Reisende stehen an einem Check-in-Schalter von Discover Airlines am Rhein-Main-Flughafen

Hessen Ferienflieger Discover einigt sich mit Verdi - Pilotengewerkschaft VC droht mit Streiks

Stand: 09.08.2024 14:18 Uhr

Drei Jahre nach Gründung des Lufthansa Ferienfliegers Discover gibt es erste Tarifverträge für das fliegende Personal des Unternehmens. Die Einigung mit der Gewerkschaft Verdi sieht der Konkurrent Vereinigung Cockpit (VC) jedoch kritisch - und droht mit Streiks.

Die Airline selbst sowie die Gewerkschaft Verdi teilten mit, dass sie für Piloten wie auch für das Kabinenpersonal Vereinbarungen zu Gehalt und Arbeitsbedingungen getroffen haben. Entsprechende Verträge seien in der Nacht zum Freitag unterschrieben worden. Nach Angaben des Unternehmens gelten die Tarifverträge für die knapp 500 Cockpit- und 1.400 Kabinen-Mitarbeitenden rückwirkend ab 1. Juli bis Ende 2027.

Discover ist der neue Ferienflieger der Lufthansa Group. Die Fluggesellschaft hat ihren Hauptsitz in Frankfurt, betreibt eine Flotte von 27 Flugzeugen und beschäftigt rund 2.000 Menschen.

Die im Lufthansa-Konzern etablierten Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) sowie die Flugbegleiter-Vertreter UFO sind mit der Einigung nicht einverstanden und haben bereits Maßnahmen angekündigt. Das Management von Discover ignoriere den Willen der Belegschaft.

VC und UFO: Repräsentieren mehr Mitarbeiter

"Das ist eine unzulässige Umgehung von VC und UFO", sagte ein VC-Sprecher am Freitag zu hessenschau.de. "Wir sind nicht geneigt, das zu akzeptieren. Wir sind eindeutig Mehrheitsgewerkschaft bei Discover." Man wolle sich von Verdi nicht "die Butter vom Brot nehmen lassen".

Die beiden Gewerkschaften stellen insbesondere in Zweifel, dass Verdi eine nennenswerte Anzahl von Discover-Beschäftigten organisiert. UFO-Verantwortliche sprechen intern von "ein paar Handvoll", während man selbst gemeinsam mit der VC leicht "an die 1.000 Kolleginnen und Kollegen" repräsentiere.

Eine Sprecherin der Airline erklärte, dass man keine Kenntnis über die jeweilige Gewerkschaftszugehörigkeit der Beschäftigten habe. Discover hat rund 500 Beschäftigte im Cockpit und 1.400 in der Kabine.

Streiks sofort nach Urabstimmung

Für den Nachmittag habe man eine Mitgliedervesammlung bei Discover angesetzt, sagte der VC-Sprecher, für Ende kommender Woche sei eine Urabstimmung über Streiks geplant. Falle diese positiv aus, werde man sofort streiken. "Diese Streiks werden umfassend sein - wenn schon, denn schon."

Verdi lobte am Freitagmorgen den Verhandlungserfolg. "Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn es liegt deutlich über den Forderungen, die in den vergangenen Monaten öffentlich erhoben wurden", erklärte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. "VC und UFO können sich ja für bessere Abschlüsse bei der Discover einsetzen", stichelt er.

Mehr Geld für Cockpit- und Kabinenbeschäftigte

Konkret werden laut Verdi die bereits zum Anfang des Jahres erhöhten Vergütungen der rund 500 Cockpitbeschäftigten "tarifvertraglich abgesichert" und darüber hinaus um jährlich fünf Prozent erhöht. Damit betrage die Vergütungssteigerung unter den Cockpitbeschäftigten "mindestens 15,7 Prozent", teilte Verdi mit.

Für die Kabinenbeschäftigten, die Anfang des Jahres noch keine Erhöhungen erhielten, stiegen die Löhne rückwirkend um monatlich 450 Euro, führte Verdi weiter aus. In den Folgejahren würden die Vergütungen ebenfalls um jährlich fünf Prozent erhöht. Dadurch ergebe sich "eine erzielte Vergütungserhöhung von 34,1 bis 38,4 Prozent".

Sonderzahlungen, Urlaubstage, Zulagen

Zusätzlich zu den Gehaltssteigerungen erhalten die Beschäftigten beider Berufsgruppen demnach unter anderem jährliche Sonderzahlungen in Höhe eines 13. Gehaltes, zwölf zusätzliche freie Tage im Jahr, höhere Zulagen und weniger mögliche Eingriffe seitens des Unternehmens in die Dienstpläne.

Bereits im Februar hatten die Lufthansa-Tochter und ihre Piloten höhere Gehälter ausgehandelt - allerdings ebenfalls an der Gewerkschaft VC vorbei, wie diese bemängelte. Stattdessen war eine Einigung mit dem Betriebsrat erzielt worden.