Hessen Ausbaubilanz 2024: Mehr Megawatt trotz nur einem zusätzlichen Windrad in Hessen
Was die Zahl der Anlagen angeht, hat Hessen die Windenergie im vorigen Jahr kaum ausgebaut. Doch neue Windräder sind deutlich effizienter. Daher stieg die damit erzeugte Strommenge.
Im Jahr 2024 sind in Hessen 22 Windräder neu in Betrieb gegangen. Im selben Zeitraum wurden 21 Anlagen stillgelegt. Unterm Strich gibt es also ein Windrad mehr als Ende 2023, wie das Hessische Landesamt für Natur, Umwelt und Geologie (HLNUG) und das Wirtschaftsministerium in Wiesbaden dem hr meldeten.
So eine einzelne Windenergieanlage fällt bei der Gesamtmenge kaum ins Gewicht. Insgesamt stehen und drehen sich 1.182 Windräder in Hessen. Die Bilanz vor gut einem Jahr war da noch ganz anders. 2023 gab es mit 38 neuen Anlagen nach Behördenangaben einen Rekordzuwachs in Hessen.
Dass der Ausbau der Windenergie im Land 2024 ins Stocken geriet, heißt das aber nicht. Er ist fast so groß wie im Jahr zuvor. Denn nicht nur die Zahl der Anlagen spielt eine Rolle. Moderne Windräder sind oft höher oder aufgrund ihrer Rotationsachse effizienter als frühere Modelle. Deshalb werden zum Teil alte Anlagen durch neue ersetzt, das nennt man Repowering.
Leistungszuwachs annähernd so hoch wie im Vorjahr
Die Windkraftanlagen, die Ende 2024 in Hessen in Betrieb waren, erzeugen zusammen etwa 115 Megawatt mehr Strom als alle Anlagen ein Jahr zuvor. Damals betrug der Zuwachs gut 155 Megawatt im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl es also nur ein Windrad mehr gibt, liegt der Leistungszuwachs nur ein Viertel unter dem vom Jahr zuvor, als 38 Anlagen hinzukamen.
Die Städte, Gemeinden und Unternehmen der Windbranche wollen auch 2025 neue Windräder bauen. Die Windvorrangflächen in Hessen sind ausgewiesen und erstrecken sich auf zwei Prozent der Landesfläche. Dazu hat der Bund die Länder angehalten.
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Es gibt daher viele Windrad-Beschlüsse, Pläne und Anträge. Die drei hessischen Regierungspräsidien in Darmstadt, Gießen und Kassel erteilen dann häufig Genehmigungen. So hat Kassel im vorigen Jahr 87 Windräder genehmigt, in Gießen waren es 38, in Darmstadt 45 - jeweils so viele wie nie zuvor. Insgesamt macht das Genehmigungen für 170 neue Windkraftanlagen in Hessen.
Hessen über dem Bundesdurchschnitt
Nach Angaben des Bundesverbands Windenergie ist das höher als der Bundesdurchschnitt. Die Länge der Verfahren sei in Hessen außerdem gesunken, von 35 auf 25 Monate. Weitere zwei Jahre dauert es dann in der Regel von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme.
Aber unheimlich viele Fälle landen in Hessen vor Gericht. Laut HLNUG wurden im zurückliegenden Jahr 144 Windräder beklagt. Die Fälle liegen dann bei den Verwaltungsgerichten. Manchmal geht es nach einem Urteil in die nächste Instanz. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat dafür extra einen Wind-Senat eingerichtet. Die Jahresbilanz des VGH: 17 Fälle abgeschlossen, 35 Fälle dazu bekommen. Kleiner wurde der Stapel also nicht.
Land erwartet 2025 deutlich mehr Leistung
Für dieses Jahr rechnet das Land Hessen mit einem deutlich größeren Ausbau der Windenergie als zuletzt. Das Wirtschaftsministerium erwartet mehrere hundert Megawatt Strom zusätzlich. Der Ausbau sei wichtig, damit Energie für Bürgerinnen und Bürger und für Unternehmen bezahlbar bleibe, sagte eine Sprecherin dem hr.
Wenn in Hessen alle vor zwei Jahren genehmigten Anlagen fertig werden, entspräche das einem Zuwachs von fast 80 Windrädern. Festgelegte Ziele bei der Strommenge gibt es laut Wirtschaftsministerium nicht. Die könnten auch schwer einzuhalten sein.
Die Windbranche berichtet von Verzögerungen zum Beispiel durch Schwierigkeiten bei der Genehmigung von Schwerlasttransporten für die teils hochhaushohen Windradrotorblätter, durch Kostensteigerungen, durch lange Zeiten bei den Netzanschlüssen und durch lange Lieferzeiten bei Trafos. Am Mittwoch berichtete der Bundesverband Windenergie aber, im Schnitt würden 90 Prozent der genehmigten Windräder auch gebaut.