Blick auf das Hamburger Rathaus

Anstehende Bürgerschaftswahlen Umfrage sieht Mehrheit für Rot-Grün in Hamburg

Stand: 15.01.2025 06:00 Uhr

Am 2. März 2025 wählen die Hamburgerinnen und Hamburger eine neue Bürgerschaft. Würde am kommenden Sonntag gewählt, bekäme Rot-Grün eine klare Mehrheit, wie der neue NDR HamburgTrend zeigt. Für die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap 1.159 Wahlberechtigte in Hamburg interviewt.

Bei einer Bürgerschaftswahl zum jetzigen Zeitpunkt könnten SPD und Grüne zwar nicht an ihre Ergebnisse bei der Bürgerschaftswahl 2020 anknüpfen, hätten zusammen jedoch weiterhin eine sichere Mehrheit. Die SPD wäre mit 31 Prozent stärkste Kraft und würde im Vergleich zum NDR HamburgTrend vom November 2024 sogar leicht zulegen (+1 Prozentpunkt). Gleiches gilt für die Grünen, die aktuell 22 Prozent (+1) in Aussicht hätten.

AfD bei 9 Prozent - Zitterpartie für Linke, FDP und BSW

Die CDU könnte bei einer Wahl zum jetzigen Zeitpunkt ihr Wahlergebnis von vor fünf Jahren zwar deutlich verbessern. Im Vergleich zur November-Umfrage müssen die Christdemokraten aber zwei Prozentpunkte abgeben und lägen bei 17 Prozent. Die AfD könnte mit derzeit 9 Prozent ihr Ergebnis von 2020 ebenfalls klar verbessern. Die Hamburger Linke würde ihr letztes Bürgerschaftswahlergebnis hingegen verfehlen und muss mit aktuell 5 Prozent (-1 im Vergleich zum November) um den Einzug in die Bürgerschaft kämpfen. Die FDP würde trotz leichter Zugewinne im Vergleich zum November mit 4 Prozent (+1) den Einzug ins Parlament ebenso verfehlen wie das BSW mit unverändert 4 Prozent. Auf die restlichen Parteien entfielen momentan zusammen 8 Prozent der Stimmen.

Zum Post

Bei der Bürgerschaftswahl 2020 war die SPD mit 39,2 Prozent stärkste Kraft vor den Grünen mit 24,2 Prozent. Dahinter folgten die CDU (11,2), die Linke (9,1), die AfD (5,3) und die FDP (4,9).

Interesse an Bürgerschaftswahl größer als vor fünf Jahren

Vier von fünf der befragten Wahlberechtigten in Hamburg - und damit mehr als vor fünf Jahren - bekunden ein sehr starkes oder starkes Interesse an der bevorstehenden Bürgerschaftswahl (+7 Prozentpunkte im Vergleich zum Januar 2020). Das Interesse an der Wahl steigt der Umfrage zufolge mit Alter und Bildungsgrad, aber auch in den jüngeren Altersgruppen und unter formal niedrig Gebildeten ist das Gros der Bevölkerung an der Wahl interessiert. Bei der Bürgerschaftswahl 2020 war die Wahlbeteiligung zwar angestiegen, lag mit 63 Prozent aber dennoch auf dem drittniedrigsten Niveau der Hamburger Wahlgeschichte.

Zum Post

Mögliche Koalitionen: Bestehendes Regierungsbündnis am beliebtesten

Würde die Wahl so ausgehen wie im aktuellen NDR HamburgTrend, könnten SPD und Grüne nach dem 2. März gemeinsam in der Hansestadt weiterregieren. Dies entspräche auch den Koalitionspräferenzen der Befragten. Wenn es um die künftige Regierungsbildung geht, findet eine Fortführung des rot-grünen Senats unter SPD-Führung mit 51 Prozent den größten Anklang (-4 im Vergleich zu Januar 2020). Ein rot-grünes Bündnis unter SPD-Führung genießt dabei deutlich größere Sympathie als ein solches Bündnis unter Führung der Grünen, das von einem guten Drittel der Hamburger (37 Prozent/-3) positiv bewertet wird. Ein Zusammengehen von SPD und CDU wird ebenfalls von einem guten Drittel unterstützt (35 Prozent/+4). Ein Bündnis aus Grünen und CDU stößt auf erkennbar größere Skepsis als vor fünf Jahren und würde aktuell nur ein Fünftel der Hamburgerinnen und Hamburger überzeugen (20 Prozent/-10). Ähnliches gilt für eine Regierungskoalition aus SPD, CDU und FDP, die ebenfalls ein Fünftel positiv bewertet (20 Prozent/-8). Auf den geringsten Rückhalt stößt eine Jamaika-Koalition aus Grünen, CDU und FDP (12 Prozent/-11).

Zum Post

Überwiegend Zustimmung für Arbeit des Senats

Die Koalitionspräferenzen spiegeln eine mehrheitlich wohlwollende Bewertung der aktuellen Regierungsarbeit wider, auch wenn der rot-grüne Senat weniger überzeugt als am Ende der letzten Legislaturperiode. Zogen im Vorfeld der Bürgerschaftswahl 2020 zwei Drittel der Wahlberechtigten (66 Prozent) eine positive Bilanz zur Senatsarbeit, äußert sich aktuell die Hälfte (53 Prozent) zufrieden. 42 Prozent kommen aktuell zu einem kritischen Urteil. Im Vergleich zum NDR HamburgTrend vom November 2024 hat sich die Bewertung der Senatsarbeit leicht verbessert (+3 Prozentpunkte). Im bundesweiten Vergleich liegt der Hamburger Senat damit im oberen Mittelfeld. Mehrheitlich wohlwollend urteilen die Anhängerinnen und Anhänger der beiden Senatsparteien SPD (86:12 Prozent) und Grünen (78:16 Prozent). In den Reihen der Oppositionsparteien überwiegt die Kritik. Die Anhängerinnen und Anhänger der CDU sind überwiegend unzufrieden mit der Leistung des Senats (27:72 Prozent), die der AfD äußern sich zu weiten Teilen (15:79 Prozent) kritisch. Die Anhänger der Linken, die im November noch zu einem knapp positiven Urteil kamen, sehen die Arbeit des Senats aktuell ebenfalls mehrheitlich mit Skepsis (31:64 Prozent).

Zum Post

Senat: SPD-Arbeit wird besser beurteilt als die der Grünen

In der getrennten Bewertung der Leistungen der beiden Senatsparteien schneiden die Sozialdemokraten (48:44 Prozent) besser ab als die Grünen (37:56 Prozent). Die Regierungsarbeit beider Parteien wird zugleich kritischer gesehen als vor fünf Jahren (jeweils -7). Während die Anhängerinnen und Anhänger der Grünen die Arbeit ihres Koalitionspartners SPD mehrheitlich loben (58:32 Prozent), gilt dies umgekehrt nur bedingt. Unter Anhängerinnen und Anhängern der SPD halten sich Lob und Kritik hinsichtlich der Leistung der Grünen im Senat in etwa die Waage (49:47 Prozent).

Zum Post

Politiker: Tschentscher mit Abstand am populärsten

Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ist laut Umfrage der mit Abstand populärste Politiker in Hamburg - auch wenn er mit einem Zuspruch von aktuell 57 Prozent an seine Popularität vor der Bürgerschaftswahl 2020 nicht heranreicht (67 Prozent im Februar 2020) und auch im Vergleich zur November-Umfrage leicht verliert (-2 Prozentpunkte). Mit der Arbeit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) sind zu Jahresbeginn 38 Prozent (-1) zufrieden. Auch sie genießt damit weniger Rückhalt als im Vorfeld der vergangenen Bürgerschaftswahl (50 Prozent). Die Liste der Hamburger Oppositionspolitikerinnen und -politiker wird weiterhin durch Cansu Özdemir angeführt. Die Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft überzeugt gegenwärtig 28 Prozent (+2) der Wahlberechtigten und damit ebenfalls weniger als vor der letzten Wahl (34 Prozent). Auf sie folgt wie im November Dennis Thering von der CDU (20 Prozent/+2). Der Hamburger CDU-Chef ist knapp der Hälfte der Befragten unbekannt. Noch deutlich größere Bekanntheitsprobleme hat Katarina Blume von der FDP. Sie überzeugt derzeit jeden sechsten Hamburger (16 Prozent/+2). Knapp zwei Drittel kennen die FDP-Spitzenkandidatin nicht oder wollen sich kein Urteil erlauben. Das Schlusslicht im Politikerranking bildet Dirk Nockemann von der AfD. Mit der Arbeit des Hamburger AfD-Vorsitzenden sind 11 Prozent zufrieden (+2), mehr als der Hälfte der Befragten ist er kein Begriff.

Zum Post

Bürgermeister: Klare Präferenz für Tschentscher

Die Zufriedenheit mit der Arbeit des Ersten Bürgermeisters spiegelt sich auch in der Präferenz der Hamburgerinnen und Hamburger bei der künftigen Besetzung der Senatsspitze wider. Wenn die Bevölkerung den Hamburger Bürgermeister direkt wählen könnte, würden sich 44 Prozent (-2 Prozentpunkte im Vergleich zum November) für Amtsinhaber Tschentscher entscheiden. 16 Prozent (+1) würden Fegebank vorziehen. Ebenso viele würden sich Thering im Amt des Ersten Bürgermeisters wünschen, er kann mit aktuell 16 Prozent (+4) zu Fegebank aufschließen. Die SPD-Anhänger (81 Prozent) stehen vergleichsweise geschlossen hinter ihrem Spitzenmann. In den Reihen der Grünen genießt Tschentscher (41 Prozent) nahezu ein ähnliches Ansehen wie die eigene Spitzenkandidatin Fegebank (42 Prozent). Thering (58 Prozent) kann die eigenen Anhängerinnen und Anhänger deutlich stärker als noch im November mobilisieren.

Zum Post

Image der Parteien: Regierungsfähige SPD, zukunftsorientierte Grüne

Die Präferenz der Befragten für einen SPD-geführten Senat wird gestützt durch eine positive Sicht auf die Regierungsfähigkeit der Sozialdemokraten: Von den Hamburger Parteien gilt die SPD als mit Abstand am regierungsfähigsten (44 Prozent/-2 Prozentpunkte im Vergleich zu Januar 2020). Auch in puncto Verlässlichkeit (33 Prozent/+1) und Glaubwürdigkeit (24 Prozent/-3) setzen die Hamburgerinnen und Hamburger am ehesten auf die SPD. Die Sozialdemokraten gelten außerdem deutlich häufiger als ihre politischen Wettbewerber und häufiger als noch vor fünf Jahren als geschlossene Partei (31 Prozent/+7). Wenn es um Fragen der Zukunft geht, liegt die SPD (18 Prozent/-2) hinter den Grünen auf Platz zwei und nur knapp vor der CDU. Die Zukunftsorientierung ist nach wie vor ein Plus für die Grünen, auch wenn sie seltener als Partei der Zukunft gesehen werden als noch 2020 (29 Prozent/-12). Auch Regierungsfähigkeit (9 Prozent/-6) und Geschlossenheit (13 Prozent/-6) wird ihnen weniger attestiert als vor der letzten Bürgerschaftswahl. Der Hamburger CDU wird von den abgefragten Eigenschaften wie im Vorfeld der letzten Bürgerschaftswahl am ehesten Regierungsfähigkeit (21 Prozent/+1) zugeschrieben, der Linken Glaubwürdigkeit (5 Prozent/-1) und der FDP Zukunftsorientierung (5 Prozent/-4). Die AfD konnte ihr Eigenschaftsprofil im Vergleich zu 2020 durchgängig verbessern, allerdings auf niedrigem Niveau. Das BSW gilt derzeit als wenig profiliert.

Zum Post

Parteikompetenzen: SPD in vielen Feldern vorn

Die SPD hat sechs Wochen vor der Bürgerschaftswahl Vorteile, wenn nach den Kompetenzen der Parteien gefragt wird - auch wenn sie bei den Hamburgerinnen und Hamburgern im Vergleich zu 2020 auf fast allen Politikfeldern an Vertrauen verloren hat. Dies gilt für die Sozial- (37 Prozent/-3 Prozentpunkte im Vergleich zum Januar 2020), die Familien- (37 Prozent/-2) und für die Arbeitsmarktpolitik (34 Prozent/-6). Auch in Fragen der Bildung (34 Prozent/0), der Wirtschaft (33 Prozent/-2) und beim Wohnungsmarkt (31 Prozent/-11) liegt die SPD vorn, allerdings traut man ihr deutlich seltener als noch vor fünf Jahren zu, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. In der Verkehrspolitik (20 Prozent/-6) fällt die SPD hinter die Grünen und die CDU zurück, bei Fragen der Inneren Sicherheit (27 Prozent/-6) hinter die CDU. Dennoch bleibt sie im Bürgerurteil in der summarischen Bewertung vorn, wenn es darum geht, wer die wichtigsten Aufgaben in Hamburg lösen kann (33 Prozent; -3).

Zum Post

Grüne: Kompetenz bei Umweltpolitik

In der Umwelt- und Klimapolitik lassen die Grünen ihre Wettbewerber nach wie vor hinter sich, sie haben jedoch im Vergleich zur letzten Wahl deutlich an Sachvertrauen eingebüßt (47 Prozent/-12). Auch in der Verkehrspolitik, in der unverändert ein knappes Viertel auf die Grünen setzt (24 Prozent/0), bleiben sie knapp Kompetenzführer. Über weitere Kompetenzschwerpunkte verfügen die Grünen vor dieser Wahl trotz Verlusten in der Familienpolitik (17 Prozent/-5), in Schul- und Bildungsfragen (13 Prozent/-2) und beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit (12 Prozent/-5).

Zum Post

Innere Sicherheit: CDU kann punkten

Die CDU überzeugt die Hamburgerinnen und Hamburger insbesondere bei den Themenfeldern Wirtschaft (27 Prozent/-6) und Innere Sicherheit (28 Prozent/-3), sie liegt in Fragen der Inneren Sicherheit aber nur hauchdünn vor den regierenden Sozialdemokraten - in Wirtschaftsfragen sogar hinter der SPD. In der Arbeitsmarkt- (22 Prozent/-1), der Verkehrs- (22 Prozent/+3) sowie der Asyl- und Flüchtlingspolitik (20 Prozent/+3) hat die CDU etwa jeden fünften Befragten hinter sich. Die Linke verliert in ihren wichtigsten Themenfeldern leicht an Vertrauen. Ihre Kompetenzschwerpunkte liegen nach wie vor beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit (12 Prozent/-3) und der Schaffung bezahlbaren Wohnraums (12 Prozent/-2). Auch die FDP ist mit rückläufigen Kompetenzwerten konfrontiert. Sie punktet noch am ehesten im Bereich Wirtschaft (7 Prozent/-2). Der AfD wird vor allem in Fragen der Kriminalitäts- und Verbrechensbekämpfung (11 Prozent/+5) sowie der Asyl- und Flüchtlingspolitik (11 Prozent/+5) von einem Teil der Bevölkerung vertraut.

Für die repräsentative Umfrage wurden laut infratest dimap vom 9. bis zum 13. Januar 1.159 Wahlberechtigte in Hamburg befragt - und zwar per Telefon- und Online-Interviews.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hamburg Journal | 15.01.2025 | 06:00 Uhr