Hessen Jahresrückblick 2024 - Januar bis März: Rhein bleibt, Fischer geht, Erpel Edgar taucht ab
Das erste Quartal des Jahres 2024 kommt farbenfroh daher: Hessen demonstriert für ein buntes Miteinander, Eintracht Frankfurt verliert den buntesten Hund, Erpel Edgar wird es zu bunt. Die Monate Januar bis März im Schnelldurchlauf.
Obwohl das zu Ende gehende Jahr nicht durchgehend Spaß bereitet hat, verging auch 2024 für viele Hessinnen und Hessen wie im Flug. Eben hat man noch mit Sekt an Silvester angestoßen, da muss man sich schon wieder vom weihnachtlichen Rotwein erholen.
Damit die wichtigsten Ereignisse der vergangenen zwölf Monate nicht in Vergessenheit geraten, nutzen wir die Zeit zwischen den Jahren für einen Rückblick. Was war 2024 los in Hessen? Los geht's mit den Monaten Januar, Februar und März.
JANUAR 2024
Das hat Hessen bewegt
Rhein bleibt Landeschef: Wahlsieger Boris Rhein wird im Landtag offiziell zum Ministerpräsidenten und damit zum Nachfolger von sich selbst gewählt. Der CDU-Politiker hatte das Amt bereits im Mai 2022 nach dem frühzeitigen Abschied von Parteikollege Volker Bouffier übernommen, nun tritt er seine erste vollständige Legislaturperiode an und steigt von der Übergangs- zur Dauerlösung auf. Rheins Wiederwahl ist gleichzeitig ein Novum: Eine unionsgeführte Koalition aus CDU und SPD gab es in Hessen zuvor noch nie.
Hessen bleibt stabil: Im ganzen Bundesland gehen zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus und die AfD auf die Straße. In Frankfurt bevölkern 40.000 Frauen, Männer und Kinder den Römerberg, auch in Kassel, Gießen, Offenbach, Darmstadt, Wiesbaden und vielen kleineren Gemeinden zeigen zahlreiche Hessinnen und Hessen Rechtsextremisten die Rote Karte. Die hessische Antwort auf braun ist bunt.
Was bleibt, ist die Erinnerung: Im südhessischen Otzberg (Darmstadt-Dieburg) geht ein Stück Fernsehgeschichte in Flammen auf. Eine zur Bundenmühle gehörende Scheune, die zwischen 1983 und 1994 als Filmkulisse für die ZDF-Kultserie "Die Drombuschs" und als Heimat der gleichnamigen Fernseh-Familie fungierte, brennt bis auf die Grundmauern ab. Die Fiktion wird damit von der Realität eingeholt: Die letzte Folge der letzten Drombuschs-Staffel endete nämlich damit, dass in der Mühle ein Feuer ausbricht.
Landwirte bleiben hartnäckig: Das Bild auf Hessens Straßen wird zu Beginn des Jahres tagelang von Traktoren dominiert. Die Landwirte wehren sich mit großangelegten Protesten und Sternfahrten gegen Kürzungen bei den Subventionen und legen teilweise komplette Autobahnen und Bundesstraßen lahm. Trotz politischer Zugeständnisse fühlen sich die Landwirte als, Achtung, Bauernopfer. Die Fronten sind verhärtet.
Zum Sport
Was bleibt, sind große Namen: Eintracht Frankfurt fährt die größte Transferoffensive der Vereinsgeschichte und wirkt plötzlich sexy wie nie. Sportvorstand Markus Krösche lockt mit Donny van de Beek und Sasa Kalajdzic zwei große Namen aus der Premier League nach Hessen, hinzu kommt Rekord-Transfer Hugo Ekitiké und der vielversprechende Youngster Jean-Matteo Bahoya. Auf die Euphorie folgt wenig später allerdings die Ernüchterung. Van de Beek kommt nie in Form, Kalajdzic verletzt sich, Ekitiké ist nicht fit, Bahoya braucht noch Zeit.
Donny van de Beek
Und die Kultur?
Krach im Staatstheater: Schon länger schwelte am Staatstheater Wiesbaden ein Streit um Intendant Uwe Eric Laufenberg, wenige Tage nach seinem Amtsantritt greift der neue hessische Kultusminister Timon Gremmels (SPD) durch: Nach einem Gespräch einigen sich beide Seiten darauf, die gemeinsame Arbeit nach fast zehn Jahren zu beenden - im Einvernehmen, wie es heißt.
Und sonst so?
Aus Shame wird Fame: Amateurkicker Kayra Güler aus Bad Schwalbach (Rheingau-Taunus) versemmelt bei einem Hallenturnier eine Torchance, die man eigentlich nicht versemmeln kann. Zu seinem Pech (oder Glück) wird sein Missgeschick gefilmt und wenig später zum Internet-Hit. Bei Instagram sehen den fußballerischen Fauxpas mehr als 20 Millionen Menschen, ein Like gibt es unter anderem von Ex-Nationalspieler Mats Hummels und Eintracht-Pokalheld Mijat Gacinovic.
FEBRUAR 2024
Das hat Hessen bewegt
Unglück im Sperrgebiet: Im mittelhessischen Hadamar (Limburg-Weilburg) strömen erst große Mengen Flüssiggas aus dem Tank einer Firma aus, dann stürzt ein Gebäude ein. Der Zusammenhang der beiden Ereignisse: Ein 44-Jähriger kehrt unerlaubterweise in die Sperrzone rund um das Gasleck und in sein Haus zurück, dort kommt es zu einer Verpuffung. Der Mann kann sich selbst befreien und wird nur leicht verletzt.
Wucher in der Landeshauptstadt: Wiesbaden erhöht die Kurtaxe auf fünf Euro pro Nacht und sticht damit selbst deutlich luxuriösere Reiseziele wie Sylt, Wangerooge oder Norderney aus. Da der Rekordpreis auch von Geschäftsreisenden eingesackt wird, befürchten Hoteliers und Gastronomen erhebliche Umsatz-Einbußen.
Glück im Unglück: Im osthessischen Alheim (Hersfeld-Rotenburg) wird der Albtraum aller Eltern zur Realität. Der zwei Jahre alte Georg entwischt seinem Vater bei einem Spaziergang im Wald und bleibt trotz einer großangelegten Suchaktion mit über 350 Einsatzkräften stundenlang verschollen. Zum Happy End kommt es dann aber nach sieben Stunden: Der Junge wird um 23.30 Uhr über vier Kilometer vom Ursprungspunkt entfernt gefunden. Das Wichtigste: Ihm geht es gut.
Gedenken in Hanau: Am vierten Jahrestag des rechtsextremen Anschlags von Hanau und dem Tod von Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov gedenken Tausende der Opfer und setzen bei einer Kundgebung ein deutliches Zeichen gegen Rassismus. Gleichzeitig gibt es immer wieder Kritik an den Behörden und dem polizeilichen Vorgehen.
Zum Sport
Tränen in Frankfurt: Nach knapp 24 Jahren als Präsident von Eintracht Frankfurt verabschiedet sich Peter Fischer auf der Mitgliederversammlung in den Ruhestand. "Ich kann meine Gedanken, Gefühle und Emotionen nur schwer sortieren. Wer da keine nassen Augen bekommt, ist kein Mensch", sagt Fischer vor knapp 2.500 Gästen in der rappelvollen Frankfurter Jahrhunderthalle. Die Antwort von den Rängen: "Peter gibt einen aus." Der bunte Verein verliert seinen buntesten Hund.
Und die Kultur?
Satire gegen Faschisten: Ein Kommunikationsdesigner aus Wiesbaden macht in einer Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin erstmals Satirehefte gegen den Nationalsozialismus öffentlich - rund 80 Jahre, nachdem der im Untergrund lebende Jude Curt Bloch sie gestaltet hatte.
Und sonst so?
Ente in Flasche: Erinnern Sie sich noch an Erpel Edgar aus dem nordhessischen Frankenberg? Der arme Enterich, dessen Schnabel in einem abgebrochenen Flaschenhals feststeckte, erlangte im Jahresendspurt 2023 (traurige) Berühmtheit. Er sorgte sich das ganze Bundesland um sein Wohlergehen, dann scheiterten zahlreiche Fangversuche von mehr oder weniger geschickten Tier-Schützern. Im Februar 2024 verliert sich dann Edgars Spur, weder Spaziergänger noch der NABU können ihn finden. hessenschau.de wünscht Edgar, dass er sich selbst befreien konnte und nun ein ruhiges Leben führt. Ente gut, alles gut - hoffentlich.
Der Erpel mit dem abgebrochenem Flaschenhals um den Schnabel schwimmt auf der Eder.
MÄRZ 2024
Das hat Hessen bewegt
Oder in diesem Fall: nicht bewegt. Der Jahresbeginn steht ganz im Zeichen von nichtfahrenden Zügen und Bussen sowie am Boden bleibenden Flugzeugen. GDL-Chef Claus Weselsky wird zum meistzitierten Mann in Hessen, Deutschland und der Bahnfahrer-Welt. Der 6. März wird mit der Kombination aus Lokführer- und Luftsicherheitskräfte-Streik am Flughafen zum hessischen Super-Streiktag.
Gender-Sternchen kommen auf den Index: Die hessische Regierung verbietet Schülern und Schülerinnen, in Abschlussprüfungen Genderzeichen zu verwenden. Was vorher ein Akt der Gleichberechtigung und Veränderung war, ist nun ein Fehler. Kurz später wird die Gendersprache von CDU-Ministerpräsident Rhein auch in Ministerien offiziell untersagt.
Mann in Gaststätte getötet: Erst trinken sie Bier und lachen, dann kommt es zu einem verhängnisvollen Streit. Ein 40-Jähriger soll seinen 59 Jahre alten Bekannten in einer Kneipe im Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach erschossen haben. Der Verdächtige flieht, stellt sich 36 Stunden später aber der Polizei. Die Hintergründe bleiben rätselhaft.
Urteil nach tödlichem Schlag auf Fußballplatz: Nach dem Tod eines 15-Jährigen bei einem Fußballturnier im Frankfurter Stadtteil Eckenheim fällt das Urteil gegen den Angreifer. Das Landgericht belegt einen 17-Jährigen, der das Opfer mit einem Faustschlag am Pfingssonntag 2023 tödlich verletzte, mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe.
Zum Sport
Lilien in Not: Der SV Darmstadt 98 taumelt in der Bundesliga dem Abstieg entgegen und bringt irgendwann selbst die treuesten Anhänger gegen sich auf. Beim blamablen 0:6 gegen den FC Augsburg kommt es erst zu Auflösungserscheinungen und dann zu einer Standpauke eines Fans auf dem Rasen. Der Absturz der Lilien ist nicht mehr aufzuhalten.
Und die Kultur?
Toller Blick: Das Städel Museum macht seine Dachterrasse für Besucherinnen und Besucher zugänglich und bietet damit von der Sachsenhäuser Seite aus einen "Postkartenblick" auf Frankfurt. Finanziert wurde das knapp drei Millionen Euro teure Projekt mit Spenden aus der Bürgerschaft und von großzügigen Mäzenen und Mäzeninnen.
Bis zu 50 Menschen können vom Städel Dach die Aussicht auf die Stadt genießen.
Und sonst so?
Es klingt wie ein Sommerloch-Thema, ist in der Zeit vor der Fußball-Heim-EM aber sogar Inhalt einer tausendfach unterschriebenen Petition: Die Fans der deutschen Nationalmannschaft wollen den Deutsche-Welle-Hit "Major Tom" von Peter Schilling zur offiziellen Tor-Hymne erklären – und werden ausgerechnet in Frankfurt erhört. Beim 2:1-Sieg gegen die Niederlande ertönt der Song beim Ausgleichs-Treffer von Maximilian Mittelstädt tatsächlich durch die Lautsprecher des Waldstadions. Völlig losgelöst!
- Januar bis März: Rhein bleibt, Fischer geht, Erpel Edgar taucht ab (Samstag)
- April bis Juni: Tauben und Schweine in Gefahr - englische Fans auch? (Sonntag)
- Juli bis September: Unwetter in Nordhessen, Geld-Not in Löhnberg, Gold-Traum in Paris (Montag)
- Oktober bis Dezember: (Böse) Überraschungen aus China, auf Hawaii und in Baunatal (Dienstag)