Hessen Frankfurter Verein "Faprik" hilft jungen Frauen beim Berufseinstieg
Der Frankfurter Verein "Faprik" will benachteiligten Frauen und jungen Müttern berufliche Chancen eröffnen, die ihnen sonst oft verwehrt bleiben. In eigenen Ausbildungsbetrieben finden sie nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch neues Selbstbewusstsein.
Sina Maryo hat ihre Schulzeit nicht in guter Erinnerung behalten. "Morgens aufzustehen ist mir schwergefallen", erzählt die 18-Jährige. Sie habe Rassismus erfahren, sexistische Kommentare von Mitschülern zu hören bekommen und sei von Lehrerinnen und Lehrern auch mal angeschrien worden. Ihren Abschluss machte sie nicht.
Jetzt wagt Maryo einen neuen Anlauf: Sie bereitet sich auf ihren Hauptschulabschluss vor - in einem Projekt des gemeinnützigen Frankfurter Vereins "Faprik". In ihrer kleinen Gruppe sind ausschließlich junge Frauen in ihrem Alter - und von den Lehrkräften gebe es viel Unterstützung. "Ich fühle mich hier wohler als in der Schule", sagt Maryo. "Ich war früher sehr schüchtern, mittlerweile habe ich das abgelegt und kann besser vor der Gruppe stehen und sprechen."
Hilfe für Frauen in schwierigen Lebenssituationen
Der Verein "Faprik" will junge Frauen wie Sina Maryo bei ihrem Einstieg ins Berufsleben unterstützen. Die Abkürzung steht für "Frankfurter Arbeitsgemeinschaft für Projekte im Kaufmännischen Bereich". Gegründet wurde der Verein in den 1980er Jahren.
Der Bedarf für die Arbeit von "Faprik" ist auch heute noch groß: Rund 4.000 Ausbildungsplätze in Hessen konnten laut Bundesagentur für Arbeit im laufenden Ausbildungsjahr nicht besetzt werden. Und das, obwohl es eigentlich genug Bewerberinnen und Bewerber gäbe.
"Unsere Zielgruppe sind junge Frauen zwischen 16 und 27 Jahren, die oft aus belasteten familiären Verhältnissen stammen oder in Wohngruppen leben," erklärt Geschäftsführerin Claudia Feger. "Wir haben auch geflüchtete Frauen, Alleinerziehende und junge Mütter bei uns." Der Verein will die Teilnehmerinnen beruflich qualifizieren, aber auch ihre persönliche Entwicklung fördern.
Claudia Feger, Geschäftsführerin des Frankfurter Vereins "Faprik"
Individuelle Begleitung auf dem Weg zur Ausbildung
In mehreren Stufen begleitet "Faprik" die Frauen von der Schulabschlusshilfe bis zur Berufsausbildung. Zu den Angeboten gehören unter anderem Bewerbungstrainings und Deutschförderung sowie Praktika, um berufliche Orientierung zu ermöglichen. Auch bei bürokratischen Angelegenheiten unterstützt der Verein.
"Was uns von anderen Maßnahmen unterscheidet, ist, dass wir alles an einem Ort haben", sagt Geschäftsführerin Feger. "Die jungen Leute kommen zu uns in den Unterricht, und da ist auch die Sozialpädagogin direkt vor Ort." Die Frauen müssten für unterschiedliche Belange nicht verschiedene Beratungsstellen ablaufen. "Auf diesen Wegen gehen Menschen oft verloren, weil ihnen Lust und Energie ausgehen."
Praktische Erfahrung in eigenen Ausbildungsbetrieben
Um den Frauen eine praxisnahe Ausbildung zu bieten, betreibt "Faprik" zwei eigene Ausbildungsbetriebe: das Restaurant "Startorante" im Gallusviertel und ein Geschäft, den "SchubLaden" im Stadtteil Bornheim. Diese Betriebe seien wirtschaftlich organisiert, erklärt Feger. "Die Teilnehmerinnen sammeln echte Berufserfahrungen und übernehmen Verantwortung."
Im "Startorante" können die Frauen eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau oder Köchin absolvieren, während der "SchubLaden" die Ausbildung zur Verkäuferin und Einzelhandelskauffrau ermöglicht.
Neustart im "Startorante"
Yasmin Wilhelm fand im "Startorante" ihren beruflichen Weg, nachdem sie eine schwierige Jugend mit familiären Problemen und Schulabbrüchen hinter sich brachte. "Wir hatten vor allem finanzielle Sorgen. Ich hatte das Gefühl, nirgendwo dazuzugehören," erinnert sich die 27-Jährige.
Bei "Faprik" lernte Wilhelm Verantwortung zu übernehmen. Selbst als sie ungeplant Mutter wurde, konnte sie ihre Ausbildung fortsetzen und abschließen. Heute arbeitet Wilhelm dort als Anleiterin und hilft jungen Frauen, die ähnliche Herausforderungen meistern müssen: "Mir ist es wichtig, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben."
80 Prozent schaffen den Abschluss
Istahil Hassan Abdirahmann, 26 Jahre alt, macht ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im "SchubLaden". Als Mutter eines kleinen Kindes schätzt sie die Unterstützung, die sie hier erhält. "Nach meinem Hauptschulabschluss war es schwer, einen Job in Teilzeit zu finden, besonders als Mutter," erzählt sie. Trotz Sprachbarrieren habe sie große Fortschritte gemacht. Heute hofft Istahil auf eine gute Arbeitsstelle nach ihrer Ausbildung.
Ein Großteil der Teilnehmerinnen beendet die Ausbildung erfolgreich, erklärt Geschäftsführerin Claudia Feger. "In unseren Ausbildungsprojekten schaffen etwa 80 Prozent der Teilnehmerinnen ihren Abschluss," so Feger.
Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt
Der Verein steht jedoch vor wachsenden Herausforderungen: "Der Arbeitsmarkt hat sich stark verändert", sagt Geschäftsführerin Feger. "Es wird für uns schwieriger, Auszubildende zu finden, da viele junge Menschen heute den ersten Arbeitsmarkt bevorzugen."
Das sei einerseits eine positive Entwicklung, findet Feger. Andererseits biete eine reguläre Ausbildung in einem Unternehmen für Frauen aus prekären Verhältnissen mitunter nicht die notwendige Unterstützung. Das könne dazu führen, dass einige ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen.
Das Geld wird knapper
Und auch finanziell wird es schwieriger: Der Verein wird hauptsächlich finanziert durch das Jugend- und Sozialamt Frankfurt, das Land Hessen sowie Mittel des Europäischen Sozialfonds. "Der Bedarf an Unterstützung wächst, doch die Mittel werden knapper," sagt Feger. Um die Arbeit des Vereins zu sichern, planen Feger und ihr Team neue Projekte. Dazu gehört etwa die "berufsqualifizierende Sprachförderung," die vom Hessischen Sozialministerium gefördert wird.
Für viele Teilnehmerinnen ist die Arbeit des Vereins eine wichtige Grundlage, um sich weiterzuentwickeln. Schülerin Sina Maryo etwa träumt davon, nach dem Abschluss weiterzumachen und später sogar zu studieren.