Brandenburg "Lausitz-Report" von IHK Cottbus und Dresden: Lausitzer Unternehmen blicken wenig optimistisch auf die Zukunft
In die Lausitz gehen im Zuge des Strukturwandels Milliarden von Bund und Ländern - die Industrie- und Handelskammern Cottbus und Dresden werfen deshalb regelmäßig einen genauen Blick auf die Region. Der aktuelle Bericht ist wenig positiv.
- Laut Umfragen einer IHK-Umfrage schätzt jedes fünfte Unternehmen in der Lausitz seine Lage als schlecht ein
- Besonders Industrie und Handel sehen sich in schwierigem Umfeld
- Tourismus-Branche rechnet mit Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation
- Baugewerbe eher positiv gestimmt
Jedes fünfte Lausitzer Unternehmen sieht sich aktuell in einer schlechten wirtschaftlichen Situation. Das hat der "Konjunkturreport Lausitz" ergeben, der am Dienstag offiziell durch die Industrie- und Handelskammern Cottbus und Dresden vorgestellt wurde. Laut dem Report, eine Konjunkturumfrage der IHK für Südbrandenburg und Nordsachsen, unterscheiden sich die Ergebnisse der Befragung nur gering von den Ergebnissen aus dem letzten Jahr.
"Die Wirtschaft tritt auf der Stelle", heißt es in dem Report. Das liege an der angespannten weltpolitischen Lage und der schleppenden Deutschland-Konjunktur. Eine schwache Nachfrage treffe dabei auf hohe Kosten der Unternehmen. Allerdings gebe es leichte Unterschiede in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen.
Zwar geben mehr als 50 Prozent der Unternehmen an, in einer unproblematischen finanziellen Lage zu sein, vor der Energiekrise habe dieser Wert aber noch bei 62 Prozent gelegen. Und während die Unternehmen zwar durch Bankkredite weniger belastet seien, mangele es in den Firmen immer häufiger am Geld, offene Rechnungen könnten immer seltener gezahlt werden, so die IHK.
Frühjahrsbefragung noch optimistischer
Mehr als die Hälfte der Unternehmen stelle die gleiche Prognose für ihre Geschäftslage auf wie vor einem Jahr, heißt es im "Konjunkturreport". Nur sechs Prozent der Unternehmen würden derzeit daran glauben, dass sich die Lage bald ändert.
Im Frühjahr seien die Erwartungen der Unternehmen zwar etwas positiver gewesen. Laut dem Report haben sich die Prognosen deshalb im Vergleich zum letzten Herbst kaum verändert - im Vergleich zum Frühjahr aber deutlich verschlechtert.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien dabei aus Sicht der Unternehmen das größte Problem. Knapp dahinter lägen die Energie- und Rohstoffpreise - diese hätten im Laufe des letzten Jahres aber an Bedeutung verloren. Weitere Problemfelder sind laut den IHK die Arbeitskosten, der Fachkräftemangel und der geringe Inlandsabsatz.
Innerhalb der verschiedenen Branchen stelle sich die Lage dabei unterschiedlich dar, heißt es in dem Report So leide die Industrie unter einer bereits länger andauernden Schwächephase. Nach den schlechten Ergebnissen aus dem Vorjahr sei die Geschäftslage hier noch weiter zurückgegangen. Nicht einmal jedes zehnte Unternehmen in der Industrie erwarte eine schnelle Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Rund ein Drittel der Unternehmen rechne sogar mit einem weiteren Rückgang. Die Unternehmen würden entsprechend weniger investieren und weniger Menschen einstellen wollen.
Im Baugewerbe wiederum gebe es eine leichte Erholung. Derzeit überwiege hier ein positives Lagebild, heißt es im "Konjunkturreport". Die guten Werte vor und während der Coronapandemie würden aber noch nicht wieder erreicht. Gründe für die Besserung seien das saisonale Baugeschehen, gute Umsätze im Tiefbau und die beginnende Zinswende. Der Anteil der pessimistischen Unternehmen habe sich von 50 Prozent auf rund ein Drittel verringert.
Der Handel sieht sich wiederum in einem schwierigen Umfeld. Die Stimmung sei hier besonders schlecht, heißt es im Bericht. Obwohl die Löhne zuletzt gestiegen waren, sei die Kauflust nicht gewachsen. Im Großhandel spiegele sich wiederum die Schwäche der Industrie wider. Etwa ein Drittel der Unternehmen rechne deshalb mit Kündigungen. Die meisten Unternehmen würden zwar noch investieren wollen - allerdings hauptsächlich, um Kosten zu sparen.
Der Bereich Dienstleistungen bleibe unterdessen stabil. Die Erwartungen in dem Sektor hätten sich im Vergleich zum letzten Herbst und zum Frühjahr kaum verändert. Im Vergleich zu den anderen Bereichen sei das Niveau hier hoch. Die negativen Zahlen aus der Industrie und aus dem Handel hätten aber auch hier Auswirkungen, auch ein Rückgang der Umsätze wird erwartet.
Im Vergleich zum Frühjahr sind die Aussichten im Tourismus in der Lausitz ebenfalls leicht eingetrübt, so der Konjunkturreport Lausitz - trotz guter Gäste- und Übernachtungszahlen. Gegenüber dem letzten Jahr sei die Stimmung sogar deutlich schlechter geworden. Das gestiegene Preisniveau und hohe Lohnkosten würden zu geringeren Erträgen führen. Saisonbedingt wird über den Winter eine Verschlechterung der Lage erwartet.
Besonderes Augenmerk haben die IHK bei ihrem aktuellen "Konjunkturreport" für die Lausitz auf das Thema Wasser gelegt. Hintergrund ist, dass es in Brandenburg und Sachsen in den vergangenen Jahren vermehrt zu Dürreperioden und Wassermangel gekommen war. Nicht nur das Transportwesen und die Landwirtschaft seien hier betroffen. "Eine sichere Wasserversorgung ist Voraussetzung für eine gute Wirtschaftsentwicklung", heißt es im Report. Mehr als ein Drittel der Unternehmen misst dem Wasser eine große oder sehr große Bedeutung bei. Vor allem der Tourismus sei sich dessen bewusst.
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500 Unternehmen beteiligten sich
Rund 500 Unternehmen hatten sich an der Befragung beteiligt. Aufgrund der Ergebnisse forderten die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern Dresden und Cottbus Konsequenzen. "Die Unternehmen brauchen bessere Rahmenbedingungen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Zu den dafür notwendigen Maßnahmen gehören weniger Regulierung, beschleunigte Genehmigungen, die Klärung offener Fragen bei der Energiewende oder auch die Forcierung der Fachkräftesicherung", erklärte etwa Lukas Rohleder von der IHK Dresden.
André Fritsche von der IHK Cottbus fordert wiederum Wachstumsimpulse, um die Investitionen der Unternehmen wieder anzukurbeln. "Weit über die Hälfte der Lausitzer
Unternehmen investiert nicht oder verringert Ausgaben. Nur mit der Ansiedlung von Zukunftsindustrien kann in der Region die Wertschöpfung langfristig gesteigert werden", so Fritsche.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.11.2024, 16:40 Uhr