Brandenburg Berlin Razzien gegen junge Neonazis: Zehn Wohnungen in Berlin und Brandenburg durchsucht
Wegen des Verdachts auf räuberische Erpressung, Körperverletzung und Diebstahl hat die Polizei mehrere Wohnungen junger Rechtsextremer durchsucht. Die Funde erhärten den Verdacht gegen sie.
Polizei und Staatsanwaltschaft sind am Mittwochmorgen gegen jugendliche Neonazis in Berlin und Brandenburg vorgegangen.
In Berlin nimmt die Propaganda der rechtsextremen Partei "Dritter Weg" zu. Ein Mitarbeiter eines Jugendclubs beschreibt Vorfälle, auch vor Schulen kam es zu Werbe-Aktionen. Experten sehen eine bedrohliche Gemengelage. Von S. Wenzel, V. Materla und V. Bauermehr
Ermittlungen gegen neun Beschuldigte
Sie haben mehrere Gebäude durchsucht, als Teil von Ermittlungen gegen rechtsextreme mutmaßliche Täter. Sieben von ihnen konnten angetroffen werden. Bei den Durchsuchungen fanden die Ermittler Beweismittel, darunter mutmaßliche Tatbeute und -kleidung, verbotene Schlagwerkzeuge, Schreckschuss-Waffen, Waffenteile sowie umfangreiche illegale Pyrotechnik, wie die Polizei am späten Vormittag mitteilte. Zudem gebe es Hinweise zu einer weiteren Gewalttat.
Von den sieben Angetroffenen wurden unter anderem Fingerabdrücke genommen, festgenommen wurde niemand.
Die Ermittlungen richteten sich gegen neun männliche Beschuldigte im Alter zwischen 16 und 23 Jahren, wie die Polizei mitteilte. Zehn Wohnungen in Hellersdorf, Marzahn, Köpenick und Neu-Hohenschönhausen wurden durchsucht, zudem in Wandlitz (Barnim) und Letschin (Märkisch-Oderland). 160 Kräfte waren im Einsatz, darunter der Staatsschutz, das Berliner Landeskriminalamt, Spezialeinsatzkräfte und Hundertschaften.
Verbindungen zu rechtsextremen Organisationen
Insgesamt werden den Verdächtigen drei Taten vorgeworfen. In einem Fall sollen sie einen Mann geschlagen und ihm sein Antifa-T-Shirt geraubt haben. In einem zweiten Fall soll ein Unbekannter geschlagen und getreten worden sein.
Den dritten Fall betrifft einen 20-Jährigen aus Marzahn-Hellersdorf. Er zog die Aufmerksamkeit der Ermittler durch ein Foto auf einer Social-Media-Plattform auf sich. Darauf soll er in einer ballistischen Schutzweste der Berliner Polizei mit zwei Waffen zu sehen sein. Der Mann soll laut Staatsanwaltschaft Sympathisant der Organisationen "Jung und Stark" und "Deutsche Jugend voran" sein und als Handwerker Zugang zu einem Polizeigebäude gehabt haben. In der Zeit von April bis Dezember 2023 soll er dies für den Diebstahl von Weste und Waffen genutzt haben.
Häufung rechtsextremer Vorfälle in Berlin
Die Gruppen "Jung und Stark" und "Deutsche Jugend Voran" sind zuletzt bundesweit durch Störaktionen beim Christopher Street Day aufgefallen, auch in Berlin. Am vergangenen Wochenende beteiligten sich etwa 100 Menschen in Marzahn an einer Neonazi-Demonstration. Diese war als Gegenveranstaltung zu einer linken Versammlung angemeldet worden, die ebenfalls am Samstag in Marzahn erfolgte und an der laut Polizei 1.300 Menschen teilnahmen.
Laut Verfassungsschutz wird auch die rechtsextremistische Kleinstpartei "III. Weg" in Berlin immer aktiver und löst so zunehmend die NPD ab. Demnach zählt die Gruppierung derzeit etwa 80 Mitglieder. Teil der Kleinstpartei ist auch eine eigene Jugendorganisation, die "Nationalrevolutionäre Jugend" (NRJ). Diese tritt laut Verfassungsschutz besonders in den Bezirken Pankow und Hellersdorf in Erscheinung.
Zunächst hatte die "BZ" [bz-berlin.de] berichtet.
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.10.2024, 10:00 Uhr