Das Bild zeigt einen Luchs: eine hellbraune Raubkatze mit Pinselohren und dunkleren Flecken im Fell, die auf einem mit Moos bewachsenem Felsen sitzt.

Hessen Der Luchs kehrt langsam nach Hessen zurück

Stand: 06.11.2024 13:17 Uhr

1833 wurde der letzte Luchs auf hessischem Boden erlegt. Seit einigen Jahren erholt sich der Bestand wieder. Laut aktuellem Luchs-Bericht gab es kürzlich sogar Nachwuchs im Reinhardswald. Das weckt bei Experten die Hoffnung auf eine dauerhafte Rückkehr der Raubkatze.

Europas größte Wildkatze findet ihren Weg zurück nach Hessen: Neun selbstständige Luchse und vier Jungtiere leben laut dem aktuellen Luchs-Bericht des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und dem Arbeitskreis Hessenluchs derzeit im Grenzgebiet zwischen Hessen und Niedersachsen.

Vier bis fünf dieser Tiere hätten ihr Hauptstreifgebiet in Hessen, hieß es bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch. Insgesamt seien von Mai 2023 bis April 2024 82 Luchshinweise dokumentiert werden. Das sind sechs mehr als im Vorjahr.

Weibchen mit Nachwuchs gesichtet

Die Hinweise seien überwiegend durch Fotofallen in Nord- und Nordosthessen sowie genetische Nachweise erbracht worden und würden daher größtenteils als gesichert eingestuft, so das HLNUG.

Insgesamt konnten demnach in Hessen vier sesshafte Luchse sicher nachgewiesen werden: ein Weibchen mit Jungtieren im Reinhardswald (Kassel), ein weiteres Weibchen sowie ein Männchen in Nordosthessen und ein Männchen im niedersächsischen Bramwald, der sich bis nach Nordhessen erstreckt.

Man gehe davon aus, dass die Jungtiere in Hessen zur Welt gekommen seien. Im Reinhardswald wurde bereits in den Jahren 2019/2020 und 2022/2023 Nachwuchs festgestellt.

"Rückkehr wäre ein Erfolg"

Dies lasse auf weiteren Luchsnachwuchs hoffen, teilte das HLNUG mit: Je mehr Luchse sich in Hessen niederließen, desto wahrscheinlicher sei es, dass sie sich auch dauerhaft vermehrten.

"Die dauerhafte Rückkehr des scheuen Einzelgängers nach Hessen wäre ein Erfolg", sagte der Staatssekretär im hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Michael Ruhl (CDU), am Mittwoch.

Für Hessen könne man aber nicht von einem gesicherten Bestand sprechen. In den Regionen, wo der Luchs unterwegs sei, sorge er für gesunde Wildbestände, da er vor allem schwache und kranke Tiere reiße.

Luchs-Population wächst nur langsam

Der Luchs sei im Naturschutz eine "problematische Art", erklärte Thomas Norgall, Naturschutzreferent des hessischen Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Koordinator des Arbeitskreises Hessenluchs. Die Nachwuchsrate sei gering, Populationen würden nur langsam wachsen.

Die Tiere siedelten sich üblicherweise nur in der Nachbarschaft bereits vorhandener Reviere an. Hessen profitiere von einer positiven Bestandsentwicklung im Harz sowie Auswilderungsprojekten in Thüringen und Niedersachsen. Norgall schränkte aber ein: Krankheiten könnten kleinere Bestände drastisch reduzieren.

1833 ausgerottet

Auch HLNUG-Präsident Thomas Schmid hob die Gefahr durch Krankheiten hervor. Vor knapp zehn Jahren sei die Luchs-Population in Hessen wegen der Infektionskrankheit Räude erloschen. "Wir hoffen, dass sich diese fragile Population jetzt stabilisiert, dass Nachwuchs kommt."

Europas größte Wildkatze galt durch starke Bejagung lange Jahre als ausgerottet, 1833 wurde der letzte Luchs auf dem Gebiet des heutigen Hessens - im Odenwald - erlegt.

Zwischen 2010 und 2015 konnten Fotofallen im Forstamt Melsungen (Kassel) laut HLNUG erstmals wieder Fortpflanzung nachweisen.

Keine Gefahr für Menschen

Für Menschen stellt eine Begegnung mit einem Luchs dem HLNUG-Präsidenten zufolge keine Gefahr dar. Was sollte man tun, wenn man einem Luchs begegnet? "Handys zücken, sich freuen, ein Foto machen und sich noch mal freuen", so Schmid. "Das ist ja mehr als ein Sechser im Lotto."