Babybär Linnear mit Mama Onni

Hessen Kleiner Braunbär Linnea im Wildpark Knüll vorgestellt – Kritik von Tierschützern

Stand: 19.07.2024 18:51 Uhr

Die Geburt von Jungbärin Linnea war für den Wildpark Knüll im nordhessischen in Homberg (Efze) eine echte Überraschung – und Grund zur Freude. Doch es gibt Kritik von Tierschützern. 

Von Stefanie Küster

Viel Rummel um ein kleines Bärenkind in Homberg (Efze): Zum ersten Mal durfte die kleine Linnea mit Mutter Onni am Freitag den großen Gemeinschaftsbereich der anderen Braunbären und Wölfe betreten. Künftig kann sie hier von Wildpark-Besuchern noch besser beobachtet werden. 

Onni badet im Teich, Linnea scheint skeptisch und bleibt am Ufer.

Komm rein! Onni badet im Teich, Linnea scheint skeptisch.

Aus dem Baby ist mittlerweile ein kleiner Braunbär geworden. Lieblingsspeise: Sellerie. Beim Erkunden der Anlage in Nordhessen zeigte sich das 50 Zentimeter große Fellknäuel von seiner frechen Seite – und hüpfte nach anfänglicher Skepsis sogar in einen Teich. Kein Wunder, denn die Kleine hat laut Wildpark einen ausgeprägten Faible für Wasser und Schwimmen.

Unbemerkt auf die Welt gekommen

Linneas Geburt war für die Mitarbeiter im Park eine echte Überraschung. Entdeckt wurde sie Mitte März: Eine Tierpflegerin hat bei einer Gehege-Kontrolle bei den Braunbären Geräusche gehört, die definitiv nicht von einem ausgewachsenen Tier kommen konnten.

Das Bild zeigt ein Bären-Junges. Es hat ein gräulich-braunes Fell und liegt bäuchlings auf dem Boden, der mit Stroh ausgekleidet ist.

Jungbärin Linnea ist die neueste Bewohnerin im Wildpark Knüll in Homberg (Efze). Sie wurde erst einige Tage nach ihrer Geburt von einer Pflegerin entdeckt: Ihre Mutter Onni hatte sie in ihrer Winterruhe zur Welt gebracht. Das ist laut Wildpark typisch für Braunbären. Bisher kümmere sich Onni gut um ihre Tochter. Besucherinnen und Besucher des Wildparks müssen aber noch etwas warten, bis sie Linnea beobachten könnten: Ins Freie wird sie ihre Mutter wohl erst nach ihrem dritten Lebensmonat begleiten. So lange bleiben junge Bären in der Regel in ihrer Höhle.

Dann wurde in der Höhle ein kleine Bärenkind entdeckt. Damals hatte Linnea drei Kilo gewogen.

Kritik vom Tierschutzbund

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert den Bärennachwuchs im Wikdpark Knüll. Man verfolge die Situation im Park seit vielen Jahren, sagte James Brückner dem hr. Nun sei es erneut zu überraschendem Nachwuchs trotz Verhütung gekommen, so der Leiter des Wildtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund. Möglich sei, dass der Zeitpunkt für die Gabe des Verhütungsmittels nicht passe.

Im Wildpark hatte man versucht, weitere Bärenbabys zu verhindern, erklärte dazu Wildparkleiter Wolfgang Fröhlich. Allerdings sei es wie bei der menschlichen Verhütung auch bei Tieren niemals zu 100 Prozent sicher. Dazu sei es schwierig, den richtigen Zeitpunkt für eine Verhütung zu treffen.

Egal ob Rotwild oder Bär – ein Jungtier sei für den Wildpark "immer etwas besonders", so Fröhlich, auch für die Besucher. "Deshalb freue ich mich immer, wenn es so gut klappt." Im Wildpark gebe es ausreichend Platz für Linnea.

Linnea badet im Teich.

Später traute sich Linnea doch allein in den Teich.

Bärin Onni immer wieder schwanger

Bärenmama Onni hat dem Wildpark bereits zum fünften Mal Nachwuchs beschert. Sie hatte schon 2010, 2012, 2015 und 2019 Babys zur Welt gebracht. Die Tiere der Jahrgänge 2012 und 2015 wurden jedoch nicht alt und starben früh. Die Drillinge, die 2019 geboren wurden, hatte der Wildpark an andere Parks abgegeben.

Eine weiteres Drillingsgeburt hatte 2012 bereits für Kritik gesorgt. Nachdem das erste Bärenbaby tot im Gehege aufgefunden worden war, hatte Onni die beiden verbliebenen Tiere nicht mehr ausreichend versorgt. Der Wildpark hatte daraufhin entschieden, die Jungen einschläfern zu lassen, um eine Handaufzucht zu verhindern. Damals hatte sich die hessische Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin eingeschaltet.

Artgerechte Plätze für Bären aus schlechter Haltung benötigt

Der Tierschutzbund bemängelt ein Unterbringunsproblem von Braunbären. Man bekomme häufig Anfragen zur Unterbringung von Bären aus schlechter Haltung, betonte Brückner. Dabei gebe es nur begrenzt Plätze in geeigneten Auffangstationen, so dass nur ein Bruchteil der Bären aufgenommen werden könne. Gezüchtete Bären verschärften das Problem, weil potenzielle Plätze belegt seien.

Derzeit besteht ein Zuchtverbot von Braunbären. Die Maßnahme ist eine Vorgaben des Europäischen Zooverbandes (EAZA). Dieser reguliert die Bestände in den europäischen Tierparks. Einem Braunbären in Sachsen war deshalb ein Hormonchip eingesetzt worden.

Braunbären bewusst gezüchtet?

Der Deutsche Tierschutzbund hatte den Verantwortlichen in Homberg (Efze) nach eigenen Angaben schon 2021 angeboten, den Wildpark hinsichtlich eine effektiveren Verhütung bei den Braunbären zu beraten. Das hatten die Parkverantwortlichen laut Brückner abgelehnt. 

Bärenbaby Linnea mit Mama Onni: beide schnüffeln am Boden, im Hintergrund ist ein Teich.

Linnea erkundet gemeinsam mit Mama Onni ihr neues Reich.

Auch deshalb gehe man davon aus, dass man "in Homberg bewusst regelmäßig Bärennachwuchs züchte", so Brückners harter Vorwurf. Kleine Bären seien bei den Besuchern "der wahre Renner".

Wildpark: Alles getan, um Nachwuchs zu verhindern

Was sagen die Park-Verantwortlichen zu diesen Vorwürfen? Wildparkchef Fröhlich will davon nichts wissen. Man habe alles getan, um eine weitere Schwangerschaft bei Onni zu verhindern und "es nicht darauf angelegt".

Dennoch erhofft sich Fröhlich durch Linnea noch mehr Besucher, die eine Menge über das Leben von Wölfen, Bären und den anderen Wildtieren erfahren. Ob der Zooverband wegen Linneas Geburt nun in Nordhessen vorstellig werden wird, war am Freitag nicht zu erfahren.

Linnea scheint der Trubel um ihre Geburt völlig egal zu sein. Neugierig erkundet sie ihr neues Reich. Mindestens zwei Jahre wird sie in Nordhessen bleiben. Ob und wohin sie dann umziehen wird, ist noch nicht klar.