Symbolbild: Eine Europäische Sumpfschildkröte. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)

Brandenburg Polen weist mit Schildern auf wandernde Sumpfschildkröten hin

Stand: 02.07.2024 17:39 Uhr

Sie gelten als vom Aussterben bedrohte Tierart: die Europäische Sumpfschildkröte. Emys orbicularis, wie sie im Lateinischen heißt, ist die einzige Schildkrötenart Mitteleuropas und zählt zu den am meisten gefährdeten Wirbeltierarten Deutschlands, wie es auf der Internetseite des Brandenburger Landesumweltamtes heißt [www.lfu.brandenburg.de]. Doch nicht nur hierzulande macht man sich um die Schildkröten-Art Sorgen. In Polen appellieren sogar Straßenschilder an die Autofahrer, bitte vorsichtig zu fahren.

Ein Paradies für Sumpfschildkröten

Fließende trübe Gewässer, Wasserpflanzen und die Ruhe des Naturschutzgebiets: In dem kleinen Dorf Rybocice, südlich von Slubice, gibt es eine richtiges Paradies für Sumpfschildkröten. In den Mooren und Wiesen des Naturschutzgebiets Natura 2000 sind sie unterwegs, so dass Straßenschilder auf polnisch an die Autofahrer appellieren: "Langsam fahren, Sumpfschildkröten".

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Das Gebiet haben vor einigen Jahren polnische Ökologen als den optimalen Ort für die Sumpfschildkröten ausgesucht und 150 Stück von ihnen, die sich zum Teil auch in Laboren vermehrt haben, dort ausgewildert. Doch auch hier sind die Tiere Gefahren ausgesetzt. Nun warnt das Straßenschild vor den wandernden Reptilien, sagt Ortsvorsteher Grzegorz Majewski. Aber nicht nur: "Letztes Jahr haben wir hier extra Tunnel gebaut, so eine Art Unterführung, damit die Schildkröten nicht über die Straße laufen", so Majewski. Denn nicht alle Autofahrer hätten das Schild beachtet, manche hätten die Tiere sogar gesehen und mit nach Hause genommen.

Gefahren von Mensch und Natur

Wissenschaftler haben die Schildkröten mit Elektro-Chips versehen, damit sie besser überwacht und lokalisiert werden können. Auch in Polen stehen sie unter Schutz. Besonders die Weibchen seien Gefahren ausgesetzt, sagt Aneta Majewska, die ein Ökologisches Aufklärungszentrum in dem Dorf betreibt: "Die Weibchen entfernen sich immer zirka fünf Kilometer von ihrer 'Heim-Stelle', um Eier zu legen", so Majewska. Die Reptilien wandern viel und brauchen hohe Temperaturen beziehungsweise viel Wärme. Beim Sonnenbaden bestünden jedoch Gefahren: "So besteht das Risiko, dass sie von aggressiven Vögeln oder sonstigen Raubtieren angegriffen werden. Also schon von der Natur aus gehen viele Gefahren aus, die die Existenz einer Sumpfschildkröte bedrohen", sagt Majewska.

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"Die Sumpfschildkröte erreicht im norddeutschen Tiefland ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze", heißt es vom Brandenburger Landesumweltamt. Ursprünglich sei die Art auch hier weit verbreitet gewesen. So sollen sogar Händler ganze Pferdefuhrwerke voller Schildkröten als willkommene Fastenspeise nach Böhmen und Schlesien geschickt haben. Das sei mittlerweile anderns.
 
In Deutschland ist demnach die Europäische Sumpfschildkröte akut vom Aussterben bedroht. Im seenreichen Brandenburg seien wenige Restpopulationen in der Uckermark nachgewiesen worden. "Demzufolge kommt dem Schutz der Sumpfschildkröte in Brandenburg eine ganz besondere Bedeutung zu", so das Landesumweltamt.

Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Artikels hieß es, die Schilder seien jetzt erst aufgestellt worden. Das ist nicht der Fall. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
 
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.07.2024, 14:10 Uhr
 
Mit Material von Magdalena Dercz