Symbolbild: Kinder lernen gemeinsam an einem Tisch. (Quelle: dpa/Florian Schuh)

Brandenburg Berlin Schulstart in Berlin und Brandenburg: Eltern zahlen immer mehr Geld für Schulmaterialien

Stand: 28.08.2024 06:34 Uhr

Stift, Schere, Sportschuh - Schulutensilien lassen sich was kosten. Nicht alle Eltern können sich das für ihre Kinder leisten und können deshalb Hilfen beim Bund beantragen. Die reichen aber längst nicht aus, meint der Kinderschutzbund Berlin. Von Anna Bordel

  • die Anschaffung von Schulmaterial belastet manche Familien erheblich
  • Preise für Papier im letzten Jahr deutlich gestiegen
  • 195 Euro erhalten finanziell schwach aufgestellte Eltern in diesem Jahr pro Kind für Material

Der Schulstart steht in Berlin und Brandenburg an - und damit auch ein tiefer Griff in den Geldbeutel. Doch nicht nur Schultüten, Geschenke und die Verköstigung der Verwandtschaft muss bezahlt werden, sondern auch reichlich neues Schulmaterial. So müssen Eltern eines Grundschülers in Oranienburg zum Schulstart allein für Arbeitshefte rund 72 Euro ausgeben.
 
Hinzu kommt noch eine lange Auflistung von Mappen, weiteren Heften, Stiften und Sportsachen. Brotdose und Trinkflaschen müssen auch noch her. Zum Schulstart müssen Familien also ordentlich Material ranschaffen und das nicht nur für Erstklässler:innen in Form von neue Ranzen und Schultüten.

Sanierungsarbeiten in einem Klassenziemmer in Berlin. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
An diesen Berliner Schulen laufen Sommer-Bauprojekte

Toiletten-Sanierung, Malerarbeiten, neue Böden: Wenn die Kinder in den Ferien und die Gebäude leer sind, wird an vielen Berliner Schulen gewerkelt. Es gibt aber deutlich weniger spezielle Ferienvorhaben als 2023, die Mehrzahl der Bezirke meldet keine. Von Sabine Müller mehr

Das Geld, was Eltern für die nötigen Utensilien zahlen müssen, wird zudem jedes Jahr mehr. Die Preise für Schulhefte und Zeichenblöcke sind im Juli 2023 laut Statistischem Bundesamt besonders stark, nämlich etwa um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, angestiegen. Anderes Schreibmaterial wie Stifte waren demnach 8 Prozent teurer und Schulbücher lagen etwa 5 Prozent über dem Vorjahrespreis.

Hilfe beim Bund beantragen

Wer das nicht stemmen kann, der darf Hilfe beim Bund beantragen [familienportal.de]. In Berlin und Brandenburg erhalten Familien mit geringem oder gar keinem Einkommen im Jahr 2024 195 Euro jährlich pro Kind, um davon Schulmaterialien einzukaufen. Ein Teil des Betrags wird im Februar, ein Teil im August ausgezahlt.
 
In Berlin kommt hinzu, dass seit dem Schuljahr 2018/2019 an allen Grundschulen Lernmittel wie Schulbücher und Arbeitshefte kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Eltern von Schüler:innen auf weiterführenden Schulen müssen pro Schuljahr höchstens 100 Euro dafür zahlen.
 
In Brandenburg hingegen müssen Eltern von Kindern aller Jahrgangsstufen einen Teil der Schulbuchkosten selbst zahlen. Bis einschließlich der vierten Klassen sind es 12 Euro, bis einschließlich der sechsten 25 Euro und danach 29 Euro Eigenanteil. Wer nur wenig oder gar nichts verdient, kann sich von diesem Eigenteil sowohl in Berlin als auch in Brandenburg vollständig befreien lassen. Arbeitshefte sind davon ausgenommen.

Schulanfänger sitzen an einem Klassenraum der Grundschule
Zahl der Schülerinnen und Schüler in Berlin erneut gestiegen

Die Schulen in Berlin füllen sich weiter: Im neuen Schuljahr steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler erneut an – während weiterhin Hunderte Lehrkräfte fehlen. Die Bildungssenatorin hält mit Quereinsteigern und Ein-Fach-Lehrkräften dagegen.mehr

Kinderschutzbund fordert mehr Unterstützung

Fraglich bleibt, ob die Zuschüsse ausreichen, um die tatsächlichen Kosten zu decken. Christian Neumann, Geschäftsführer beim Berliner Landesverband des Kinderschutzbundes findet das nicht. "Die Summe ist absolut nicht realistisch", sagt er. "Ich gebe etwa 150 Euro für einen Schulranzen aus und dann habe ich noch kein Bastel- und Schreibmaterial. Eltern müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen als das Bildungspaket suggeriert", sagt er.
 
Zunächst sollte die Summe, die an bedürftige Familien gezahlt wird, höher sein. Außerdem sollten Schulen bei den Materiallisten darauf achten, wen sie mit ihren Wünschen ansprechen, gut situierte oder weniger gut situierte Eltern.

Sozialdruck gleich vom Start weg

In Berlin haben 2023 laut Bundesagentur für Arbeit knapp 103.000 Familien die Leistungen für Schulbedarf gezahlt bekommen. Das waren etwa ein Viertel aller Schüler:innen an Berliner Schulen. In Brandenburg waren es demnach ein Zehntel aller Schüler:innen.
 
Ob man 260 Euro oder 40 Euro für Ranzen, Turnbeutel und Federmäppchen ausgibt, spielt laut Neumann übrigens nicht nur für den Geldbeutel der Familien eine Rolle. Wer mit günstigem Ranzen oder Malkasten in die Schule kommt, wird von Beginn an gebrandmarkt, meint er. Auch ganz jungen Kinder würde bereits auffallen, wer wie ausgestattet ist und Armut wirke sich immer negativ auf den Bildungsweg aus.

Sendung: rbb Inforadio, 27.08.2024