Brandenburg Café in Kunersdorf verbindet iranische Kulinarik mit deutscher Dichtung
Vor ihrer Flucht aus dem Iran arbeiteten Fariba Baghernjatha und Saeed Pirkeh bei Film und Fernsehen - in Deutschland konnten sie dort nicht anknüpfen. Jetzt verkauft das Paar in einem Oderbruch-Museum Kaffee und Kuchen - mit Einflüssen aus ihrer früheren Heimat.
Das Ehepaar Fariba Baghernjatha und Saeed Pirkeh hat alle Hände voll zu tun. Im Minutentakt gehen die Bestellungen ein. Kuchen muss auf Tellern drapiert und der Kaffee in den Tassen verfeinert werden, bevor die Speisen zu den Gästen auf die Tische kommen. Der Renner im "Cham.Cafe" im Chamisso Museum in Kunersdorf bei Wriezen (Märkisch-Oderland) ist "Dubai-Schokolade". Das ist Schokolade gefüllt mit einer Pistaziencreme - zubereitet von Fariba Baghernejatha.
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Als Filmemacher nicht Fuß fassen können
Ihre Erfahrungen in Sachen Kulinarik hat sie beim Backen und Kochen für ihre Familie gesammelt, erzählt Fariba Baghernejatha. Eine Ausbildung habe sie nicht. Dazu kämen Einflüsse von ihren bisherigen Wohnorten.
Das christliche Paar ist aus Angst vor Repressalien aus dem Iran geflohen und lebte anschließend elf Jahre in Dubai. Seit siebeneinhalb Jahren wohnen sie im Oderbruch. "Ich war Filmregisseurin und mein Mann war Kameramann", erklärt Fariba. "Aber wir haben hier keine Arbeit gefunden. Wir brauchten Geld."
In Deutschland hätten die Eheleute lediglich wenige Arbeiten in ihrer ursprünglichen Profession umsetzen können. Zumindest anfangs sei die Sprachbarriere ein Problem gewesen. Saeed Pirkeh ergänzt zudem: "Ein Film-Projekt ist nur ein Projekt: zwei bis drei Monate etwas machen, und sieben Monate nicht. Davon konnten wir nicht leben." Heute betreibe er die Fotografie lediglich noch als Hobby.
"Sie machen die Genussvariante - wir die Bildungsvariante"
Stattdessen sind die beiden nun seit rund zweieinhalb Jahren im Café im Kunersdorfer Museum aktiv. Dieses widmet sich dem deutsch-französischen Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso. Die Verantwortlichen vom Förderverein wünschten sich dort lange Zeit eine Mitnutzung der Museums-Räumlichkeiten - in der Hoffnung, so mehr Menschen in die Kultureinrichtung locken zu können.
Der Kontakt zu Fariba Baghernjatha und Saeed Pirkeh kam dann eher nebenbei zustande, sagt Geschäftsführerin Margot Prust. "Wir kannten uns vorher, haben zusammen im Chor gesungen und ein gutes Verhältnis gehabt." Daraus sei schlussendlich eine Partnerschaft entstanden, von der inzwischen beide Seiten profitieren würden: "Sie machen die Genussvariante, wir die Bildungsvariante", fasst es Prust zusammen. "Die Kosten teilen wir uns."
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Deutsch-französische Literatur und iranische Spazialitäten
Chamisso selbst haben die Café-Betreiber erst im Oderbruch kennengelernt. Jetzt finden sich unter den Glastischen der Gäste Ausgaben wie etwa von der Märchennovelle "Peter Schlemihls wundersame Geschichte". Derweil serviert Saeed Pirkeh zwischen den Porträts des Dichters und antiken Möbeln auch in Brandenburg gängige Spezialitäten mit persischem Einschlag, wie etwa Käsekuchen mit Pistazien oder Tee mit Safran und Rosenwasser.
"Unser Ziel ist, die iranische Esskultur mit den Menschen in Deutschland zu teilen", sagt Pirkeh. Das komme nach seinem Gefühl bei den Gästen gut an. Und auch das Ehepaar fühlt sich in Brandenburg zuhause, sagt Fariba Baghernejatha. "Wir haben keine schlechten Erfahrungen gemacht und hier viele gute Freunde."
Sendung: Antenne Brandenburg, 29.10.2024, 16:40 Uhr
Mit Material von Elke Bader
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