Gurkenernte bei Kasel-Golzig. (Quelle: Iris Wussmann/rbb)

Brandenburg Verzögertes Wachstum: Spreewälder Gurkenernte dauert in diesem Jahr wohl länger

Stand: 10.07.2024 16:37 Uhr

Seit vier Wochen sind die Gurkenflieger im Spreewald wieder auf den Feldern unterwegs. Doch Frost und Nässe haben den Pflanzen zugesetzt. Ein Landwirt aus Kasel-Golzig (Dahme-Spreewald) will die Verluste durch längere Erntezeiten wieder auszugleichen.

Rasend schnell huschen die Hände der Erntehelfer, die bäuchlings auf dem Gurkenflieger liegen, von einer Pflanze zur anderen. 80 Meter legen sie in einer Stunde zurück - es bleibt kaum Zeit, den Blick vom Boden zu heben. Zahlreiche Gurken purzeln hier in Kasel-Golzig auf den Hänger.
 
Landwirt Gregor Knösels ist froh, dass die Ernte langsam Fahrt aufnimmt. Denn der Erntestart in diesem Jahr war vergleichsweise zäh. Aktuell liegt die Erntemenge 20 Prozent unter den Erwartungen. "Die Nachttemperaturen waren so niedrig, dass das Pflanzenwachstum extrem ausgebremst wurde. Das müssen die Pflanzen jetzt aufholen", so Knösels.

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Frost, Krankheiten und zu kurze Wurzeln

Es war ein schwieriges Jahr für die Gurke. Wegen des Frostes im April musste zunächst nachgepflanzt werden, dann war durch das feuchte Wetter der falsche Mehltau in die Bestände gekommen. Das ist ein Pilzbefall, welcher der Pflanze nicht nur Nährstoffe entzieht, sondern bei stärkerer Ausprägung auch zu Wachstumsstörungen führt.
 
Im Moment scheint der Mehltau im Griff - doch es gibt noch ein weiteres Problem. Die Pflanzen sind in der Region nicht so stark verwurzelt, wie sie es sonst waren. "Durch die viele Feuchtigkeit hatte die Pflanze gar kein Interesse, groß Wurzeln zu bilden", erzählt Knösels.
 
Jetzt, mit den wärmeren Temperaturen und dem trockeneren Boden, steht die Gurke unter enormen Stress. "Obwohl Wasser da ist, kriegt sie es einfach nicht hoch transportiert." Knösels hofft, dass die Pflanzen jetzt reagieren - und mehr Wurzeln ausbilden, um zu überleben.
 
Mit dem verzögerten Wachstum der Gurkenpflanzen sei aber jetzt schon absehbar, dass die Gurkenernte in diesem Jahr länger dauern könnte. Statt bis August werden die Gurkenflieger wohl noch bis zum September über die Felder ziehen.

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Steigende Lohnkosten führen zu sinkender Nachfrage

Auf gut 62 Hektar hat Gregor Knösels in diesem Jahr Gurken angebaut - etwas weniger als bisher. Denn der Absatz ist zurückgegangen. Durch den gestiegenen Mindestlohn werde die Gurke immer teurer und die Lust der Menschen, sie in großen Mengen zu kaufen immer kleiner.
 
"Bei der Gurkenproduktion liegt man bei 60 bis 70 Prozent reinen Lohnkosten. Steigt der Mindestlohn, muss auch das Produkt teurer werden", so der Landwirt. Dass die Spreewaldgurke irgendwann ausstirbt, davon geht Gregor Knösels zwar nicht aus. Sie könnte in Zukunft aber immer mehr zur Delikatesse werden, wenn die Preise weiter steigen.
 
Mit Informationen von Iris Wussmann und Aline Anders-Lepsch.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.07.2024, 14:40 Uhr