)

Der letzte Mordanschlag der RAF im April 1991: In Düsseldorf erschoss ein Scharfschütze der RAF den Präsidenten der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, durch ein Fenster im ersten Stock seines Wohnhauses. Auch diese Tat konnte bislang nicht aufgeklärt werden. Zu der Zeit sollen die heute gesuchten ehemaligen Mitglieder Garweg und Staub sowie die verhaftete Klette bereits Mitglieder der RAF gewesen sein.

Ein Luftbild zeigt das durch einen Sprengstoffanschlag am 27. Maerz 1993 schwer beschädigte Gebäude der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt. (Quelle: dpa/FOTOPRES)

Der letzte aufsehenerregende Anschlag der RAF und gleichzeitig der einzige, mit dem das Trio Klette, Staub und Garweg bislang konkret in Verbindung gebracht wurde: Im März 1993 sprengten drei Männer und eine Frau in den frühen Morgenstunden die schon fertiggestellte aber noch nicht bezogene Justizvollzugsanstallt Weiterstadt bei Darmstadt (Hessen). Mit Maschinenpistolen bewaffnet stürmten die Täter - mindestens drei Männer und eine Frau - die JVA. Das anwesende Personal fesselten sie in einiger Entfernung in einem Kleinbus. Mit insgesamt 200 Kilogramm Sprengstoff jagten die Terroristen das Gebäude in die Luft und verursachten einen Schaden von 80 bis 90 Millionen D-Mark.

Die undatierten Handouts des Bundeskriminalamtes (BKA) zeigen Fahndungsfotos (oben) und Alterssimulationen (unten) von Burkhard Garweg (l-r), Ernst-Volker Staub und Daniela Klette. (Quelle: dpa/BKA)

Nach Burkhard Garweg (links oben), Ernst-Volker Staub (Mitte) und Daniela Klette (rechts) suchen die Fahnder seit 2015 in Deutschland, 2020 wurden sie zudem auf die "Europe's Most Wanted"-Liste gesetzt. Allerdings nicht wegen der Taten der RAF, sondern wegen zahlreicher schwerer Raubüberfälle und einem versuchten Mord in Nord- und Westdeutschland. Diese Taten begingen sie vermutlich, um ihr Leben mit falscher Identität zu finanzieren.

 
Weil lange Zeit Informationen über sie fehlten, erstellten die Sicherheitsbehörden mithilfe von Technik mögliche Alterssimulationen der drei Gesuchten (Bilder unten). Jahrelang verlief die Suche ergebnislos, bis 2024 ...

daniela klette ex raf auf karneval der kulturen

Dann wurde Daniela Klette als erste des Trios festgenommen. Die inzwischen 65-Jährige könnte auch wegen solcher Fotos aufgeflogen sein: Das ehemalige RAF-Mitglied, seit Jahrzehnten untergetaucht, hatte offenbar unter neuem Namen einen öffentlichen Facebook-Account betrieben. Darüber waren Bilder von ihr bei Straßenfesten und in einem Tanzstudio zu sehen. So wurde der Podcaster Khesrau Behroz mit seinem Recherche-Team auf Klette aufmerksam und auch für die Polizei könnten die Bilder wohl ein wichtiger Hinweis gewesen sein.

01.03.2024, Berlin: Maskierte Polizisten betreten das Wohnhaus der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg. Klette wird unter anderem versuchter Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle vorgeworfen. (Quelle: dpa)

Ende Februar wird Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Ein anonymer Hinweis soll die Polizei auf ihre Spur gebracht haben. Ihre Wohnung in der Sebastianstraße wurde anschließend aufwendig durchsucht, dabei fand die Polizei schwere Kriegswaffen, unter anderem eine Panzerfaustgranate, eine Kalaschnikow und eine Pistole.

Bildergalerie RAF (Quelle: dpa)

In den Folgetagen gab es gleich mehrere Razzien in Berlin-Friedrichshain. Die Suche konzentrierte sich nun auf die mutmaßlichen Komplizen von Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. In der Grünwalder Straße und der Corinthstraße wurden Wohnungen durchsucht ...

Bildergalerie RAF (Quelle: dpa)

..., am Markgrafendamm ein Gelände mit einer Bauwagensiedlung. Dort beschlagnahmte die Polizei einen ausgebauten Campingwagen, der wohl Burkhard Garweg als Zuhause diente.

Archivbild: Das aktuelle Foto zeigt nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg zwischen zwei Hunden auf dem Sofa sitzend und essend. Mit einer Reihe aktueller Fotos wenden sich die Ermittlungsbehörden an die Bevölkerung, die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen bitten um Hinweise. Die Ermittlungsbehörden fahnden weiterhin öffentlich nach den beiden noch flüchtigen mutmaßlichen Räubern Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. (Quelle: dpa/LKA Niedersachsen)

In Klettes Wohnung stellte die Polizei auch Bilder von Garweg sicher. Einige der Fotos, die ihn in privater Umgebung und deutlich aktuellerem Erscheinungsbild zeigen, veröffentlichte das LKA Niedersachsen anschließend.

(Quelle: dpa)

Innerhalb der ersten Woche konnten die Beamten Garweg und Staub aber nicht ausfindig machen. Zur Suche sind zahlreiche Polizeibeamte und Spezialeinsatzkräfte aus Niedersachsen nach Berlin gezogen worden. Alleine in der Wohnwagensiedlung kamen an einem Tag rund 130 Beamten zum Einsatz. Das LKA Niedersachsen leitet die Ermittlungen.