Archivbild: Ein Streifen Kopfsteinpflaster markiert vor dem Brandenburger Tor den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer. (Quelle: dpa/Carstensen)

Brandenburg Berlin Das Wichtigste zur Berliner Mauer

Stand: 04.11.2024 06:30 Uhr

Jahrzehntelang war sie das Symbol der deutsch-deutschen Teilung. Die Berliner Mauer umschloss vom 13. August 1961 bis 9. November 1989 West-Berlin und zog sich als Schneise durch die gesamte Stadt. Die wichtigsten Fakten zur Mauer und zum Mauerfall.

Die Mauer-Geschichte in 250 Videos finden Sie auf berlin-mauer.de

Warum wurde die Mauer gebaut?

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich die SED-Führung vorgenommen, in Ost-Deutschland ein sozialistisches System zu errichten, doch viele Bürger waren damit nicht einverstanden. Bereits vor der Gründung der DDR im Jahr 1949 verließen tausende von Menschen die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) in Richtung West-Berlin oder West-Deutschland.

Als die DDR die Grenze zur Bundesrepublik ab 1952 abriegeln ließ, flüchteten zahlreiche Menschen über die noch offenen Sektorengrenzen zunächst nach West-Berlin. Im April 1953 wurde daher das Notaufnahmelager Marienfelde eröffnet. Nach der Niederschlagung des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 stiegen die Flüchtlingszahlen weiter an.

 
Zwischen 1949 und Sommer 1961 verließen rund 2,6 Millionen Menschen die DDR in Richtung Westen; das entsprach einem Sechstel der ursprünglichen DDR-Bevölkerung. Als die Zahl der Flüchtlinge im Juli 1961 mit über 30.000 Menschen den höchsten Stand seit Juni 1953 erreichte, beschloss die DDR-Führung die Grenzen endgültig zu schließen.

Archivbild: Flüchtlinge aus der DDR im Durchgangslager Berlin-Marienfelde im Jahr 1956. Bis September 1956 sind eine Million Menschen aus der Sowjetzone und Ostberlin nach Westberlin geflüchtet. (Quelle: dpa/Bratke)

DDR-Flüchtlinge in Aufnahmelage Berlin-Marienfelde 1956.

Wie sah die Mauer aus?

Am 13. Juni 1961 begannen Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) mit Unterstützung von Grenz- und Volkspolizei sowie unter Beteiligung von Betriebskampfgruppen damit, die Grenzübergänge zu den Westsektoren zu sperren. Sie zogen Stacheldraht, errichteten Barrikaden und setzten erste Betonpfähle.
 
In den Wochen danach errichteten sie die erste streckenweise noch provisorische Grenzmauer. In den 28 Jahren ihres Bestehens wurde die Mauer immer weiter perfektioniert. Es lassen sich drei große Abschnitte des Mauerbaus unterscheiden:

 
Erste Mauer-Generation (1961 - 1966): Sie bestand aus einfachen Hohlblocksteinen in Kombination mit Betonträgern. Als Übersteigschutz wurden mit Stacheldraht bewehrte Y-Abweiser montiert. Zusätzlich wurden in die obersten Betonträger Glassplitter einbetoniert.
 
Zweite Mauer-Generation (1966 - 1975): Im Jahr 1966 erließ der Ministerrat der DDR eine Verordnung über "Maßnahmen zum Schutz der Staatsgrenze zwischen der DDR und Westberlin". Dies hatte zur Folge, dass hinter der Mauer ein 100 Meter breiter Sperrstreifen errichtet wurde, der mit Stacheldraht und Panzergräben gesichert war. Dieses Grenzgebiet durfte nur noch mit einer Sondergenehmigung betreten werden. Zugleich begann der Bau der zweiten Mauer-Generation. Sie bestand aus breiten Betonplatten, die übereinander in H-Profile eingeschoben wurden.
 
Dritte Mauer-Generation (1975 - 1989): Im Jahr 1975 begannen DDR-Grenzpioniere mit dem Bau der "Grenzmauer-75", der dritten Generation der Vorderlandmauer. Sie war 3,60 Meter hoch und bestand aus vorgefertigten Fertigbauteilen, die über einen nach Osten gerichteten Fuß verfügten, der ein Niederreißen von Westen her zusätzlich erschweren sollte. Charakteristisch für diesen letzten und zu weltweiter Bekanntheit gelangten Mauertyp war die aus Betonasbest bestehende aufgesetzte Röhre, die als Übersteigschutz diente und jeweils drei Stützelemente miteinander verbunden hat. Dadurch erhielt die Mauer zusätzliche Stabilität.

Archivbild: Polizisten sichern den Mauerbau 1961 in Ostberlin. (Quelle: dpa/Reichert)

Polizisten sichern den Mauerbau.

Wie war der Mauerstreifen aufgebaut?

Auf 155 Kilometern verlief die Mauer um den gesamten Westteil Berlins. Da es in den ersten Jahren immer wieder Fluchtversuche gab, wurde die Mauer nach und nach zusätzlich mit einem tief gestaffelten Sperrsystem gesichert. Es bestand aus einer auf der Ost-Berliner Seite errichteten Hinterlandmauer, einem Signalzaun, sogenannten Flächensperren (zumeist Dornenmatten mit nach oben gerichteten Stahlnägeln), einem Kolonnenweg, auf dem die Grenzsoldaten patroullierten, einer Lichttrasse, die den Sperrstreifen in der Nacht taghell erleuchtete, einem geharkten Kontrollstreifen aus Sand, auf dem Fußspuren zurückblieben, einem Kfz-Sperrgraben und schließlich der eigentlichen Grenzmauer. Im Westen wurde die 100 Meter breite Grenzzone auch als "Todesstreifen" bezeichnet.

Grafik: Der Mauerverlauf in Berlin-Mitte (Quelle: rbb, Bing)

Mauerverlauf in Berlin-Mitte.

Wo verlief die Mauer durch Berlin?

Von 155 Kilometern Gesamtlänge verliefen etwa 43 Kilometer der Mauer mitten durch Berlin.

Von Süden nach Norden trennte die Mauer die Ost-Berliner Bezirke Treptow und Köpenick vom West-Berliner Bezirk Neukölln, Kreuzberg im Westen von Friedrichshain und Mitte im Osten, sowie Reinickendorf auf der West- und Pankow auf der Ostseite.

Die Mauer unterbrach acht S-Bahnlinien, vier U-Bahn-Stränge und 193 Straßen.

Archivbild: DDR-Grenzsoldaten blicken mit Ferngläsern über die Berliner Mauer. (Quelle: dpa/Reichert)

DDR-Grenzsoldaten.

Wie wurde die Mauer gesichert?

Um die Mauer zu sichern und die Bürgerinnen und Bürger der DDR an der Flucht zu hindern, waren rund 11.000 Grenzsoldaten im Einsatz. Sie bewachten den Grenzstreifen sowie insgesamt 14 Grenzübergänge: acht davon zwischen West- und Ost-Berlin sowie weitere sechs zwischen West-Berlin und DDR-Territorium.

Kurz vor dem Mauerfall war die Mauer mit 300 Beobachtungstürmen gesichert. Dennoch gab es immer wieder Fluchtversuche. Einige waren erfolgreich, andere endeten tödlich. Anders als an der Grenze zwischen der DDR und dem Bundesgebiet gab es an der Berliner Mauer keine Selbstschussanlagen.

Archivbild: Die Aufnahme vom November 1963 zeigt den Westberliner Fluchthelfer Klaus-Michael von Keussler beim Tunnelbau unter der Berliner Mauer. (Quelle: dpa/Keussler)

Fluchthelfer beim Tunnelbau 1963.

Wie viele Menschen versuchten, die Mauer zu überwinden?

Zur Zahl der Fluchtversuche von Ost nach West gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Insgesamt sollen zwischen 1961 und 1989 rund 150.000 Menschen versucht haben, die innerdeutsche Grenze zu überwinden. Rund 40.000 soll die Flucht in den Westen gelungen sein. Sie gruben Tunnel, versteckten sich in eigens präparierten Autos, bauten Flugzeuge, U-Boote und sogar einen Heißluftballon. Doch für viele endete die Flucht mit dem Tod.
 
Seit 1975 war das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) verantwortlich für die Bekämpfung der Republikflucht. Den Stasi-Angaben zufolge gelang von 1976 bis 1988 rund 19.000 Männern und Frauen die Flucht in den Westen.

Am spektakulärsten waren die Tunnelbauten unter der Berliner Mauer. Der längste Tunnel war 145 Meter lang und verlief in zwölf Metern Tiefe unter der Bernauer Straße. 36 Menschen waren am Tunnelbau beteiligt. 57 gelang auf diese Weise die Flucht.

Archivbild: In der Nähe vom Brandenburger Tor erinnern weiße Kreuze an die Toten der Berliner Mauer. (Quelle: dpa/Gateau)

Weiße Kreuze erinnern an die Getöteten.

Wie viele Menschen starben an der Mauer?

Angaben zur Zahl der Mauertoten sind schwierig - weil derartige Todesfälle von der DDR-Führung stets verschleiert wurden. Ein gemeinsames Forschungsprojekt des Zentrums für Zeithistorische Forschung und der Gedenkstätte Berliner Mauer kam zu dem Schluss, dass mindestens 140 Menschen zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet wurden oder im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben kamen [stiftung-berliner-mauer.de]. Darunter sind demnach 101 Flüchtlinge, die beim Versuch, die Grenzanlagen zu überwinden, erschossen wurden, verun­glückten oder sich das Leben nahmen. Außerdem 30 Menschen aus Ost und West ohne Fluchtabsichten sowie ein sowjetischer Soldat, die erschossen wurden oder verunglückten. Und acht im Dienst getötete DDR-Grenzsoldaten, die durch Fahnenflüchtige, Kameraden, ein Flüchtling, ein Fluchthelfer oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden.

Darüber hinaus verstarben demnach mindestens 251 Reisende während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen. Bereits vor dem Bau der Berliner Mauer kamen von 1948 bis 1961 mindestens 39 Menschen an der Sektorengrenze zwischen Ost- und West-Berlin ums Leben.
 
Auch an der innerdeutschen Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR, die sich über 1.400 Kilometer von der Lübecker Bucht im Norden bis zur deutsch-tschechoslowakischen Grenze bei Hof im Süden zog, sind Menschen zu Tode gekommen. Bis heute gibt es laut Stiftung Berliner Mauer aber keine exakte Zahl. Eine wissenschaftliche Studie der Freien Universität Berlin hatte die Zahl von 327 Opfern ermittelt. Diese Studie und die ihr zugrundeliegende Kategorisierung ist laut Stiftung Berliner Mauer aber umstritten. Sie geht von rund 650 Opfern des Grenzregimes insgesamt als Näherungswert [stiftung-berliner-mauer.de] aus. Diese Zahl beinhaltet auch die Menschen, die in der Ostsee zu Tode kamen.

Was führte zum Fall der Mauer?

Bereits seit den 70er-Jahren stellten immer mehr DDR-Bürger Ausreiseanträge. Ende der 80er-Jahre formierte sich außerdem eine breite Oppositionsbewegung in der ostdeutschen Bevölkerung, die die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR vehement kritisierte. Auch die Sowjetunion unter Führung von Michail Gorbatschow hatte Reformen angemahnt, die die DDR-Führung jedoch nicht übernehmen wollte.
 
Als die ungarische Regierung am 28. Februar 1989 beschloss, die Grenze nach Österreich zu öffnen, stieg die Zahl der Republikflüchtlinge sprunghaft an. Bis zum 8. Oktober registrierte die Stasi über 53.000 Flüchtlinge.

Archivbild: Menschenkette auf der Berliner Mauer vor dem Brandenburger Tor in Berlin, November 1989. (Quelle: dpa/Kienzle)

Menschenkette auf der Berliner Mauer, im November 1989.

Was geschah unmittelbar vor dem Fall der Mauer?

Seit Anfang September kam es in der DDR zu Massendemonstrationen, mit denen sich die Opposition im ganzen Land zu Wort meldete, um gegen die politischen Verhältnisse zu protestieren.

Weltweite Berühmtheit erlangten vor allem die Montagsdemonstrationen in Leipzig. Mit dem Ruf "Wir sind das Volk" lehnten sich weite Teile der Bevölkerung vor allem gegen die Vorherrschaft der SED auf. Gleichzeitig machten sich immer mehr Menschen auf den Weg nach Ungarn, um von dort über Österreich in die Bundesrepublik zu gelangen.
 
Unter dem Druck dieser Ereignisse verkündete die SED-Führung am 9. November neue Reiseregelungen. Daraufhin stürmten Massen von Menschen die Mauer. Erstmals seit 28 Jahren konnte man wieder frei von West- nach Ost-Berlin kommen. Die Mauer war geöffnet.

Archivbild: Nach der Maueröffnung im November 1989 wurde die einstige Staatsgrenze der DDR schnell immer durchlässiger. In der Bernauer Straße zwischen Berlin-Wedding und Prenzlauer Berg werden am 12.06.1990 weitere Mauer-Segmente entfernt, ein DDR-Volkspolizist schaut durch die Lücke. (Quelle: dpa/Glaser)

Nach der Maueröffnung 1989.

Wie wurde die Mauer abgerissen?

Abgerissen wurde die Mauer erst, nachdem die DDR endgültig zusammengebrochen war. Viele tausend Menschen, sogenannte Mauerspechte, brachen sich Souvenirs heraus. Teile der Mauer wurden weltweit verkauft. Auch durch neue Grenzübergänge entstanden immer mehr Breschen.

Grenzsoldaten fingen an, die Grenzsperren abzubauen. Im Juni 1990 begann an der Ackerstraße zwischen den Bezirken Wedding und Mitte der systematische Abbau der Grenzanlagen. Ende 1990 war die Mauer weitgehend abgerissen. Erste Mauerstücke wurden 1990 unter Denkmalschutz gestellt.

ARchivbild: Franziska Giffey (SPD, r), Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, nimmt an der Kranzniederlegung zum Gedenken des 62. Jahrestag des Baus der Berliner Mauer teil. (Quelle: dpa/Sommer)

Gedenken am 62. Jahrestag des Mauerbaus.

Wie wird heute der Mauer gedacht?

Zentraler Erinnerungsort ist die "Gedenkstätte Berliner Mauer" [stiftung-berliner-mauer.de] an der Bernauer Straße. Dort hatte die Mauer eine ganze Straße in einen östlichen und einen westlichen Teil zerschnitten.
 
Um an die vielen Mauerschicksale zu erinnern, ist an der Bernauer Straße ein kompletter Abschnitt des Grenzstreifens erhalten worden. Dort finden sich das Denkmal zur Erinnerung an die geteilte Stadt und die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft sowie das Fenster des Gedenkens, das die Porträts der Maueropfer zeigt.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die zum Westteil der Stadt gehörte, stehen das Besucherzentrum und das Dokumentationszentrum mit einem Aussichtsturm. Von dort kann man den früheren "Todesstreifen" sehen.
 
Zu den Erinnerungsstandorten der Stiftung Berliner Mauer [stiftung-berliner-mauer.de] zählen aber auch die East Side Galllery, der Checkpoint Charlie und weitere.

Archivbild: Menschen gehen an dem Teil der Berliner Mauer entlang, der nun die East-Side-Gallery ist. (Quelle: dpa/Gollnow)

Die heutige "Eastside Gallery" am Spreeufer.

Was ist von der Mauer geblieben?

Heute ist der ehemalige Grenzstreifen meist überbaut. In einigen Abschnitten ist er als Grünanlage oder Gedenkort Teil der Erinnerungslandschaft. Das Landesdenkmalamt Berlin führt eine Liste der unter Denkmalschutz stehenden Reste der Berliner Mauer [berlin.de].
 
Unter anderem finden sich auf dem Gelände der Stiftung "Topographie des Terrors" in der Niederkirchnerstraße Fragmente der Berliner Mauer [berlin.de]. Zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke erstreckt sich außerdem die 1,3 Kilometer lange East Side Gallery [stiftung-berliner-mauer.de]. Die sogenannte Hinterlandmauer wurde nach dem Mauerfall von Künstlern bemalt und wird deswegen häufig als die längste Open-Air Galerie der Welt bezeichnet. 2008/2009 wurde sie umfassend saniert. Dabei wurden die Bilder zerstört, um das Mauerwerk in Stand zu setzen. Anschließend haben viele der Beteiligten ihre Bilder erneut aufgemalt, andere weigerten sich, die Bilder neu zu malen.
 
Wer aufmerksam durch die Stadt geht, wird immer wieder auch auf einen schmalen Streifen aus Kopfsteinpflaster stoßen. Er markiert den früheren Verlauf der Mauer quer durch Berlin.

Archivbild: Ein Streifen Kopfsteinpflaster markiert vor dem Brandenburger Tor den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer. (Quelle: dpa/Carstensen)

Ein schmaler Streifen Kopfsteinpflaster markiert den früheren Mauerverlauf.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.11.2024, 19:30 Uhr