Hessen Neujahrsbotschaften der Kirchen: "Bad News" sind nicht das ganze Leben
Kriege, Krisen, Notlagen: Sich regelmäßig über die Weltlage zu informieren, kann kräftezehrend sein. Limburgs Bischof Bätzing rät in seiner Neujahrspredigt zu Alternativen. Einig sind sich die Kirchen aber in einem: Es ist nicht alles schlecht.
Der tägliche Blick in die Nachrichten kann die Stimmung stark schädigen. Dieses Phänomen kennen wohl die meisten, auch Limburgs Bischof Georg Bätzing sprach darüber in seiner Silvesterpredigt im Frankfurter Dom.
"Dass Menschen hierzulande und weltweit zunehmend bedrückt leben und angesichts der Konflikte und Krisen, die sich überlagern und gegenseitig verstärken, zunehmend pessimistisch in die Zukunft blicken, angstvoll und wenig zuversichtlich, das ist offensichtlich", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz laut vorab verbreitetem Rededokument.
Limburgs Bischof Georg Bätzing kritisiert den bayrischen Kreuz-Erlass.
Bätzings Rat: "Bewusst nach guten Nachrichten zu suchen und sie in sich aufzunehmen, das kann den Blick verändern, der doch so oft durch Negativschlagzeilen bestimmt ist. Und ganz bestimmt ist es eine wirksame Hoffnungsübung, anderen Menschen Hoffnung zu schenken in schweren Zeiten durch kleine Zeichen, tröstende Worte, einfach da zu sein."
Der Bischof verwies auch auf russische Desinformationskampagnen. Solche Propaganda diene etwa dem Zweck, die Zukunftsangst der Deutschen zu schüren und die Polarisierung der Gesellschaft voranzutreiben.
Fuldaer Bischof: Sorge um Andere ist ein hohes Kulturgut
Fuldas Bischof Michael Gerber hat in seiner Silvesterpredigt die Gläubigen an den christlich-karitativen Auftrag erinnert. Zugleich dankte er laut einer vorab veröffentlichten Mitteilung des Bistums allen Akteuren, die sich in der Gesellschaft sozial engagieren.
Der Bischof rief demnach auch zu einem bewussteren Umgang mit Andersdenkenden, Ausgegrenzten und Fremden auf. Die Sorge um den Anderen und dessen Würde, unabhängig von Herkunft oder Religion, sei ein hohes Kulturgut, sagte der Bischof der Mitteilung zufolge.
Bischof Michael Gerber
Das Christentum vertrage keine Beschränkung von Raum und Zeit, sondern habe eine universale Dynamik mit der Frage: "Wie hast du auch jene im Blick, die jenseits deiner Grenzen leben?", erklärte Gerber. Im Engagement für die Menschen und für die Bewältigung dieser Aufgaben seien in Zukunft Bündnisse nötig, die auch ungewöhnliche Partnerschaften zwischen religiös und säkular motivierten Gruppen umfassen könnten. Nur "unter Frommen zu bleiben", reiche nicht aus.
Mainzer Bischof: Nicht mit Kriegsfähigkeit abfinden
Nach Ansicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf braucht es das Festhalten an einer Perspektive und Vision zum Frieden. "Die eigentliche Zeitenwende ist das Angebot des Friedens, das Gott den Menschen macht, Frieden mit ihm und Frieden untereinander", sagte Kohlgraf in seiner Predigt am Silvestertag laut Manuskript.
Zwei Konzepte von Zeitenwende stoßen demnach derzeit aufeinander, ein politisches und ein religiöses - basierend auf Christi Geburt. Letzteres finde sich nicht mit der Kriegsfähigkeit ab. Die politische Zeitenwende beschrieb der Bischof als Ende einer vermeintlich friedlichen Ära und Beginn einer neuen Zeit, in der man aus Verteidigungsgründen hochrüste. "Die Zeitenwende beinhaltet im Wesentlichen, Menschen wieder kriegs- und verteidigungsfähig zu machen", sagte Kohlgraf, der auch Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi ist.
Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom.
Leider seien die aktuellen Kriege ein Zeichen der Zeit. Zudem gebe es in Europa eine "neue Versuchung des Nationalismus" nach Jahren des gemeinsamen Strebens nach mehr Einheit.
EKHN: "Prüfet alles und behaltet das Gute"
"Prüfet alles und behaltet das Gute": So lautet die Jahreslosung der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau (EKHN) für 2025. Sie ermutige die Gläubigen, genau hinzusehen, hinzuhören und zu verstehen, um dann zu entscheiden, was dem Guten dient. Dies sei gerade mit Blick auf die Herausforderungen und Kriege der vergangenen Jahre von Bedeutung, teilte die EKHN mit.
Ulrike Scherf, stellvertretende Präsidentin der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau.
So ist Ulrike Scherf, die stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, davon überzeugt, "dass Gott treu an der Seite seiner Menschen steht, auch in schweren Zeiten. Gott traut uns Mut zum Guten zu und die Fähigkeit, es zu erkennen."