Walross "Antje" in jungen Jahren - noch ist von den stattlichen Stoßzähnen ihrer reiferen Jahre nicht viel zu sehen. 1976 kommt sie als sechs Monate altes Waisenkind aus Russland nach Hamburg in den Tierpark Hagenbeck.
22 Jahre lang ist Tierpfleger Heino Susott für "Antje" zuständig. Er päppelt das Walross-Baby mit einem Brei aus Fisch, Lebertran und Sahne auf. "Ich habe sie gekrault, wo sie nicht hinkam - und dann war ich als Mutter akzeptiert", erinnerte sich Susott einst.
Schnell entwickelt sich das Walross zum Publikumsliebling des Tierparks. Wenn Besucher sie rufen, kommt sie angeschwommen - und bei Fütterungen bläst sie schon mal in die Mundharmonika.
Zum richtigen Star wird "Antje" durch ihre Auftritte im NDR Fernsehen. 1978 entsteht der erste Pausenfilm, der sie beim Schwimmen zeigt. Die Zuschauer lieben es - der Grundstein für eine steile Fernsehkarriere ist gelegt.
Ab 1995 fährt "Antje" bei allen Einsätzen der Hamburger Rettungs- und Notarztwagen mit: Als Kuscheltier tröstet sie kleine Patienten. Die erste "Tröster-Antje" übergibt der Direktor des Landesfunkhauses Hamburg, Winfried Scharlau, persönlich an Oberbranddirektor Dieter Farrenkopf.
Doch auch an "Antje" geht das Alter nicht spurlos vorbei. Der Damenbart wird dünner, der stolze Körper schwerfälliger. 2001 schickt der NDR das Walross in den Ruhestand - nach 23 Jahren.
Damit ist die "Ära Antje" beendet. Viele Hörer und Zuschauer protestieren. Doch es bleibt dabei: Wie hier auf dem Dach des Landesfunkhauses in Hamburg wird überall im Norden das "Antje"-Logo abgebaut und ersetzt.
Doch ganz verabschiedet sich der NDR von "seinem" Walross dann doch nicht. 2001 bekommt "Antje" Besuch von Kinderbuchautor Janosch. Für den NDR soll er eine Kinder-Zeichentrickserie konzipieren - mit "Antje" als Hauptfigur.
Mit der echten "Antje", die stolze 750 Kilo auf die Waage brachte und 66 Zentimeter lange Stoßzähne vorweisen konnte, hat das blaue Zeichentrick-Walross allerdings nur wenig Ähnlichkeit. In den Herzen der Zuschauer haben wohl beide "Antjes" ihren Platz gefunden.
Dort trägt sie auch wieder einen prächtigen Damenbart. Bewusst hat Präparator Klaus Zwornach "Antje" jünger dar, als sie an ihrem Lebensende tatsächlich war. Und so präsentiert sich die Walross-Dame an ihrem festen Museumsplatz in ihren besten Jahren.