Hessen Andreas Müller bei Darmstadt 98: Perfektionist und Distanzschütze
Mit 118 km/h schoss Andreas Müller die Lilien zum Sieg gegen Hertha BSC. Nicht erst seit seinem ersten Pflichtspieltreffer blüht der 24-Jährige auf. Mit seiner Spielweise ist er der perfekte Sechser für das System von Florian Kohfeldt.
Es ist ein Stück weit das Schicksal von Defensivspielern, dass bei sportlichem Erfolg immer zuerst die Offensive im Fokus steht. Darmstadt 98 ist da keine Ausnahme, lieferte das Team doch zuletzt ein Torspektakel nach dem anderen ab und stellt mit Isac Lidberg den Top-Torjäger der Zweiten Bundesliga.
Am vergangenen Wochenende drängte sich dann aber ein Mann in den Vordergrund, den wohl nur die wenigsten Darmstädter als gefährlichen Offensivakteur eingespeichert haben dürften. Andreas Müller, seines Zeichens eigentlich defensiver Mittelfeldspieler, besorgte für die Lilien den erlösenden Treffer zum 3:1-Endstand gegen Hertha BSC. Es war Müllers erstes Pflichtspieltor für die Lilien – und was für eins.
Zehn Minuten vor Schluss bekam Müller den Ball kurz hinter der Mittellinie zugespielt. Die Abstände zwischen den Hertha-Reihen: Gigantisch. Deswegen lief Müller erst einmal. Und lief, und lief, und fasste sich aus 25 Metern einfach mal ein Herz. Flachschuss, 118 km/h, der Einschlag ins linke untere Eck.
Vom Bankdrücker zum Stammspieler
"Ich bin eigentlich nicht so häufig in den Regionen, wo es Sinn macht, zu schießen", erklärt Müller im Gespräch mit dem hr-sport. Sein erster Treffer habe sich gut angefühlt – vor allem wegen seines Zeitpunktes. "Berlin hat es uns nicht leicht gemacht, in dieser Phase war ein Zwei-Tore-Vorsprung brutal wichtig", findet der 24-Jährige.
Brutal wichtig ist mittlerweile auch Andreas Müller für Darmstadt 98. Nachdem er in seiner ersten Saison in der Bundesliga noch größtenteils auf der Bank gesessen hatte, ist er bei den Lilien mittlerweile unumstrittener Stammspieler und verpasste in dieser Spielzeit erst eine Partie. "Die erste Saison war für mich natürlich schwierig und ungewohnt. Jetzt ist es schön und wichtig für mich, auf diesem Niveau Spiele zu sammeln", findet der Sechser.
Müller hat die 40-Punkte-Marke im Blick
Mit den Lilien hat Müller nun vier der letzten fünf Pflichtspiele gewonnen, von den Abstiegsrängen ist sein Team erst einmal in sichere Entfernung gerückt. Den Blick nach oben richten will der 24-Jährige trotz allem noch nicht. „In dieser Liga muss man vorsichtig sein, denn die anderen Mannschaften punkten immer irgendwann. Egal, wie sie heißen“, findet Müller. Das Ziel sei nun erst einmal, die Marke von 40 Punkten zu knacken, so der Mittelfeldmann.
Dass es mit Florian Kohfeldt an der Seitenlinie rund läuft, kann aber auch Müller nicht leugnen. "Vom Trainerteam bekommen wir gegen jede Mannschaft einen guten Plan mit. Wir können in jeder Situation auf den Gegner reagieren", erklärt er. Außerdem passe die Spielidee des Coaches gut zu den Spielern.
Eine Mannschaft aus Fightern
Auch Müller selbst entspricht als Spielertyp klar den Vorstellungen von Kohfeldt: Der Sechser ist zweikampfstark, läuft viel und kann auch seine Offensivqualitäten ins Darmstädter Spiel einbringen. Dazu bringt er einen enormen Ehrgeiz mit. Kohfeldt bezeichnete ihn zuletzt gar als "Über-Perfektionisten".
"Das zieht sich schon mein ganzes Leben lang durch. Bis zur U13 habe ich jedes Mal geheult, wenn ich ein Trainingsspiel verloren habe", erklärt Müller. In den Darmstädter Reihen sei er aber nicht der einzige mit einer derartigen Motivation. "Wir haben brutal ehrgeizige Charaktere in der Mannschaft. Das ist auch wichtig, damit sich im Erfolgsfall keiner ausruht", so der 24-Jährige.