Bilderstrecke Die Rote Flora in Hamburg: Damals und heute
Stand: 17.10.2024 13:43 UhrMonument der Widerspenstigkeit: Das Flora-Gebäude im Hamburger Schanzenviertel blickt auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurück.
1987 schmieden die Stadt und ein Investor Pläne, das als Vergnügungsstätte angelegte Gebäude zu einem Musical-Theater umzubauen. Unter anderem soll dort "Das Phantom der Oper" zu sehen sein. Doch schnell regt sich Widerstand, der immer wieder die Polizei auf den Plan ruft.
1988 wird der größte Teil des historischen Flora-Theaters abgerissen. Große Teile des Crystallpalasts werden zerstört. Hier soll ein Neubau entstehen.
Vom Dach der Flora aus lässt sich Ende der 1980er-Jahre das Geschehen auf der Straße gut beobachten. Die Proteste gegen das Musical-Projekt sind erfolgreich - der Standort Schanze wird aufgegeben. "Das Phantom der Oper" läuft ab 1990 im Neubau an der Holstenstraße.
Nach der offiziellen Eröffnung der Roten Flora im September 1989 erklären linksautonome Aktivisten die Flora am 1. November für besetzt.
Die Besetzung wird von den "Rotfloristen" durch das Sprayen von Schriftzügen mit politischen Parolen an der Fassade deutlich gemacht.
Dann strömen linke Aktivisten aus Hamburg und dem Umland in die Schanze. Immer wieder brennen Mülltonnen und Barrikaden.
Aber es kommt auch zu kreativem und gewaltfreiem Protest. Im Januar 2001 will Ole von Beust als Spitzenkandidat der CDU einen Ortstermin bei der Flora für den Wahlkampf nutzen. Von den "Rotfloristen" wird er mit Konfettiregen, Trillerpfeifenkonzert und höhnischen "Ole, Ole"-Rufen begrüßt und tritt wenig später die Flucht an.
Kretschmer gibt an, mit dem Kauf keine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen. Im Gegenteil. Angeblich will er der Stadt helfen und die Flora Schritt für Schritt befrieden. Die Stadt hält sich die Option offen, das Gebäude in den folgenden zehn Jahren zurückzukaufen.
Die Rückkaufsfrist läuft im März 2011 ab. Eigentümer Kretschmer versucht, die Flora weiterzuverkaufen. Interessenten sollen dem Investor nach dessen Angaben bis zu 19 Millionen Euro geboten haben.
... und stellen es Ende 2013 unter Beweis. Als Eigentümer Kretschmer ankündigt, die Flora räumen lassen zu wollen, kommt es bei einem Protestmarsch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Viele Menschen werden bei den Krawallen verletzt.
Doch Mitte Mai 2014 stellt sich heraus: Klausmartin Kretschmer kann die Rote Flora nicht mehr von sich aus verkaufen. Gegen ihn läuft ein vorläufiges Insolvenzverfahren. Ende Oktober schließlich einigt sich der Senat mit dem Insolvenzverwalter auf einen Rückkauf für 820.000 Euro.
Im August 2015 sieht die Flora plötzlich wieder aus wie vor 100 Jahren - doch trägt sie nur ein historisches Kostüm. Hinter der etwa 700 Quadratmeter großen Plane wird das Gebäude saniert. Die bunte Fassade wird gesandstrahlt, restauriert und neu verputzt.
Während des G20-Gipfels in Hamburg im Juli 2017 randalieren vermummte Autonome mehrere Tage lang im Schanzenviertel rund um die Rote Flora.
In einer Nacht zerstören die Randalierer Geschäfte, errichten Barrikaden und greifen die Polizisten an. Einige Stunden ist das Viertel in der Hand der Kriminellen.