Schild vor der Ausländerbehörde Frankfurt

Hessen Frankfurt macht Ausländerbehörde zu eigenständigem Amt: mehr Personal, mehr Flexibilität

Stand: 21.06.2024 17:36 Uhr

Mehr Personal, weniger Bürokratie: Der Frankfurter Magistrat hat Maßnahmen beschlossen, die die Ausländerbehörde wieder handlungsfähig machen sollen. Helfen können soll dabei jeder - auch Menschen, die noch nicht die passende Qualifikation haben.

Flexibler, schneller und bürgerfreundlicher soll sie werden: Der Frankfurter Magistrat hat am Freitag Maßnahmen für die schwer in die Kritik geratene Ausländerbehörde beschlossen.

Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) sowie Stadtkämmerer und Personaldezernent Bastian Bergerhoff (Grüne) hatten zuvor zwei große Problemfelder ausgemacht: die Personalsituation und den Umgang mit Onlineformularen.

Eigenständige Behörde

Die bislang dem Ordnungsamt unterstellte Behörde solle dazu ab 1. Juli eigenständig sein und "Frankfurt Immigration Office" heißen. Außerdem soll das Personal stark aufgestockt werden. Derzeit seien 22 Stellen unbesetzt, erklärte Dezernentin Rinn - und es brauche im Bestfall noch 20 weitere Mitarbeitende, um der hohen Fluktuation des Personals gerecht zu werden.

Rinn sprach bei den Plänen von einem "Quantensprung". Eine gut aufgestellte Ausländerbehörde sei mitentscheidend für den Ruf Frankfurts "als weltoffene, vielfältige und wirtschaftlich starke Metropole". 

"Jeder kann helfen"

Personaldezernent Bergerhoff betonte, jeder könne helfen - auch diejenigen, die keine scheinbar passende Qualifikation haben. Wer "offenbar qualifizierbar" sei, also durch Schulungen zeitnah entsprechende Fähigkeiten erwerben könne, solle eingestellt werden.

"Wir reden nicht mehr von Stellen, sondern von Menschen", erklärte Bergerhoff. Wer in der Behörde arbeite, müsse vor allem flexibel reagieren können.

Willkommenscenter für direkte Unterstützung

Das zweite große Problem, die eigentlich zur Vereinfachung eingeführten Onlineformulare, soll durch eine Kooperation mit dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten gelöst werden: Dort werde ein Willkommens- und Informationszentrum eingerichtet.

Mitarbeitende des Zentrums sollen die Menschen dort direkt unterstützen, zum Beispiel beim Ausfüllen, Ausdrucken oder Hochladen der Formulare. So könnten die Willkommenskultur verbessert und die "oftmals sehr individuellen Anliegen" ernster genommen werden, sagte Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne), in deren Diversitätsdezernat das Welcome Center angesiedelt wird.

Integration als zentrale Aufgabe

"Wir bohren hier ein dickes Brett", sagte Oberbürgermeister Josef über die Pläne. Die Stadt gehe damit einen wichtigen Schritt. Die Integration von Menschen - Fachkräften und Geflüchteten mit Bleibeperspektive - sei eine zentrale Aufgabe der Gesellschaft und sichere die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit.

An Ausländerbehörden würden heute andere Anforderungen gestellt als früher, so Josef. Sie seien keine reinen Ordnungsbehörden mehr, sondern Ansprechpartner bei Übersiedlung, Erwerbstätigkeit und Integration.

Rinn: Spaß der Mitarbeitenden steigern

Durch die Maßnahmen wolle man den in Frankfurt Ankommenden vermitteln, "dass wir froh sind, dass sie kommen", so Ordnungsdezernentin Rinn. "Wir haben nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel."

Gleichzeitig wolle man erreichen, dass auch die Mitarbeitenden "wieder mehr Spaß bekommen". In einer eigenständigen Behörde könne freier gearbeitet werden als "in dieser riesigen Struktur Ordnungsamt".

Außerdem wolle man die Attraktivität des Amtes in der öffentlichen Wahrnehmung verbessern. Dabei spiele auch die Namensänderung eine Rolle. "Es hat ein Stück weit mit Marketing zu tun", sagte Rinn.

15.000 unbeantwortete Mails

Die Frankfurter Ausländerbehörde war im November 2022 in die Schlagzeilen geraten, nachdem öffentlich wurde, dass dort rund 15.000 unbeantwortete E-Mails aufgelaufen waren. Der Rückstau wuchs zwischenzeitlich auf mehr als 20.000 Mails an.

Zu Jahresbeginn war der Rückstau fast abgearbeitet. Nach Informationen der Stadt sind aktuell wieder 14.000 E-Mail-Anfragen aufgelaufen.