Brandenburg Potsdam: Bauantrag für Sanierung des früheren Landtagsgebäudes abgelehnt
Der Potsdamer "Kreml" thront über den Dächern der Stadt. Das marode Gebäude steht aber seit Jahren leer. Eigentlich sollte das Areal zu einem Wissenschafts- und Gewerbestandort umgebaut werden. Das ist nun aber in weite Ferne gerückt.
Das frühere Landtagsgebäude auf dem Potsdamer Brauhausberg ist marode, verfällt mehr und mehr. Bis 2026 sollte es eigentlich zu einem Wissenschafts- und Gewerbestandort umgebaut werden. Auch Wohnungen sollten auf dem Areal entstehen.
Für diese Sanierung hat der Eigentümer, das Berliner Immobilienunternehmen Sanus AG, aber keine Baugenehmigung erhalten. Das hat die Stadtverwaltung dem rbb bestätigt. Der Investor habe einen entsprechenden Antrag gestellt. Dieser sei aber durchgefallen, hieß es. Das seit Jahren laufende Verfahren sei beendet worden. Zu den Gründen äußerte sich die Stadt nicht. Auch der Investor ließ eine Anfrage des rbb unbeantwortet.
Nach dem Feuer im Hauptgebäude des früheren Potsdamer Landtags zeigte sich ein Bild der Zerstörung. Die Polizei geht dem Verdacht der Brandstiftung nach, die Feuerwehr muss aber erst die Einsturzgefahr des Gebäudes prüfen.mehr
1899 als Offiziersschule gebaut
Zuvor hatten die "Potsdamer Neueste Nachrichten" und die "Märkische Allgemeine Zeitung" über die Ablehnung des Bauantrags berichtet. Die Unterlagen seien nicht in einer Weise eingereicht oder geändert worden, dass Genehmigungsreife hätte erlangt werden können, hieß es in den Berichten. In den vergangenen Monaten seien auch kaum noch neue Unterlagen eingereicht worden.
Der dunkelrote Klinkerbau wurde 1899 als Offiziersschule gebaut. In der DDR beherbergte er die SED-Bezirks- und Kreisleitung und bekam daher auch den Spitznamen "Kreml". Zwischen 1990 und 2013 tagte dort der Brandenburger Landtag, bevor er ins Potsdamer Stadtschloss umzog. 2015 kaufte die Sanus AG das Gebäude vom Landesfinanzministerium. In den folgenden drei Jahren kamen auf dem Brauhausberg dann Geflüchtete unter. Seitdem steht das mittlerweile baufällige Gebäude leer, es kam vermehrt zu Vandalismus. Im August des vergangenen Jahres war im Seitenflügel des denkmalgeschützten Gebäudes dann ein Feuer ausgebrochen. Innerhalb von zehn Minuten war der Dachstuhl komplett in Brand geraten, später stürzte er ein. Nach Angaben der Polizei wird von Brandstiftung ausgegangen.
Kauft das Land das Gebäude zurück?
Der Umbau des Gebäudes hätte eigentlich 2019 beginnen sollen. Zuletzt hatte die Sanus AG im Januar einen Baustart für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Bis heute ist aber nichts passiert. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hat nun im Hauptausschuss erklärt, dass er dem brandenburgischen Finanzminister "einen Brief" schreiben werde. Inhalt: Das Land soll den alten Landtag von der Sanus AG zurückkaufen. Das Areal werde für Wohnraum gebraucht. Brandenburg war mal Eigentümer und könnte das Gebäude zurückkaufen - es wurde mit dem Immobilienunternehmen aus Berlin nämlich ein Wiederkaufsrecht vereinbart, sollte das Areal bis 31. Dezember 2025 nicht entwickelt worden sein. Das bestätigte das Ministerium der Finanzen und für Europa dem rbb auf Nachfrage.
Der Rückkauf durch das Land gilt aufgrund der aktuellen Haushaltslage aber als äußerst unwahrscheinlich. Auch die Stadt Potsdam winkt ab: Sie hat dem rbb mitgeteilt, sie könnte das Projekt auf keinen Fall stemmen. In direkter Nachbarschaft des früheren Landtagsgebäudes rollen unterdessen schon die Bagger - neben dem Kunsthaus "Minsk" wird ein Wohnviertel ohne Autoverkehr entstehen. Wenn alles nach Plan läuft, soll es Ende 2026 fertig sein. Wann die ersten Bagger am Potsdamer "Kreml" rollen werden, ist Stand jetzt völlig unklar.
Mit Material von Karsten Steinmetz/Antenne Brandenburg
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.11.2024, 14 Uhr