Hessen Alle Spieler von Eintracht Frankfurt im Check: Das große Zwischenzeugnis
Nach einer ebenso spektakulären wie größtenteils erfolgreichen Hinrunde ist es Zeit für die erste Inventur bei Eintracht Frankfurt. Wer hat überzeugt? Wer überrascht? Und wem droht ein blauer Brief? Das Zwischenzeugnis.
Eintracht Frankfurt beendet das Jahr 2024 auf Bundesliga-Platz drei und ist zudem auf bestem Weg in die K.o.-Phase der Europa League. Bei den Hessen lief über Wochen und Monate sehr viel sehr gut, im Endspurt dann fast nichts mehr. Welcher Spieler in dieser furiosen Hinrunde besonders hervorstach und wer sich steigern muss, lesen Sie in unserem Zwischenzeugnis.
Die Torhüter
Kevin Trapp: Obwohl Bundestrainer Julian Nagelsmann die Frankfurter Nummer eins weiter mit Nichtachtung bestraft und Ersatzmann Kaua Santos zwischenzeitlich die Fan-Herzen eroberte, knüpfte Kevin Trapp im ersten Halbjahr oftmals an die starken Leistungen vergangener Tage an. Sicher: Der eine oder andere Wackler war dabei, Trapps Patzer gegen Augsburg kostete der Eintracht wichtige Punkte. Alles in allem zeigte Trapp aber, dass er noch immer zu den besten Torhütern dieses Landes gehört und zu Recht Frankfurter Kapitän ist.
Note: 2-
Kaua Santos: Trapps Stellvertreter rückte in Wolfsburg zwischen die Frankfurter Pfosten und erwies sich in insgesamt sechs Spielen zunächst als perfekte Nummer zwei. Kaua Santos zeigte dank seiner enormen Athletik nicht nur spektakuläre Flugeinlagen und Paraden, er wirkte dabei auch noch erstaunlich abgeklärt. Fußballerisch und in Sachen Strafraumbeherrschung, das sah man vor allem in der Europa League gegen Prag und natürlich gegen Mainz, muss der Brasilianer noch zulegen. Seine beiden haarsträubenden Patzer im letzten Spiel des Jahres trübten den Gesamteindruck erheblich.
Note: 3
Die Abwehr
Arthur Theate: Er kam als vermeintliche Notlösung und entpuppte sich als Volltreffer: Arthur Theate, der sowohl als Innen- als auch Linksverteidiger überzeugte, brachte der Eintracht genau die Elemente, die in der vergangenen Saison gefehlt hatten: Aggressivität, absoluter Siegeswille, Führungsqualitäten. Der belgische Nationalspieler hob die Eintracht-Defensive auf ein neues Level. In der Schlussphase ging ihm dann etwas die Puste aus, allerdings kickte er auch mit dickem Knöchel wegen eines Bänderrisses.
Note: 1-
Robin Koch: Abwehrchef, Wortführer, Co-Kapitän. Robin Koch ist die Konstante in der Frankfurter Abwehr und bei Trainer Dino Toppmöller immer gesetzt. Die enorme Belastung merkte man Koch im Jahres-Endspurt an, die Wehwehchen häuften sich. Insgesamt waren seine Leistungen aber tadellos.
Note: 2+
Tuta: Vor der Saison galt Tuta als Wackelkandidat und wurde sogar mit einem Wechsel in Verbindung gebracht, sobald der Ball rollte war der Brasilianer aber zur Stelle. Der 25 Jahre alte Defensiv-Allrounder entwickelte sich zum Leistungsträger und zeigte selbst auf der Sechser-Position, dass er mehr als eine Alternative zu Ellyes Skhiri oder Hugo Larsson sein kann. In dieser Form ist selbst eine Berufung in die brasilianische Nationalelf nicht ausgeschlossen.
Note: 2
Aurèle Amenda: Der vermeintliche Ersatz für den nach Paris abgewanderten Willian Pacho ist bislang noch nicht wirklich in Frankfurt angekommen. Zu Beginn wurde Aurèle Amenda von einer Verletzung gestoppt, dann bereitete ihm das hohe Tempo in der Bundesliga deutlich mehr Probleme als gedacht, ehe die nächste Verletzung kam. Der Schweizer wird im neuen Jahr einen Neustart wagen müssen.
Note: 4
Nnamdi Collins: Der Frankfurter Trainings-Weltmeister spielte eine sehr starke Sommer-Vorbereitung und wähnte sich im Dunstkreis der Stammelf, bis zu seinem ersten ernsthaften Einsatz dauerte es dann aber doch bis zum 30. Oktober und dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Gladbach. Genau diese Chance nutzte Nnamdi Collins eindrucksvoll. Seitdem gehörte er tatsächlich häufig der Startelf an. Dass der frischgebackene U21-Nationalspieler noch lernen muss, versteht sich von selbst. Selbst Bundestrainer Nagelsmann soll aber ein Auge auf ihn geworfen haben und die Entwicklung genau beobachten. Beachtlich.
Note: 2-
Niels Nkounkou: Bei so vielen Überfliegern muss es zwangsläufig auch ein paar Abgehängte geben. Einer davon ist Niels Nkounkou. Der hochveranlagte Linksaußen kam in dieser Spielzeit bislang überhaupt nicht in Tritt. Nkounkou kämpfte sich von der Tribüne zwar zurück in den Kader und zuletzt auch wieder in die Startelf. Das Vertrauen zahlte er dabei aber nicht zurück, im Gegenteil. Für Nkounkou wird es schwer.
Note: 5
Nathaniel Brown: Die Geschichte von Nathaniel Brown ist die wohl bemerkenswerteste in dieser Saison. Zu Beginn spielte der Linksverteidiger in den Planungen von Trainer Toppmöller gar keine Rolle, der Sprung in die Bundesliga schien für ihn zu groß. Genau wie Collins profitierte Brown dann von Verletzungen und Sperren und machte mit einer spektakulären Spielweise auf sich aufmerksam. Drei Tore und drei Vorlagen in acht Bundesliga-Spielen sind mehr als beachtlich. Auch er soll die Aufmerksamkeit von Nagelsmann erlangt haben.
Note: 2
Rasmus Kristensen: Der dänische Nationalspieler ist das Pendant zum Belgier Theate. Rasmus Kristensen, der Wikinger, warf sich auf seiner rechten Seite in jeden Zweikampf und ging stets mit vollem Einsatz voran. Fußballerisch ist das vor allem im Spiel nach vorne zwar ausbaufähig, ein Spieler wie Kristensen ist aber für jedes Team goldwert.
Note: 2
Timothy Chandler: Genau das ist nach wie vor auch Timothy Chandler. Die Frankfurter Frohnatur spielt zwar sportlich keine Rolle mehr, die Standing Ovations bei seiner einzigen Einwechslung beim 7:2-Schützenfest gegen den VfL Bochum sprechen aber für sich. Chandler ist und bleibt Fan-Liebling und ist als einer der letzten absoluten Identifikationsfiguren unersetzbar.
Note: -
Das Mittelfeld
Ellyes Skhiri: An Ellyes Skhiri scheiden sich die Geister. Im Sommer 2023 wurde der Tunesier als Königstransfer gefeiert, komplett gerecht geworden ist er den hohen Ansprüchen an ihn aber nicht. Der Mittelfeldspieler hat sein anfängliches Phlegma inzwischen zwar abgelegt und sucht viel schneller den Weg nach vorne. Von der Torgefahr und der Dominanz, die er beim 1. FC Köln verkörperte, ist er aber weiter weit entfernt. Skhiri kann mehr, sollte auch mehr bringen.
Note: 3-
Hugo Larsson: Wer Hugo Larsson spielen sieht, vergisst oft, dass der Schwede immer noch erst 20 Jahre alt ist. Larsson, der schon in der vergangenen Saison für Furore gesorgt hatte, hat sich noch einmal weiterentwickelt. Das Spiel des zentralen Antreibers besticht durch Ruhe am Ball, Tempo und eine sehr gute Übersicht. Larsson wird seinen Weg machen und der Eintracht wohl irgendwann entwachsen. Torgefährlich ist er noch dazu geworden.
Note: 2+
Mo Dahoud: Der Überraschungs-Last-Minute-Transfer, der außerhalb des Platzes sehr zurückhaltend ist, hat seinen Platz bei der Eintracht gefunden. Sobald alle fit sind, steht Mo Dahoud eher nicht von Anfang an auf dem Feld. Seine Technik und seine besondere Art, Fußball zu spielen, waren aber fast immer ein belebendes Element. Guter, weil auch günstiger Einkauf.
Note: 3
Oscar Höjlund: Der große Bruder bei Manchester United, der Zwillingsbruder bei Schalke, er selbst endlich in Frankfurt angekommen. Oscar Höjlund, den ein Mittelfußbruch lange außer Gefecht setzte, hat in den vergangenen Wochen angedeutet, wie viel Potenzial in ihm steckt. Dass er gegen Mainz von Beginn an randurfte, ist ein Zeichen. Höjlund gehört die Zukunft.
Note: 3
Junior Dina Ebimbe: Eher keine Zukunft in Frankfurt hat hingegen Junior Dina Ebimbe. Der Franzose, der zwar wahnsinnig viel Talent, aber oft nicht die richtige Einstellung hat, dürfte seinen Kredit bei den Frankfurter Verantwortlichen langsam aber sicher verspielt habe. Dina Ebimbe, der zuletzt nicht mal mehr den Sprung in den Kader schaffte, ist ein Verkaufskandidat im Winter.
Note: 5
Farès Chaibi: Soweit ist Farès Chaibi noch lange nicht, auch die Leistungen des einstigen Musterschülers ließen in dieser Saison aber sehr zu wünschen übrig. Der Algerier konnte bislang nie an die gute Form früherer Tage anknüpfen, seine Auftritte blieben fahrig und uninspiriert. Warum Chaibi im Endspurt trotzdem viele Einsatzminuten sammelte, verstand nicht jeder.
Note: 4-
Can Uzun: Das große Talent kam vor der Saison mit riesigen Vorschuss-Lorbeeren aus Nürnberg und musste sich dann erst einmal hintenanstellen. Mehr als Kurzeinsätze waren für Can Uzun lange nicht drin, sein erster Startelf-Einsatz der Saison im Europa-League-Heimspiel gegen Riga ging zudem (auf seltsamer Position) in die Hose. Was für Uzun spricht: Der türkische Nationalspieler ließ sich nicht hängen und gab weiter Gas. Als Belohnung gab es gegen Augsburg das erste Bundesliga-Tor. Dass Uzun noch viel Luft nach oben hat, zeigte aber nicht nur seine vergebene Riesen-Chance gegen Mainz.
Note: 3-
Jean-Matteo Bahoya: Für mehr als die Jokerrolle reicht es bei Jean-Matteo Bahoya nach wie vor nicht. Immerhin: Bei seinen wenigen Einsätzen deutete er dank seines Tempos und der Dynamik zumindest an, was ihn ihm steckt. Ob das auf Dauer für die Eintracht reicht? Das bleibt abzuwarten.
Note: 3-
Angar Knauff: Der frühere Dortmunder ging trotz guter Leistungen in der Offensive der Eintracht fast ein wenig unter. Ansgar Knauff ist mit vier Vorlagen und drei Treffern der drittbeste Scorer der Eintracht und war in dieser Spielzeit so etwas wie Frankfurts Mister Zuverlässig. Bei Marmoush und Ekitiké sieht es sicher spekatulärer aus, technisch gibt es stärkere Spieler als Knauff. Sein Einsatz, seine Geschwindigkeit und sein Gespür für die Situation sind aber herausragend.
Note: 2
Mario Götze: Er traf in seinem 100. Pflicht-Spiel im Frankfurter Trikot und zeigte auch sonst hin und wieder, dass er noch immer der beste Fußballer der Eintracht ist. Zeitweise ging Mario Götze aber auch etwas die Puste aus. Der Weltmeister-Macher hebt die Hessen an guten Tagen noch immer auf ein anderes Niveau, die Konstanz ließ aber hier und da zu wünschen übrig. Götze und die Eintracht werden sich vom Christkind wünschen, dass die Leistungskurve im neuen Jahr wieder nach oben zeigt.
Note: 3
Der Sturm
Omar Marmoush: 18 Tore, zwölf Vorlagen, drei direkt verwandelte Freistöße und immer eine gute Idee. Omar Marmoush ist der Spieler der Hinrunde und womöglich schon bald bei einem ganz großen Verein. Der Ägypter menschelte im Dezember zwar etwas und verwandelte tatsächlich nicht jede Chance. Einen besseren Stürmer als ihn gab es in der Hinrunde ligaweit aber nicht. Auch nicht beim FC Bayern.
Note: 1
Hugo Ekitiké: Marmoushs kongenialer Sturmpartner Hugo Ekitiké hat in dieser Saison da weitergemacht, wo er in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit aufgehört hatte: Tore schießen, Tore vorbereiten, und dabei auch noch eine Show zeigen. Der junge Franzose übertreibt es mitunter mit den Kabinettstückchen und muss noch lernen, sich auch in unangenehmen Spielen zu behaupten, sein Potenzial ist aber riesig.
Note: 2
Igor Matanovic: Endlich wieder ein Mittelstürmer mit Format - dachten viele vor der Saison. Den Beweis, dass Igor Matanovic genau das ist und auch in der Bundesliga Tore schießen kann, ist der Kroate bislang aber schuldig geblieben. Matanovic fremdelt noch immer mit der Körperlichkeit und dem Tempo in der Bundesliga, vor allem mit dem Rücken zum Tor muss er deutlich zulegen.
Note: 4
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