Hessen SV Darmstadt 98 zurück im Regelbetrieb: Clemens Riedel spricht über Tore und Tattoos
Die Lilien kehren aus der spanischen Sonne ins kalte Darmstadt zurück. Vor Beginn der Rückrunde zieht Kapitän Clemens Riedel ein Fazit des Trainingslagers und formuliert klare Ziele.
Es gibt nicht wenige Menschen, die ein Tattoo von einer Mannschaftsabschlussfahrt später bereuen. Clemens Riedel gehört nicht dazu. Der Verteidiger von Darmstadt 98 hat sich in feucht-fröhlicher Atmosphäre vor zweieinhalb Jahren dazu überreden lassen, sich den Aufstiegsschlüssel aufs Bein tätowieren zu lassen. Auch einige Mitspieler und sogar Funktionäre schlossen sich seinerzeit an.
"Das ist eine super Erinnerung, da muss ich jedes Mal schmunzeln, wenn ich dran denke", sagte Riedel am Dienstag in einer Medienrunde im Bauch des Darmstädter Stadions. "Ich bereue es nicht. Ich wusste, dass es einzigartig ist. Die Bundesliga hatte ich mir vorher nie erträumen können." Doch der 21-Jährige überspringt gerne einmal ein paar Stufen. So führt er die Lilien gerade als jüngster Kapitän im bezahlten Fußball in die Rückrunde, am Freitag (18.30 Uhr) geht es zum Aufstiegsaspiranten nach Düsseldorf.
Viel Austausch mit Trainer Kohfeldt
Verantwortungsbewusstsein scheint dem gebürtigen Wölfersheimer dabei im Blut zu liegen. Er habe schon immer gerne andere gecoacht, Organisation liege in seinem Profil, meint er. Schon bei seinen Jugendstationen unter anderem bei der Eintracht und den Lilien hatte Riedel die Binde getragen. Er macht dabei nicht nur auf dem Rasen, sondern auch außerhalb einen äußerst abgeklärten Eindruck. Auch wenn er selbst in dieser Hinsicht noch etwas drauflegen möchte. "Manchmal habe ich hinten raus meinen eigenen Kopf, mache gerne Sachen, die nicht nötig sind. Da muss ich cleverer werden."
Diese Punkte hat ihm Trainer Florian Kohfeldt im Trainingslager noch einmal aufgezeigt, auch wenn der Trainer natürlich zufrieden mit der Hinrunde seines Schützlings war. Kohfeldt suchte mit jedem Spieler in Spanien ein Einzelgespräch. Riedel und der Trainer tauschen sich ohnehin häufig aus. "Unser Verhältnis ist gut, das muss gut sein. Wir quatschen viel, versuchen uns zu ergänzen. Er spricht mich auch mal an, wenn er mal ein Stimmungsbild aus der Mannschaft braucht", sagt Riedel.
Die Binde empfindet der Verteidiger dabei nicht als Bürde. Denn Druck macht sich Riedel nur in einer Hinsicht für die Rückrunde. Er will endlich sein erstes Tor schießen: "Ich muss offensiv bei den Standards einfach besser werden."
Tattoo ist ein Gemeinschaftsding
An diesem Dienstag starteten die Lilien nach dem Trainingslager im sonnigen Spanien im kalten Darmstadt in die Woche. Zunächst ging es in den Kraftraum, dann in Defensiv- und Offensivgruppen auf den Trainingsrasen. Isac Lidberg trainierte individuell, ansonsten waren alle Spieler an Bord. Keine Verletzten, ein gutes Trainingslager und noch der Flow aus der Hinrunde – da stellt sich die Frage, ob die Lilien doch noch oben anklopfen können. Die Mannschaft liegt auf Platz zehn, hat aber nur vier Punkte Abstand zum Relegationsrang.
"Hoffentlich schon", antwortet Riedel darauf erst knapp. Heißt: Um den Aufstieg spielen? Da antwortet er schon ausweichend. "Mal schauen. Ich weiß, was ihr hören wollt. Es ist für uns vor allem wichtig, dass wir uns gut entwickeln. Dass wir den Fußball spielen, mit dem sich Darmstadt und die Leute hier identifizieren. Dann kommen die Punkte von ganz allein."
Bliebe noch die Frage, ob er sich im Falle eines Aufstiegs ein weiteres Tattoo stechen lassen würde. Riedel legt da den Kopf quer. "Das muss im Moment passen, das muss schon ein gemeinschaftliches Ding sein." Im Falle der Fälle würden sich aber sicher weitere Freiwillige finden, würden die Lilien tatsächlich die Sensation schaffen.