Hessen Chaibi und Nkounkou schwächeln: Bei Eintracht Frankfurt können auch Sorgenkinder durchstarten
Im großen Haufen der Senkrechtstarter bei Eintracht Frankfurt gehen Farès Chaibi und Niels Nkounkou aktuell etwas unter. Dass auf die Schwächephase aber auch wieder ein Hoch folgen kann, beweisen nicht zuletzt zwei Youngster.
Es gab Zeiten bei Eintracht Frankfurt, da führte an Farès Chaibi kein Weg vorbei. Unabhängig von Gegner, Spielidee oder Verletztenliste – der Algerier spielte eigentlich immer. "Ich habe ihn am liebsten bei jedem Spiel dabei", schwärmte Trainer Dino Toppmöller im Herbst des vergangenen Jahres über seinen offensiven Alleskönner. Spätestens am 9. November 2023 – also vor ziemlich genau einem Jahr – schoss sich Chaibi mit einem Traumtor beim 1:0-Sieg in Helsinki in die Herzen aller Fans. Frankfurts neuer Habibi war geboren.
Im November des Jahres 2024 sieht die Welt bei der Eintracht und bei Chaibi jedoch gänzlich anders aus. Der 21-Jährige, der in der vergangenen Saison insgesamt 16 Scorer-Punkte sammelte, ist einer der wenigen Verlierer im Kader der Frankfurter Durchstarter. Bis auf einen Treffer im DFB-Pokal gegen Braunschweig hat Chaibi in dieser Saison noch nichts gerissen, nach einem kapitalen Bock beim Spiel in Berlin fehlte er zweimal sogar im Kader. Auch beim 3:2 in Stuttgart gab Chaibi nach Einwechslung eine eher unglückliche Figur ab. Frankfurts neues Sorgenkind.
Auch Nkounkou hinkt hinterher
Eine Rolle, die man aktuell auch Niels Nkounkou zuschreiben muss. Der 24 Jahre alte Franzose, der im Sommer 2023 für eine Ablösesumme von 7,5 Millionen Euro zur Eintracht gewechselt war, hängt derzeit durch. Die letzten vier Spiele erlebte Nkounkou allesamt entweder auf der Tribüne oder der Ersatzbank, in der Linksverteidiger-Hierarchie ist er hinter dem gelernten Innenverteidiger Arthur Theate und Youngster Nathaniel Brown nur noch die Nummer drei. Der hochveranlagte, aber zum Schlendrian neigende Nkounkou muss sich strecken.
Die gute Nachricht für das Duo: Trainer Dino Toppmöller und Sportvorstand Markus Krösche haben gerade bei unerfahrenen Profis viel Verständnis für Leistungsschwankungen. Toppmöller kritisierte zwar seinen einstigen Lieblingsschüler Chaibi nach dessen Ballverlust gegen Union ungewohnt klar. Abgeschrieben sind die beiden (derzeit) Abgehängten aber noch lange nicht. "Schlechte Phasen gehören dazu. Mit jungen Spielern muss dein Geduldsfaden extrem lang sein", metapherte Krösche in einer Presserunde am Montag. Was er meinte: ruhig bleiben, alles normal.
Ohne eigenes Zutun werden es Chaibi und Nkounkou, das muss beiden klar sein, zwar nicht aus dem Tief schaffen. Genau das ist laut Sportchef Krösche aber bereits in den Köpfen, die für die Beine und die Füße ja nicht unerheblich sind, angekommen. "Wir sehen, dass sie hart arbeiten. Sie akzeptieren das." Chaibi und Nkounkou wollen und werden sich nicht hängenlassen und auf ihre Chance lauern. Dass beide das Potenzial für die Startelf haben, haben sie mehrfach bewiesen. Jetzt gilt es, auf die Zähne zu beißen. "Sie haben unglaubliche Fähigkeiten und können sich noch weiterentwickeln", so Krösche.
Brown und Collins als Positiv-Beispiele
Dass bei der Eintracht auch Spieler aus der zweiten Reihe durchstarten und innerhalb kürzester Zeit zu Shootingstars werden können, haben nicht zuletzt die beiden Außenverteidiger Nathaniel Brown und Nnamdi Collins bewiesen. Brown, vor der Saison aus Nürnberg gekommen, war trotz starker Vorbereitung oft nicht mal Teil des Kaders. Collins, dem Trainer Dino Toppmöller ebenfalls einen bärenstarken Trainings-Sommer attestierte, erlebte das gleiche Schicksal. Andere Spieler waren einfach einen Tick besser, einen Tick erfahrener, einen Tick höher in der Trainer-Gunst angesiedelt. So ist das Fußballer-Leben.
Seit dem Pokal-Spiel gegen Gladbach, in dem Brown mangels Alternativen in die Startelf rutschte und Collins vom Platzverweis gegen Arthur Theate profitierte und früh eingewechselt wurde, hat sich aber alles geändert. Linksverteidiger Brown erzielte in drei Pflichtspielen zwei Tore, Collins überzeugte als Rechtsverteidiger und wurde prompt mit der ersten Einladung zur U21-Nationalmannschaft belohnt. So schnell kann’s gehen. "Das zeigt, dass in dieser Mannschaft jeder seine Chance bekommt", fasste Krösche zusammen. "Es zahlt sich bei uns aus, wenn man hart arbeitet."
Die Phrase, dass jeder Spieler wichtig ist und seinen Teil zum Erfolg beiträgt, wird bei der Eintracht in dieser Saison tatsächlich mit Leben gefüllt. Es gibt aktuell viele Lichtblicke, der Weg aus dem fußballerischen Schattendasein ist aber auch für Nkounkou und Chaibi weiter möglich.