Archivbild: Das Hauptgebäude der Europa-Universität Viadrina. (Quelle: dpa/Pleul)

Brandenburg Landtagswahl: Wie die Frankfurter Direktkandidaten die Zukunft der Viadrina sehen

Stand: 19.09.2024 18:34 Uhr

Sinkende Studierendenzahlen und Kritik vom Wissenschaftsrat: Wie soll es mit der Europa-Universität Viadrina weitergehen? Das sagen die Frankfurter Direktkandidaten der Landtagswahl in Brandenburg dazu.

Das Profil der Viadrina müsse geschärft werden - so lautete das Fazit des Präsidenten der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), Eduard Mühle, im vergangenen Juli bei der Vorstellung des Jahresberichts 2023. Ihm zufolge braucht es dafür praxisnahe Angebote und neue Studiengänge.
 
Nun ist es Aufgabe der Politik, zu ermitteln, welche Studiengänge das Portfolio erweitern sollen. Dazu haben die Frankfurter Direktkandidaten von SPD, Grüne, CDU, AfD und Linke, die bei der Landtagswahl in Brandenburg am Sonntag antreten, unterschiedliche Vorstellungen.

Eduard Mühle, Präsident der Europa-Universität Viadrina, stellt auf einer Pressekonferenz den Jahresbericht der Hochschule vor. (Quelle: picture alliance/dpa/Patrick Pleul)
Viadrina will Studierendenzahlen halten

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Aus- und Fortbildung für Brandenburger Lehrkräfte

Die Parteienvertreter sind sich in einem einig: Das Profil der Viadrina soll ausgeweitet werden. Die Grünen-Kandidatin Moana Engelke, SPD-Politiker Matthias Steinfurth und der CDU-Stadtverordnete und Direktkandidat Michael Möckel ziehen Weiterbildungen für Brandenburger Lehrkräfte in Betracht. Dazu sagte Möckel dem rbb: "Das kann man in Modulform oder auch ganz gezielt als Fortbildung machen." Für Lehrkräfteweiterbildung existieren in Brandenburg Angebote des Beratungs- und Unterstützungssystems (Buss), der Schulämter, des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum), des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) und einiger freier Träger.
 
Für AfD-Kandidat Wilko Möller wäre auch die Ausbildung von Lehrern denkbar. Bisher werden an der Universität in Potsdam 1.000 Plätze für Lehramtsstudierende angeboten, seit dem letzten Wintersemester ergänzt durch 120 Studienplätze an der BTU Cottbus-Senftenberg. Allerdings sind längst nicht alle Plätze besetzt.

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Mehr Wirtschaft oder mehr Kunst

Möller bedauert, dass es an der Viadrina im Gegensatz zur BTU keine Möglichkeit gibt, Medizin zu studieren. Dagegen hält er den starken Fokus auf Geisteswissenschaften an der Europa-Universität für überflüssig: "Das ist eine Geschwätzwissenschaft, die da gelehrt wird. Das braucht die Wirtschaft in Deutschland nicht", sagte er dem rbb.
 
Die Kandidatin der Linken, Anja Kreisel, möchte die musischen Fächer stärken und dafür die Expertise des Brandenburgischen Staatsorchesters nutzen: "Man sollte mit dem Orchester gemeinsam eine Fakultät gründen und zum Beispiel eine Dirigenten-Ausbildung anbieten." Die bürokratischen Hürden dafür seien vermutlich hoch, doch mit dem ehemaligen Kleisttheater und dem Musikerheim gibt es in der Stadt laut Kreisel mögliche Flächen für eine solche Fakultät.
 
Der Kandidat von BVB/Freie Wähler, Christopher Fröhlich, antwortete nicht auf die Anfrage des rbb. Das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) stellt in Brandenburg keine Direktkandidatur für die Erststimme zur Wahl auf.

Forderung nach klarem Profil

Die Studierendenzahlen sind im letzten Wintersemester auf 4.200 zurückgegangen. Nachdem zwischen 2019 und 2020 noch 6.000 Personen an der Universität studiert haben, besteht das Ziel des Präsidenten Mühle derzeit darin, die Zahlen zwischen 4.000 und 5.000 nachhaltig zu stabilisieren.
 
Der Wissenschaftsrat besuchte für seine Stellungnahme zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems im Land Brandenburg im Januar dieses Jahres die Viadrina. Er schrieb der Universität eine "überregional bedeutsame Funktion in der Ausbildung von Menschen, die mit ihrer Expertise zum Wissen über das östliche Europa und zur Verständigung mit osteuropäischen Gesellschaften beitragen" zu. Die Universität täte laut dem Wissenschaftsrat jedoch gut daran, sich inhaltlich klar zu profilieren, um sich gegen die fachliche Konkurrenz, zum Beispiel in Berlin, durchsetzen zu können.