Hessen Eintracht Frankfurt: Keeper Trapp lässt alle Kritiker verstummen
Kevin Trapp zeigt gegen den VfB Stuttgart eine sensationelle Leistung und hat damit großen Anteil am Höhenflug von Eintracht Frankfurt. Von einer Wachablösung im Tor spricht niemand mehr, nur der Bundestrainer hat weiter eine andere Meinung.
Wer während der Verletzungspause von Kevin Trapp Gesprächen über Eintracht Frankfurt lauschte, der konnte schnell zu der Meinung kommen, dass der Kapitän der Hessen kurz vor dem Karriereende stehe. Zu alt, zu schwach mit dem Fuß, nicht mehr in Form, keine Konstanz, zu viele Patzer. So lautete die auch in den sozialen Netzwerken gerne und lautstark vertretene Meinung. Kaua Santos, Trapps junger und athletischer Vertreter, müsse schon jetzt ins Tor. Und zwar dauerhaft.
Spätestens seit dem spektakulären 3:2-Sieg am Sonntag beim VfB Stuttgart sind diese Stimmen jedoch erst einmal verstummt. Trapp, der von Trainer Dino Toppmöller nie auch nur ansatzweise in Frage gestellt wurde, zeigte gegen die Schwaben eine seiner besten Leistungen in den vergangenen Monaten und führte sein Team mit insgesamt acht starken Paraden zum Sieg. Mann des Spiels war zwar wieder einmal der inzwischen fast nicht mehr greifbare Omar Marmoush, das Ranking der irdischen Fußballer führte aber Trapp an.
Trapp gibt die Antwort auf dem Platz
"Kevin bringt seit Wochen gute Leistungen, gestern war auch wieder eine sehr, sehr gute Partie", fasste Sportvorstand Markus Krösche am Montag zusammen. Trapp entschärfte gegen Stuttgart nicht nur den Elfmeter von Ermedin Demirovic beim Stand von 0:0, auch in der zweiten Hälfte war er gleich mehrere Male zur Stelle und bewahrte sein Team mehrfach vor einer früheren Aufholjagd der Schwaben. Enzo Millot, Chris Führich, Demirovic, allesamt scheiterten sie aus aussichtsreichen Positionen am Frankfurter Keeper.
Nun ist sicher nicht von der Hand zu weisen, dass Trapp in der jüngeren Vergangenheit tatsächlich hin und wieder kleinere Wackler einbaute und nicht immer die Sicherheit früherer Tage ausstrahlte. Dass der inzwischen 34-Jährige, der schon bei seinem Comeback nach überstandener Oberschenkelverletzung in Leverkusen einen Strafstoß pariert hatte, sich nun aber so eindrucksvoll zurückmeldet, spricht für ihn. Trapp, der Europa-League-Held von 2022, lässt Bälle und Kritik gleichermaßen an sich abprallen. Für die Eintracht kann das nur gut sein.
Toppmöller stärkt Trapp den Rücken
Eine besondere Rolle in der ausschließlich außerhalb des Clubs geführten T-Frage spielte auch Trainer Dino Toppmöller. Dass der 43-Jährige auf die in anderen Clubs oft übliche Pokal-Rotation verzichtete und die Rollen nach Trapps Rückkehr noch einmal klar definierte, stärkte dem Kapitän zusätzlich den Rücken. Trapp ist die klare Nummer eins, Santos sein Stellvertreter.
Der junge Brasilianer hat zwar bewiesen, dass er Talent hat und in der Bundesliga bestehen kann. Das belebt den Konkurrenzkampf und lässt alle Verantwortlichen ruhiger schlafen. Der 21-Jährige muss aber auch noch viel lernen. Auf der Linie hat Santos dank seiner Reflexe und der spektakulären Flüge die Fan-Herzen zu Recht im Sturm erobert. In Sachen Strafraumbeherrschung und Spieleröffnung muss er trotz brasilianischer Technik aber noch zulegen. Trapp ist deshalb die richtige Wahl und in der derzeitigen Situation absolut unangefochten.
Trapp in der DFB-Elf ohne Chance
Eine Stellung, von der Trapp in der Nationalelf gerade weiter entfernt ist denn je. Trotz des Rücktritts von Manuel Neuer und der Verletzung von Marc-André ter Stegen spielt der Frankfurter Schlussmann in den Planungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann weiterhin absolut keine Rolle. Nachdem zuletzt schon Bernd Leno, der dann von sich aus absagte, Oliver Baumann, Stuttgarts Alexander Nübel und selbst Janis Blaswich den Vorzug erhalten hatten, ist jetzt auch noch Manchesters Ersatzkeeper Stefan Ortega in der Hierarchie an Trapp vorbeigezogen.
"Es gibt keinen Austausch. Es gibt nichts mehr dazu zu sagen", sagte Trapp dementsprechend vielsagend nach der Partie in Stuttgart. Offiziell soll es zwischen Nagelsmann und Trapp zwar keine Probleme geben. Dass der Bundestrainer Trapps Aussagen direkt öffentlich konterte, lässt aber tief blicken. "Ich habe ja jetzt gelesen, dass Kevin Trapp die unfassbare Wahrheit über Julian Nagelsmann ans Licht gebracht hat, dass es keine Kommunikation gibt", sagte Nagelsmann am Montag und erklärte, dass er nie mit Ersatzkeepern sprechen würde. "Sonst bräuchte ich keine Mitarbeiter."
Worte, die nicht nur durch die Frankfurter Brille genauso seltsam anmuten wie die Degradierung an sich. Die Tür zur DFB-Elf scheint derzeit geschlossen zu sein. Verdient hat Trapp das nicht. So kann er sich aber zumindest voll auf die Eintracht konzentrieren. Für den Club ist das eine gute Nachricht.