Hessen Bischöfe erinnern an Karfreitag an die Würde des Menschen
An Karfreitag gedenken Christen des Leids und Sterbens Jesu am Kreuz. Die Bischöfe in Hessen haben die Würde des Menschen und seine Fähigkeit zum Guten und zum Bösen ins Zentrum ihrer Predigten gestellt.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf äußerte sich in seiner Predigt an Karfreitag erschrocken über das Böse, zu dem Menschen fähig sind. Der Blutstrom der Geschichte sei nicht versiegt, sagte er laut Manuskript im Mainzer Dom. "Bis heute blicken wir auf Mord, Totschlag und Menschenverachtung. Wir sehen, wie Menschen andere Menschen erniedrigen und ihnen zuletzt das Leben nehmen". Weite Teile des Mainzer Bistums erstrecken sich auf Hessen.
Kohlgraf sprach auch von seiner Reise nach Auschwitz. Im März hatte er das größte Vernichtungslager der Nazis besucht. "Die Täter waren Menschen, keine Monster", sagte er. Die Reise habe einen "Blick in den Abgrund des Bösen" ermöglicht. Das Lager sei ein riesiger Friedhof, auf dem bis heute Knochen an die Erdoberfläche kommen. Die Nazis hatten in Auschwitz mehr als eine Million Menschen aus ganz Europa ermordet.
Doch die Größe des Menschen zeige sich auch in seiner Fähigkeit zum Guten: "Es gab einen Maximilian Kolbe, der für einen anderen Menschen in den Tod gegangen ist. Es gibt bewegende Zeugnisse, wie Menschen ihr knappes Brot mit anderen teilen", schilderte der Bischof.
Die Würde des Menschen zeige sich darin, dass sie den anderen Menschen nicht zu einer Nummer werden lasse, sondern in ihm einen Bruder oder eine Schwester sehe. "Daher werden menschenverachtende Diktaturen am Ende nie das letzte Wort haben, wie auch Gewalt und Tod nicht", gab sich der Mainzer Bischof überzeugt.
Bischof Gerber wirft Putin Instrumentalisierung von Terror vor
Auch Fuldas Bischof Michael Gerber ging in seiner Predigt an Karfreitag auf die Würde des Menschen ein. Trotz der Grausamkeit des Anschlags bei Moskau müsse die Würde der mutmaßlichen Täter immer gewahrt bleiben, sagte Gerber im Fuldaer Dom laut Manuskript.
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber
"Der Mensch, was auch immer er tut, er verliert nie seine innerste Würde", sagte Gerber. Russlands Führung sei auch nicht dazu legitimiert, den Terrorakt in der Crocus City Hall mit mehr als einhundert Toten für eigene Ziele zu instrumentalisieren.
In seiner Predigt am Gründonnerstag hatte es als "dringliche Aufgabe der Kirche" bezeichnet, in Krisenzeiten bei den Menschen zu sein, die Schutz und Sicherheit suchen. Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sagte: "Wir müssen denen beistehen, die existenziell bedrängt werden."
Bischof Bätzing ermuntert an Karfreitag zur Gottsuche
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, rief in seiner Karfreitagspredigt die Menschen dazu auf, Gott stärker zu suchen. "Wem es ernst damit ist, der kann Antwort finden: heute, im Kreuz, am helllichten Tag", sagte Bätzing in Limburg laut Manuskript.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing
Nicht wenigen Zeitgenossen erscheine dies jedoch müßig oder suspekt. "Wer sucht denn noch nach Gott?", fragte Bätzing. Wer es ernst mit dieser Frage meine, könne an Karfreitag die Antwort finden. An Karfreitag erinnern Christen weltweit an den Tod Jesu am Kreuz. Es ist einer der höchsten christlichen Feiertage.
Für Christen beginne mit der Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz ein "heiliger Zeitraum", sagte er. Wer die Gottesdienste in den Kar- und Ostertagen mitfeiere, könne eine intensive Zeit durchleben. "Unsere Lebenszeit und unsere Lebenswelten erscheinen verwandelt in neuem Licht", sagte Bätzing.
Bätzing hob den Sinn des Karfreitags hervor: Jesus bringe seinen Lebensauftrag zu einem guten Ende. "Um Gott und uns Menschen zusammenzuführen, damit wir das Leben haben, hängt Jesus zwischen Himmel und Erde."
Bischöfin Hofmann erinnert an Botschaft von Karfreitag
Bischöfin Beate Hofmann
Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) Beate Hofmann erinnerte angesichts "grauenhafter Bilder der Verzweiflung und Zerstörung in der Ukraine, in Gaza, in Israel" an den Tod Christi am Kreuz. "Christus läuft nicht weg, er bleibt, harrt aus, teilt Leid und Schmerz, geht mit in den Tod. Und das ist nicht das Ende des Weges", sagte sie in ihrer Predigt in Kassel.
Dieses "Zeichen der Hoffnung" sei die Botschaft von Karfreitag, auch mit Blick auf persönliche Krisen und Lebenserfahrungen, wie etwa von Menschen, "die von sexualisierter Gewalt betroffen sind".
Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)
Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), verwies in seiner Predigt auf die Zuversicht, die mit dem Sterben und der Auferstehung Christi einhergehe. "Angesichts der zahlreichen Kriege und Krisen an vielen Orten auf der Welt bekommt diese Botschaft besondere Bedeutung", betonte er in Darmstadt.