Hamburg Podcast "Feel Hamburg" mit "Hinz&Kunzt"-Hausmeister Markus Kiesewetter
Zwei Jahre hat Markus Kiesewetter in Hamburg auf der Straße gelebt. Dank der Unterstützung des Straßenmagazins "Hinz&Kunzt" hat er den Weg aus der Obdachlosigkeit zurück in ein geregeltes Leben gefunden.
Heute lebt der Verkäufer der Obdachlosenzeitschrift, Markus Kiesewetter, in einer kleinen, gemütlichen Wohnung in Groß Borstel und arbeitet außerdem bei "Hinz&Kunzt" als Hausmeister. Darüber ist er sehr froh, denn nicht zuletzt dank dieses Minijobs hat er es geschafft, wieder Struktur in sein Leben zu bekommen. Aufgewachsen bei seinen Großeltern stand er nach deren Tod im Alter von 19 Jahren plötzlich ganz alleine da. "Ich hatte wenig Ahnung vom Leben und von dem ganzen Papierkram", erinnert sich Kiesewetter. Er sei dann richtig abgerutscht und war dann eines Tages wirklich wohnungslos gewesen.
An diese erste Nacht "auf Straße", wie der ehemalige Obdachlose diesen Zustand nennt, erinnert er sich genau. "Ein Kollege, der das schon länger gemacht hat, hat mir eine Isomatte und einen Schlafsack besorgt und dann hat man da einfach auf dem Boden gelegen." Das sei am Anfang noch ein bisschen Abenteuer gewesen, aber schnell wurde Markus Kiesewetter klar, wie ausweglos seine Lage eigentlich war.
Beklaut und verprügelt
Seine schlimmste Erfahrung war, erleben zu müssen, dass ihm seine gesamte, spärliche Habe gestohlen wurde. "Ich hatte dann nichts mehr, um mich zuzudecken. Dann bin ich auf eine Baustelle gegangen, wo ein bisschen Styropor war, um mich zu schützen. Aber ich bin dann fast erfroren," erinnert sich Kiesewetter. Auch Gewalterfahrungen musste er, wie so viele andere Menschen in seiner Situation machen und versuchte deshalb immer, in einer Gruppe zu bleiben.
"Das Leben hat wieder Struktur"
Den ersten Schritt zurück in ein normales Leben machte Markus Kiesewetter, als er sich dazu entschied, "Hinz & Kunzt" Verkäufer zu werden. "Es hat mein Leben verändert. Mein Leben hat Struktur bekommen und ich weiß jetzt, wohin ich gehöre", sagt er und freut sich, dass er nach zwei harten Jahren auf der Straße dank des Obdachlosenmagazins eine kleine Wohnung in Groß Borstel gefunden hat, wo er einfach die Tür hinter sich schließen kann. "Hier habe ich meine Ruhe. Ich bin jetzt wirklich zufrieden."
Markus Kiesewetter erklärt im Gespräch mit Feel Hamburg-Host Daniel Kaiser auch, warum viele wohnungslose Menschen nur ungerne in einer der öffentlichen Unterkünfte, wie z.B. dem "Pik As" übernachten, wie schwierig die Körperpflege ist und warum ihn Franzbrötchen immer an seine Zeit "auf Straße" erinnern.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | "Feel Hamburg" | 06.11.2024 | 20:00 Uhr