Hessen Interview mit deutschem Handball-Kapitän: Was Johannes Golla zur WM und seinem Melsungen-Wechsel sagt
Johannes Golla, Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft, über die nahende WM, Medaillen-Träume und seinen verkündeten Vereinswechsel von Flensburg nach Melsungen.
Kommende Woche startet die Handball-Weltmeisterschaft, Deutschland ist erstmals am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Polen gefordert. Am Rande der Vorbereitungsspiele gegen Brasilien sprach DHB-Kapitän Johannes Golla über die Ziele des Teams und - vor allem - über seinen kürzlich verkündeten Vereinswechsel von der SG Flensburg-Handewitt ins Nordhessische zur MT Melsungen.
Das Gespräch führte Ron Ulrich.
hessenschau.de: Johannes Golla, ein Highlight naht, die Weltmeisterschaft. Daher zuerst die logische Frage an Sie, den Kapitän der deutschen Handballer: Was ist drin?
Johannes Golla: Es ist viel drin, das Potenzial des Teams ist riesengroß. Wir haben ein gutes Jahr 2024 gespielt. Und wenn es nach uns geht, würde der Weg natürlich weiterhin steil nach oben gehen. Aber wir müssen erstmal die Basics auf die Platte bringen. Das Ziel ist das Viertelfinale. Der Traum ist es, um eine Medaille zu spielen.
hessenschau.de: Beim jüngsten Test gegen Brasilien reichte es zwar zu einem Sieg (32:25), ganz rund lief es aber nicht. Was war los? Was muss besser werden?
Golla: Anfangs sind wir nicht ins Spiel gekommen und haben in der Abwehr unsicher agiert. Auch vorne haben wir technische Fehler gemacht, hatten im Angriffsspiel keinen richtigen Flow. In der zweiten Hälfte lief es besser.
hessenschau.de: Am Samstagnachmittag (16.20 Uhr) steht erneut ein Übungsspiel gegen Brasilien an, am Mittwoch geht’s dann gegen Polen. Wie froh sind Sie, wenn es endlich ernst wird?
Golla: Sehr froh. Es wird Zeit, dass es losgeht. Wir fiebern jetzt allmählich dem Start entgegen.
hessenschau.de: Kommen wir zu Ihnen persönlich und zur Ihrem für 2026 angekündigten Wechsel von der SG Flensburg-Handewitt zurück in die Heimat zur MT Melsungen. Wann und wie ist diese Entscheidung gefallen?
Golla: Wann genau, das kann ich gar nicht mehr sagen. Es war ein Prozess über ein gutes Jahr, in dem ich mich viel mit meiner Frau darüber unterhalten habe. Wo wollen wir als Familie hin? Wo wollen wir bleiben? Es gab für uns nur die Optionen, langfristig in Flensburg zu bleiben oder zurück nach Melsungen zu gehen. Dann hat am Ende das Gefühl und die Nähe zur Familie überwogen.
hessenschau.de: Wie oft kamen Erinnerungen von früher hoch, schließlich sind Sie in Melsungen zum Profi gereift?
Golla: Natürlich verbinde ich viele schöne Erlebnisse mit der Zeit in Melsungen. Ich habe eine besondere Beziehung zum Verein und der Region. Ich habe mein Abitur dort gemacht, habe Kontakte zu Menschen, die gar nichts mit dem Handball zu tun haben. Das macht es für meine Frau und mich reizvoll, dorthin zurückzugehen und unsere Geschichte als richtig erwachsene Leute weiterzuschreiben. Das Sportliche war ein großer Aspekt, aber natürlich auch das Emotionale, was mich mit Melsungen, Kassel und der ganzen Region verbindet.
hessenschau.de: Wie schätzen Sie die Melsunger Mannschaft ein, die gerade sogar die Bundesliga anführt?
Golla: Im Detail bin ich natürlich nicht drin, höre aber viel Gutes von meinen Melsunger Nationalmannschafts-Kollegen. Es macht schon den Eindurck, dass der Club auf dem richtigen Weg ist. Mit Roberto Garcia Parrondo hat die MT einen sehr guten Trainer verpflichtet, der seine Visionen einbringt und auf den ich mich persönlich sehr freue. Er ist ein spanischer Trainer, die auf das Kreisläufer-Spiel viel Wert legen. Da hoffe ich, dass ich in meiner Entwicklung den nächsten Schritt gehen kann. Es hat für mich auch sportlich Sinn ergeben, den Schritt zu gehen.
hessenschau.de: Verkündet wurde der Wechsel kurz vor einem direkten Duell ihres baldigen und ihres jetzigen Clubs. Ein ungünstiger Zeitpunkt, oder?
Golla: Eigentlich wollte ich darüber nicht mehr sprechen. Nur so viel: Es war nicht meine Idee. Es war auch nicht allein Melsungens Idee und auch nicht allein Flensburgs Idee. Doch es kam dann einfach eine Dynamik rein, die es nicht anders möglich gemacht hat. Es war jedenfalls keine böse Absicht von irgendeiner Seite.
hessenschau.de: Es wird darüber spekuliert, dass Sie bereits in diesem Sommer nach Melsungen wechseln könnten und nicht erst nach Ihrem Vertragsende in Flensburg 2026. Wie ist der Stand?
Da gibt es keinen neuen Stand. Ich habe meinen Vertrag in Flensburg, wir fühlen uns wohl, meine Tochter ist dort im Kindergarten. Von meiner Seite kommt keine Bewegung rein. Was die Vereine untereinander klären, welche Interessen da noch auftreten, darauf habe ich keinen Einfluss. Deswegen kann man es nie 100 Prozent sagen.