Collage aus drei Fotos: links ein Smartphone mit einem Nachrichtenartikel auf dem Screen, wo "Fake" auf dem Bild steht; in der Mitte Nahaufnahme eine Garderobe im Kindergarten; rechts Blick in eine Straße, vorne (scharf) Silvesterfeuerwerk, im Hintergrund (unscharf) Rettungswagen und Feuerwehr . Im Vordergrund die Aufschrift "Hessen am Abend" in einer weißen Blase.

Hessen Hessen am Abend: Silvesterlüge, Fake-Video und Meningokokken in Kita

Stand: 16.01.2025 18:05 Uhr

Ein angeblicher Angriff in der Silvesternacht in Gießen hat gar nicht stattgefunden, ein Video einer Gruppenvergewaltigung in Frankfurt ist ein Fake und in Darmstadt musste eine Kita wegen Meningokokken geschlossen werden. Das und mehr gibt es in Sven-Oliver Schibats Blick auf den Tag.

Von Sven-Oliver Schibat

Schönen guten Tag!

Gestern Abend war ich in einem schwedischen Möbelhaus und da ich vergessen hatte, meine eigene Tasche mitzubringen, musste ich mir vor Ort eine dieser riesigen blauen Tragetaschen kaufen. Das ist jetzt nur so mäßig interessant, aber genau so eine Tasche sorgt in Fulda gerade für großes Rätselraten.

Allerdings enthielt die Tasche dort keine Schubfächer für einen Kühlschrank, sondern die Knochen eines menschlichen Skeletts. Und zwar eines ziemlich alten Skeletts: Der oder die Tote muss zur Zeit der Germanen bestattet worden sein, also vor etwa 1.500 Jahren.

Die Knochen waren übrigens zuvor im Besitz eines ehrenamtlichen Mitarbeiters der Kreisarchäologie Fulda, der sie wiederum von einem verstorbenen Freund geerbt hatte. Dieser hatte sie in den 1960er-Jahren als Dank für seine Mitarbeit bei einer Ausgrabung auf einem Gräberfeld im niedersächsischen Göttingen mit nach Hause nehmen dürfen.

Ich stelle mir vor, wie er abends heimkam: "Na, wie war's heute bei der Arbeit?" - "Gut, ich habe ein Skelett geschenkt bekommen." Ein Satz, den man eher selten hört.

Unsere heutige Momentaufnahme wurde auf dem Hoherodskopf im schönen Vogelsbergkreis aufgenommen. Sonnenuntergänge sind einfach immer wieder sehr fotogen.

Paar soll sich Angriff in der Silvesternacht ausgedacht haben

Ein Paar war in der Silvesternacht in Gießen unterwegs und wurde auf dem Kirchplatz von einem Mann mit einer Silvesterrakete beschossen. Der beschossene 28-jährige Mann fand das gar nicht lustig und stellte den Angreifer zur Rede.

Daraufhin wurde das Paar von einer Gruppe von drei bis fünf Personen angegriffen, wobei der 28-Jährige mit einem Messer lebensgefährlich verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wo er notoperiert werden musste.

Die Polizei nahm daraufhin die Ermittlungen auf, fand aber heraus: Die Angreifer hat es nie gegeben. Zwar sei der junge Mann tatsächlich verletzt und auch notoperiert worden, aber die Stichverletzung habe er seiner Begleiterin zu verdanken.

Laut Polizei hatte es eine Auseinandersetzung zwischen den beiden gegeben, in deren Folge es zu besagter Stichverletzung gekommen war. Gegen beide wird nun wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Der 28-Jährige wurde mittlerweile aus der Klinik entlassen.

Das steckt wirklich hinter der angeblichen Gruppenvergewaltigung in Frankfurt

Auf Instagram ist ein Video unterwegs, das eine angebliche Gruppenvergewaltigung in Frankfurt zeigt. In dem Video sagt eine KI-generierte Stimme, eine 18-jährige Frankfurterin habe sich über eine Dating-App mit einem Mann verabredet, der sie jedoch beim Treffen zusammen mit einem weiteren Mann überwältigt, in eine Wohnung gezerrt und dort mit Hilfe einer "lähmenden Flüssigkeit" stundenlang vergewaltigt und gefoltert habe.

Bei den Tätern soll es sich um zwei Afghanen gehandelt haben. Das Video wurde inzwischen fast 11.000 Mal geliked und von mehr als 4.000 Personen kommentiert. Die tatsächliche Reichweite des Videos liegt im sechsstelligen Bereich.

Das Problem an diesem Video: Diesen Fall hat es so nie gegeben. Es gab zwar einen Fall, in dem eine junge Frau angab, im Jahr 2021 von zwei jungen Männern afghanischer Herkunft vergewaltigt worden zu sein, aber es gab dabei keine Wohnung im Bahnhofsviertel, keine "lähmende Flüssigkeit", keine Folter und der Prozess endete mit einem Freispruch für die Angeklagten.

Der Anwalt des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers ist nach wie vor von der Richtigkeit der Aussagen seiner Mandantin überzeugt und deswegen über das Video empört: "Da hat sich jemand den Fall geschnappt, um ihn willkürlich zu verzerren." Das sei ruchlos und dadurch werde von der eigentlichen Tat abgelenkt.

Kita in Darmstadt nach Meningokokken-Infektion geschlossen

In Darmstadt musste eine Kita geschlossen werden, nachdem bei einem Kind eine Infektion mit Meningokokken festgestellt wurde. Dabei handelt es sich um Bakterien, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden und unbehandelt sogar zum Tod führen können.

Nach Angaben der Stadt wurden alle Erzieherinnen und Erzieher, die Familienangehörigen des betroffenen Kindes und die Eltern der gesamten Kita-Gruppe über die Situation informiert.

"Aufgrund von Absonderungsmaßnahmen für die Mitarbeitenden des Kindergartens musste der Betrieb kurzfristig eingestellt werden", heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Allen möglicherweise Betroffenen sei die prophylaktische Einnahme von Antibiotika durch das Gesundheitsamt empfohlen und angeboten worden.

Weitere Themen des Tages

Ein kurzer Blick über den Tellerrand

  • Der Atomausstieg in Deutschland ist nach wie vor umstritten: War er wirklich richtig? Genau mit dieser Frage beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss im Bundestag. Heute musste Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dazu aussagen und wies alle Vorwürfe zurück.
  • Weltweit erlebt die Kernenergie übrigens ein Comeback. Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) wollen mehr als 40 Länder weltweit verstärkt in Atomkraft investieren. Als Grund wird der gestiegene Strombedarf genannt.
  • War früher wirklich alles billiger, wie man so oft hört? Ja - und nein. Fisch zum Beispiel ist teurer geworden, weil es durch Überfischung einfach weniger gibt. Aber wer technische Geräte kauft, muss heute nicht mehr so tief in die Tasche greifen wie 1960.

Podcast-Tipp: Kein Mucks! – Der Krimi-Podcast mit Bastian Pastewka

Heute habe ich einen Streaming-Tipp für Sie, der ganz ohne bewegte Bilder auskommt. Stattdessen sind ausschließlich Ihre Ohren gefragt, denn es handelt sich um den Krimi-Podcast "Kein Mucks!" mit Bastian Pastewka.

Wobei dieser nur eine Nebenrolle spielt. Denn eigentlich geht es um Hörspielklassiker aus dem Archiv. Jeden Donnerstag gibt es in der ARD-Audiothek einen neuen Krimi in voller Länge. Diesmal: "Schock" aus dem Jahr 1969 mit Hans Quest, Hans Hinrich und anderen.

Der Podcast hat inzwischen so viele Folgen, dass Sie damit garantiert jeden noch so langen Winterabend füllen können. Und die Sommerabende auch.

In diesem Zusammenhang habe ich auch noch einen Veranstaltungstipp für Sie: Am 25. Januar kommt das hr2-RadioLiveTheater mit dem Klassiker "Ein Fall für Paul Temple" nach Friedberg ins Theater Altes Hallenbad. Fans alter Krimis kommen hier garantiert auf ihre Kosten!

Ein Fall für Paul Temple

Ein Fall für Paul Temple

Eins noch ...

Wir Deutschen lieben Pizza. Ich muss mich zum Beispiel jedes Mal, wenn ich nach Vorschlägen für das Abendessen gefragt werde, zurückhalten, nicht immer mit "Pizza" zu antworten. Der Klassiker, die Pizza Margherita, geht eigentlich immer.

Aber es gibt auch deutlich exotischere Varianten: Spaghetti-Pizza, Gyros-Pizza, Barbecue-Pizza - der Fantasie sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Sogar eine Nutella-Pizza gibt es.

Doch kaum eine Pizza polarisiert so sehr wie die Pizza Hawaii. Ein Berg Spaghetti, Gyros-Fleisch mit Salat, Barbecue-Soße oder Nuss-Nougat-Creme auf der Pizza - das geht alles irgendwie noch durch. Doch bei Ananas hört für viele der Spaß auf.

Auch der Betreiber einer Pizzeria im englischen Norwich ist offensichtlich kein Fan der Pizza Hawaii - wie man unschwer am Preis der Pizza erkennen kann, der dort von Ananas-Fans verlangt wird. Ich finde ja Pizza Hawaii mit doppeltem Käse gar nicht mal so unlecker ...

Sven-Oliver Schibat

Sven-Oliver Schibat

Und damit verabschiede ich mich bis morgen und wünsche Ihnen einen schönen Abend!

Ihr Sven-Oliver Schibat (weiß jetzt auch, was der 415er ist)