Im Hintergrund eine Straßenkreuzung aus der Vogelperspektive, davor drei erfundene Autokennzeichen

Hessen MÜM, KEK und Co.: Uni-Professor schlägt neue hessische Kfz-Kennzeichen vor

Stand: 08.10.2024 14:32 Uhr

In Hessen könnten 39 Städte mit über 20.000 Einwohnern künftig ihr eigenes Autokennzeichen bekommen - zumindest wenn es nach dem Vorschlag des Uni-Professors Ralf Bochert geht. Mit dabei: Rodgau, Viernheim und Mörfelden-Walldorf.

Eigentlich bestehen Kennzeichen nur aus ein paar Buchstaben und Zahlen, die ins Blech gedrückt werden. Für viele sind sie aber mehr: Städte werben mit dem Kürzel der Ortskennung, manche Menschen drücken so ihre Heimatverbundenheit aus - und für Rätsel-Fans ist es eine willkommene Abwechslung bei langen Fahrten.

Nun gibt es einen Vorschlag, für hunderte mittelgroße Städte in Deutschland eine jeweils eigene Buchstaben-Kombination zuzulassen. Ralf Bochert, Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn, möchte, dass es künftig mehr Kennzeichen gibt.

Für Hessen schlägt er neue Kennzeichen für 39 Städte mit über 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern vor. Die Kommunen liegen in zwölf der 21 hessischen Landkreise. Bochert schlägt auch gleich jeweils ein mögliches Kürzel vor.

Das sind die Vorschläge für Hessen

Die meisten Vorschläge für einen einzelnen hessischen Landkreis macht das Heilbronner Forschungsprojekt für den Kreis Offenbach, nämlich neun:

  • DIE für Dietzenbach,
  • DR für Dreieich,
  • LGN für Langen,
  • MÜM für Mühlheim am Main,
  • NIS für Neu-Isenburg,
  • OBH für Obertshausen,
  • RÖD für Rödermark,
  • ROG für Rodgau,
  • SGS für Seligenstadt.

Auch für den Main-Taunus-Kreis gibt es ziemlich viele Ideen - sechs an der Zahl:

  • BSO für Bad Soden am Taunus,
  • EBO für Eschborn,
  • FM für Flörsheim,
  • HAH für Hattersheim,
  • HTA für Hofheim am Taunus,
  • KEK für Kelkheim.

Alle hessischen Vorschläge haben wir in dieser Grafik zusammengefasst:

Die Vorschläge für alle 320 Städte in Deutschland finden Sie hier.

Idee: Lokale Identität stärken

"Mit der Einführung eigener Buchstabenkürzel auf dem Nummernschild könnten viele Kommunen die lokale Identität - sowohl nach innen als auch nach außen - stärken", findet Bochert. Das Autokennzeichen sei wichtig für das Stadtmarketing und verstärke die Relevanz einer Kommune. In der Bevölkerung gebe es zudem einen großen Wunsch nach mehr lokaler Verortung. "Natürlich haben die Kommunen größere Sorgen. Aber hier geht es ausnahmsweise mal ums Herz, um Identifikation und Heimat, ohne dass Kosten entstehen", so Borchert.

Lange Zeit galt in Deutschland die Vorgabe: Zu einem Verwaltungsbezirk - in der Regel sind das Landkreise und kreisfreie Städte - gehört ein festgelegtes Kennzeichen, das sich von anderen Regionen unterscheidet. Geändert hat sich das erst im Jahr 2012. Seit dieser Liberalisierung können sich Autofahrerinnen und Autofahrer oft zwischen mehreren Orts- und Regionalkürzel entscheiden. Nach der Liberalisierung wurden nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums weit mehr als 300 Alt-Kennzeichen wieder eingeführt.

Regionalkennzeichen sind also nicht neu. Allerdings gilt die Öffnung von 2012 weitgehend nur für ausrangierte Buchstaben-Kombinationen, die bei Gebietsreformen oder Kreisfusionen abgeschafft wurden. Damals wie heute gilt: Bevor die alten Kürzel neu vergeben werden können, müssen die Länder die Wiedereinführung beim Bund beantragen. Komplett neue Ortskennungen - wie jetzt Bocherts Vorschläge - sieht die Entscheidung lediglich in Sonderfällen vor.

So könnte es funktionieren

Damit ein neues Kennzeichen genehmigt werden kann, muss ein Land zunächst beim Bundesverkehrsministerium eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung beantragen. Diese muss im weiteren Verlauf vom Bundesrat beschlossen werden. "Im Prinzip muss man nur zwei Sätze streichen und ergänzen, dass weitere Kennzeichen möglich sind. Dann ist das Ding durch", sagt Bochert.

Ein Beispiel: Das Land Hessen beantragt für den Kreis Offenbach zusätzlich ROG und RÖD für Rodgau und Rödermark. Dann wird geprüft: Gibt es diese Kennzeichen schon oder sind sie sittenwidrig? Wenn das nicht der Fall sei, erläutert Borchert, würden die neuen Kennungen im Bundesanzeiger veröffentlicht und könnten im Anschluss ausgegeben werden.

Kritik vom Landkreistag

Bochert geht davon aus, dass viele Länder - wie bei den Alt-Kennzeichen - einen solchen Antrag erst auf Wunsch eines Bezirks oder Kreises stellen würden. Oft sei dafür ein Kreistagsbeschluss oder eine Entscheidung des Landrats notwendig. "Ob die Städte also tatsächlich eine eigene Kennung bekommen, ist Teil der politischen Aushandlung vor Ort."

Kritik kommt vom Deutschen Landkreistag: "Es gibt wesentlich dringlichere Probleme, Herausforderungen und Zukunftsfragen für unser Land, die unsere gesamte Aufmerksamkeit und Kraft erfordern", teilt Präsident Achim Brötel (CDU) mit. Er halte den Vorschlag aber auch in der Sache für überflüssig. "Konnte man bei den historischen Alt-Kennzeichen im Sinne einer nostalgischen Reminiszenz wenigstens noch auf die früher bestehenden Regelungen zurückgreifen, wäre das jetzt etwas völlig Neues."